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Die junge Gräfin Teil 03

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„Es ist schön hier draußen. Ich bin froh, den Ärzten entkommen zu sein", sagt sie. Dabei schaut sie gedankenverloren aus dem Fenster.

„Wir haben uns Sorgen um dich gemacht", versichere ich ihr.

„Das ist lieb von Euch, aber es war nicht notwendig. Mich bringt nicht so leicht etwas um", antwortet sie vergnügt.

„Du warst im Koma, verdammt nochmal", entfährt mir. „Da ist doch klar, dass wir uns Sorgen machen. Du bedeutest uns sehr viel!"

Ich ziehe sie zu mir her und drücke sie fest an mich. Ich will spüren, dass sie lebendig und bei mir ist. Jasmin schaut mich mit großen Augen von unten her an.

„Ok, ich habe verstanden", flüstert sie. „Ich bin nicht mehr allein und muss nicht mehr die Harte spielen."

„Du warst nie allein! Sofie, Helene und Juri waren immer für dich da. Auch ihnen bist du wichtig", stelle ich klar.

„Das habe ich in meiner Trauer wohl übersehen", gibt sie kleinlaut zu. „Ich war vermutlich zu viel mit mir selbst beschäftigt."

„Das ist verständlich. Du warst ein junges Mädchen und hast auf einen Schlag beide Eltern verloren. Da darf man trauern", beschwichtige ich.

„Aber das Leben geht weiter", meint sie. „Dank dir, ist mir das klar geworden."

Ich halte sie noch etwas an mich gedrückt, bevor ich von der Hauptstraße abbiege und auf den Privatweg abbiege, der zum Schloss führt. Hier muss ich zu sehr auf die Straße achten und kann sie nicht mehr im Arm halten. Das wäre zu gefährlich. Es entsteht eine längere Pause. Jasmin schaut aus dem Fenster und scheint in Gedanken versunken zu sein.

„Ich nehme jetzt die Welt ganz anders wahr", sagt sie plötzlich vor sich hin.

„Seit dem Unfall?"

„Nein, seit du in mein Leben gekommen bist. Es gibt wieder alles einen Sinn und ich freue mich, auf alles, was noch kommt", sagt sie. „Du hast mir mein Leben zurückgegeben."

„Das freut mich", antworte ich. Auch ich bin sehr gerührt von ihren Worten. „Mein Leben hat sich auch verändert, seit ich dich kenne. Alles ist viel schöner und ich freue mich auf jeden einzelnen Tag mit dir."

„Ich liebe dich!", gesteht sie. Dabei schaut sie mich von der Seite her an und in ihrem Blick liegt unglaublich viel Zuneigung.

„Ich liebe dich auch", versichere ich. „Ich werde dich nie gehen lassen. Außer du willst es."

„Nie im Leben!"

---

Wir liegen gemütlich auf Liegestühlen im Garten und genießen die Sonne. Jasmin hat sich überreden lassen, heute einfach einmal nichts zu tun. Um sie zu überzeugen hat es nicht nur mich, sondern auch ihre drei helfenden Geister im Schloss gebracht. Diese haben sie mit großem Hallo empfangen und fest gedrückt. Jasmin war überrascht, als sie von Sofie in den Arm genommen wurde. Solche Gefühlsbekundungen waren bisher im Schloss wohl nicht üblich.

Wir dösen vor uns hin, da kommt Juri und hat den Kommissar im Schlepptau, der bereits mich befragt hat. Jasmin bietet ihm einen Stuhl an und wir setzen uns auf.

„Soll ich Euch alleine lassen?", frage ich.

„Von mir aus muss das nicht sein. Natürlich nur, wenn Frau Gräfin nichts dagegen hat", meint der Kommissar.

„Bitte bleib!", sagt Jasmin. Sie schaut mich hilfesuchend an und streckt die Hand nach mir aus. Ich nicke zustimmend und sie schenkt mir einen dankbaren Blick. Dann schaut sie wieder besorgt zum Kommissar.

„Können Sie sich an den Unfall erinnern?", will er wissen.

„Nur bruchstückhaft. Ab dem Moment, wo wir zu Fall gekommen sind, ist meine Erinnerung weg."

„Aber Sie wissen noch, was vorher war?", erkundigt sich der Kommissar.

„Ja, da weiß ich noch", antwortet sie. „Denke ich."

„War etwas anders, als sonst?"

„Wie meinen Sie das?"

„War an der Maschine etwas anders?"

„Am Abend stand sie etwas weiter vorne, als ich sie am Morgen abgestellt hatte."

„Das kam Ihnen nicht verdächtig vor?"

„Nein, warum auch. Dort, wo die Motorräder stehen, verstellt öfter jemand ein Fahrzeug, damit er besser ausparken kann. Manche haben ihre Maschinen nicht ganz unter Kontrolle und brauchen sehr viel Platz", erklärt sie. „Sie wissen, was ich meine."

„Ist Ihnen aufgefallen, dass sie beobachtet wurden?"

„Beobachtet? Was meinen Sie damit?"

„Hat Ihnen jemand zugeschaut, wie sie weggefahren sind?"

„Ich wüsste jetzt nicht, ob jemand im Hof stand. Mir wäre niemand aufgefallen. Ich habe allerdings auch nicht darauf geachtet", meint sie nachdenklich. „Ach ja, während Marc aufgestiegen ist, habe ich einen Moment nach oben geblickt und Werner entdeckt, wie er am Fenster stand und uns beobachtet hat."

„Wie hat er geschaut?"

„Grimmig", sagt Jasmin. „Echt grimmig."

„Warum fragen Sie?", mische ich mich ein.

„Weil es, wie ich ihnen schon gesagt habe, tatsächlich Sabotage war. Jemand hat die Schraube des hinteren Rades gelockert. Es war somit nur eine Frage der Zeit, bis es aus der Halterung springen würde. Ein Unfall war somit unvermeidlich", erzählt er.

„Oh du Scheiße!", entfährt es Jasmin.

„Ein Anschlag", stelle ich fest. „Haben Sie jemanden im Visier?"

„Es war höchstwahrscheinlich Ihr Arbeitskollege Werner. Wie Sie schon vermutet haben. Wir haben seine Fingerabdrücke am Motorrad gefunden. Doch beim Verhör hat er alles abgestritten. Er konnte zwar nicht erklären, wie seine Fingerabdrücke auf den Tank des Motorrades gekommen sind. Doch das muss noch nicht heißen, dass er die Tat begangen hat. Ohne handfestere Beweise mussten wir ihn laufen lassen", berichtet er.

„Können wir Ihnen helfen?", biete ich an. Der Kommissar scheint sehr nachdenklich zu sein.

„Wenn es dieser Werner war, was ich stark vermute, weil sonst niemand in Frage kommt, dann hätte ich einen Plan", sagt er.

„Der wäre?"

„Ich verhafte ihn wegen Mordversuchs. In dem Moment kommt Ihr beide dazu und Sie stellen ihn zur Rede", rückt er zaghaft mit seinem Plan heraus.

„Sie hoffen, dass er die Kontrolle verliert und die Tat gesteht", mutmaße ich.

„Genau", bestätigt er.

Ich denke kurz nach und schaue Jasmin an. Ich weiß nicht, wie sie dazu steht, Werner noch einmal gegenüber zu treten. Schließlich hat er versucht uns zu töten. Sie aber nickt und signalisiert mir damit, dass sie einverstanden ist.

„Gut, aber wir machen das morgen. Heute soll sich Jasmin, auf ärztlichen Rat hin, noch schonen", entscheide ich.

„Natürlich, er läuft uns nicht davon. Wäre Ihnen morgen zehn Uhr Recht?"

„Morgen zehn Uhr", bestätige ich.

Der Kommissar verabschiedet sich und Juri begleitet ihn zum Tor. Jasmin blickt sehr nachdenklich drein.

„Du glaubst wirklich, dass es Werner war?", erkundigt sie sich.

„Er war eifersüchtig. Übermäßig eifersüchtig sogar und solche Männer sind zu allem fähig", antworte ich.

„Werner hat mir gegenüber den Mund nie aufgebracht", winkt sie ab. „Ich glaube nicht, dass der an mir interessiert ist. Außerdem ist der viel zu alt!"

„Glaube mir, die Männer, die sich nicht trauen, sind oft die schlimmsten. In ihnen staut sich etwas an, das am Ende dazu führt, dass sie keinen wirklichen Bezug zur Realität mehr haben", erkläre ich.

---

Als wir zum Abendessen gehen, bin ich gespannt, wie es ablaufen wird. Wie erwartet, ist der Tisch nur für zwei gedeckt. Sofie sitzt bei Helene in der Küche und von Juri kann ich keine Spur entdecken.

„Die letzten zwei Tage haben wir alle zusammen gefrühstückt und gemeinsam zu Abend gegessen. Würde dich das stören?", frage ich Jasmin.

Helene, die gerade zur Tür hereinkommt, hat meine Frage wohl gehört. Sie bleibt wie angewurzelt stehen. Ihr Gesichtsausdruck spricht Bände. Sie blickt erschrocken drein und wirft mir einen tadelnden Blick zu. Jasmin kann Helene zum Glück nicht sehen, weil sie mit dem Rücken zur Köchin steht.

„Das ist eine gute Idee. Warum sind wir nicht vorher schon darauf gekommen", antwortet sie begeistert. „Wo sind denn alle?"

„Ich glaube, sie haben zu großen Respekt vor dir. Du musst es ihnen anbieten", rate ich.

„Helene!", ruft sie. „Wo sind Sofie und Juri?"

„Sofie ist in der Küche. Juri muss ich suchen", antwortet die Angesprochene.

„Gut! Und danach kannst du bitte für fünf Personen decken?", bittet sie.

„Aber Frau Gräfin ...", will Helene einwerfen.

„Nichts Gräfin. Marc hat völlig Recht. Wir sind eine große Familie und sollten uns auch wie eine verhalten. Ich bin Jasmin und Schluss. Wie oft hast du mich getröstet, als ich traurig war", meint sie. „Deine heiße Schokolade und dein Zuspruch haben mich oft und oft aus einem tiefen Loch geholt, wenn mir wieder einmal alles zu viel wurde."

Dabei lächelt Jasmin etwas angespannt. Ich sehe ihr deutlich an, dass auch für sie die Situation noch neu und ungewohnt ist.

Sofie, die aus der Küche ins Esszimmer gekommen ist, wohl weil sie mitbekommen hat, was wir sprechen, schaut mich überrascht und dankbar an.

„Hol Juri", weise ich sie an.

„Gern", antwortet Sofie. Und schon ist sie weg.

„Du machst dich gut als Hausherr", flüstert mir Jasmin ins Ohr.

„Wenn ich schon dein Meister bin, dann ist das nur die logische Folge", gebe ich leise zurück.

„Das finde ich unglaublich sexy", neckt sie mich.

„Wenn ich dürfte, würde ich dir auf der Stelle den Hintern versohlen, du freches Ding!"

„Dann tu es doch", fordert sie mich heraus.

„Heute nicht, das hat der Arzt verboten."

„Er hat nur gesagt, ich soll mich nicht aufregen und nicht anstrengen", kichert sie leise.

„Schluss jetzt. Heute wird nur gekuschelt", bestimme ich.

„Nicht zu ficken ist die größere Strafe, als den Hintern versohlt zu bekommen", jammert sie.

Ich gebe ihr einen Klapps auf den Hintern. „Das muss reichen!", sage ich leise. Dann drehe ich sie zu mir und gebe ihr einen langen und innigen Kuss.

„Setz dich!", weise ich sie an. Da Helene in die Küche gegangen ist und sich Sofie auf die Suche nach Juri gemacht hat, sind wir allein.

„Ja, Meister!", antwortet sie.

Ich ziehe galant den Stuhl zurück und schiebe ihn zurecht, sobald sie sich gesetzt hat. Helene, die in dem Moment ins Esszimmer kommt, um die restlichen drei Gedecke herzurichten, nimmt es mit einem wohlwollenden Lächeln zur Kenntnis.

„Ein richtiger Mann hat bisher im Haus gefehlt", sagt sie wie beiläufig.

„Ich musste lange suchen, bis ich den richtigen gefunden habe", kontert Jasmin.

In diesem Moment kommen Sofie und Juri in den Raum. Sie sind sehr zurückhaltend.

„Kommt, setzt Euch", lädt Jasmin sie ein. „Marc hat mir die Augen in vielerlei Hinsicht geöffnet. Er hat mir auch klar gemacht, dass Ihr meine Familie seid und, dass ich diese schreckliche Zeit nach dem Tod meiner Eltern wohl nicht überstanden hätte, wärt ihr nicht an meiner Seite gewesen und hättet Ihr nicht auf mich aufgepasst. Ich wäre vor die Hunde gegangen.

Aus diesem Grund möchte ich, dass wir auch wie eine richtige Familie gemeinsam essen. Dazu gehört auch, dass wir Du zueinander sagen und uns nicht von veralteten Verhaltensmustern leiten lassen."

„Aber Frau Gräfin, es gebietet der Respekt, dass wir uns wie Dienstboten benehmen", wirft Sofie ein.

„Schluss mit der Gräfin, ich bin Jasmin. Wir leben im einundzwanzigsten Jahrhundert", antwortet sie. „Außerdem habt ihr in all den Jahren deutlich bewiesen, dass Ihr viel mehr als Dienstboten seid. Ihr seid Freunde und Familie", stellt sie klar.

„Wir werden uns bemühen", lenkt Juri ein. „Sei nicht böse, wenn wir noch ab und an in alte Verhaltensmuster zurückfallen."

„Ich möchte noch etwas sagen", fügt Jasmin an. „Marc ist ab sofort der Mann an meiner Seite. Er wird hier einziehen und ist der Herr im Haus. Ab sofort trifft er alle Entscheidungen."

„Cool", meint Sofie.

„Ich ziehe hier ein?", frage ich. „Das haben wir noch gar nicht besprochen."

„Das bestimme ich", kontert Jasmin vergnügt. „Als Gräfin steht mir eine solche Entscheidung zu."

„Aha", stelle ich fest. „Du bestimmst und sagst im selben Atemzug, ich sei der Mann im Haus."

„Sieh es als letzte Amtshandlung", neckt sie mich.

Jasmin beugt sich zu mir her und haucht mir einen Kuss auf die Lippen. Sie schaut mir mit ihrem süßen Kleinmädchenblick in die Augen, der wohl jeden Mann entwaffnen würde.

„Ich brauche dich wie die Luft zum Atmen. Du musst hier einziehen, sonst welke ich, wie eine Blume ohne Wasser", säuselt sie verführerisch. Sie fügt ernst hinzu, „Ehrlich!"

„Dann kann ich wohl nicht anders", antworte ich.

Unser Gespräch war ins Vergnügliche gerutscht und die drei guten Geister des Hauses beobachten uns mit sichtlicher Freude.

„Der Kerl tut Ihnen gut", meint Sofie.

„Ihnen?", tadelt Jasmin.

„Dir tut er gut", verbessert sich Sofie.

„Da gebe ich dir Recht. Er tut mir tatsächlich gut", stimmt Jasmin zu.

Das Abendessen verläuft entspannt. Da ich allein auch schon mit den drei Geistern gegessen habe, ist es doch nicht ganz neu für sie und nach dem ersten Zaudern, weil nun schließlich auch Jasmin mit am Tisch sitzt, ist schon nach kurzer Zeit alle Anspannung verflogen.

Juri berichtet, dass die Kirschen reif sind und Helene Marmelade einkochen müsste.

„Nicht immer Marmelade. Einen Teil solltest du einwecken. Ich esse die so gern", wirft Jasmin ein. „Und einen Kirschkuchen hätte ich auch gerne."

„Seit wann?", ist Helene überrascht.

„Immer schon."

„Und warum hast du mir das nie gesagt?"

„Mich hat doch nie jemand gefragt. Bevor ich es mitbekam, waren schon alle Kirschen zu Marmelade verarbeitet", kontert Jasmin. Ihr Lachen zeigt, dass sie nicht böse ist.

Ich beobachte entspannt die Runde und stelle fest, dass das gemeinsame Essen die Kommunikation tatsächlich fördert. Bisher waren alle in ihrer Rolle festgefahren. Zum ersten Mal wird gemeinsam beraten und entschieden. Ich finde das unglaublich schön.

„Könnten wir nicht ein paar Hühner halten. Dann hätten wir immer frische Eier", schlägt Jasmin vor.

„Im Schlosshof würde ich die Hühner nicht halten, aber hinter den alten Pferdeställen könnte ich ein Stück Wiese einzäunen und einen Hühnerstall brauen", schlägt Juri vor.

„Wäre das wirklich machbar?", meint Jasmin. Sie ist begeistert.

„Ich sehe kein Problem", bestätigt Juri.

„Zehn Hühner und einen Hahn würde ich sagen", schlägt Helene vor.

„Gut, zehn Hühner", bestätigt Juri.

Während des Essens werden auch andere Dinge besprochen. Ich habe den Eindruck, als würden alle langsam auftauen und ihre Wünsche äußern, die ihnen vermutlich schon lange auf dem Herzen liegen, die sie aber nie angesprochen haben, weil sie sich nicht getraut haben.

Als Jasmin und ich zu Bett gehen, ist die Stimmung beinahe euphorisch. Alle sind zufrieden und der frische Wind, der nun weht, ist wohltuend.

„Danke", flüstert mir Sofie zu. Jasmin ist mit Helene noch schnell in die Küche gegangen, um ein Glas Wasser zu trinken.

„Wofür?", frage ich überrascht.

„Für alles. Jasmin ist ein ganz neuer Mensch. Sie blüht auf, hat Energie und Lebensfreude. Es ist kaum zu glauben. Das gemeinsame Abendessen ist der Hammer. Ich habe mich immer wohl in diesem Haus gefühlt. Doch nun fühle ich mich hier richtig zuhause. Es ist schön, hier sein zu dürfen", schwärmt sie.

„Ihr drei, du, Helene und Juri, Ihr seid wunderbare Menschen. Jasmin hat völlig Recht. Ohne Euch hätte sie sich nach dem Tod ihrer Eltern vermutlich verloren", antworte ich.

---

Am Morgen reißt mich der Wecker aus einem tiefen und erholsamen Schlaf. Jasmin liegt eng an mich gekuschelt und brummt etwas Unverständliches. Mir wird lediglich klar, dass sie wenig damenhaft den Wecker zum Teufel wünscht.

Am Abend hat sie sich bewusst lasziv vor mir entkleidet. Sie wollte unbedingt noch mit mir schlafen. Auch wenn es mir verdammt schwer gefallen ist, habe ich mich aus Rücksicht auf ihre Gesundheit, zurückgehalten. Ich konnte sie mit Mühe davon überzeugen, dass wir noch viele gemeinsame Nächte sowie unzählige andere Gelegenheiten haben werden.

Zähneknirschend und mit dem Blick einer verschmähten Frau, hat sie sich von mir abgewandt und so getan, als würde sie schlafen. Lange hat sie das aber nicht durchgehalten. Schon nach kurzer Zeit hat sie sich wieder umgedreht und an mich gekuschelt. Sie ist dann auch recht schnell eingeschlafen. Der Tag war wohl doch etwas anstrengend für sie gewesen.

„Wir haben eine Verabredung", erinnere ich sie.

„Was haben wir?", erkundigt sie sich schlaftrunken.

„Wir wollten den Kommissar treffen", helfe ich ihr auf die Sprünge.

„Ach ja", antwortet sie leicht genervt. Ich vermute, dass sie für den Morgen insgeheim schon andere Pläne geschmiedet hat. „Dann müssen wir wohl aufstehen. Und dabei hatte ich schon gehofft. Uffa! Mir ist aber auch nichts vergönnt!"

Sie zieht eine beleidigte Schnute, schafft es aber doch nicht, ernst zu bleiben und prustet am Ende laut los. Es macht Spaß, sie so vergnügt zu sehen. Sie ist wieder ganz die alte. Trotzdem bleibt uns nichts anderes übrig, als aufzustehen. Wir gehen ins Bad und machen uns frisch.

„Was soll ich anziehen?", erkundigt sich Jasmin.

„Zieh dich besonders sexy an. Das dürfte Werner leichter in Rage bringen", rate ich.

„Du willst ihn linken", kichert sie.

„Ich will, dass er seine gerechte Strafe kriegt. Uns hätte, wer weiß was, passieren können. Ich will gar nicht daran denken", antworte ich.

Meiner Stimme hört man deutlich an, dass ich mich maßlos über Werner und seine Verantwortungslosigkeit ärgere. Dass er mir etwas antun wollte, das könnte ich ihm irgendwann vielleicht verzeihen. Dass er aber Jasmin geschadet hat und ich solche Angst um sie hatte, das muss es büßen.

„Du hast ja Recht", beschwichtigt sie mich.

Jasmin steht einen Moment vor dem offenen Schrank und überlegt. Doch schon nach kurzer Zeit greift sie entschlossen zu und holt heraus, was sie braucht. Ein Teil nach dem anderen legt sie über ihren linken Arm und grinst dabei, als würde ihr das richtig Spaß machen.

„Warte hier. Es dauert nicht lang", weist sie mich an. Damit verschwindet sie ins Bad.

Ich bin überrascht, dass sie mich beim Anziehen nicht dabei haben will. Ich verstehe erst, als ich das Ergebnis sehe. Denn als die Tür wieder aufgeht, bleibt mir die Spucke weg. Jasmin ist hammermäßig geschminkt, trägt ein bauchfreies Top und einen Minirock, der sündiger nicht sein könnte. Sie sieht unglaublich heiß und umwerfend aus. In einem hat Werner tatsächlich Recht, sie wäre das tollste Model der Welt.

„Wow! Wenn sich Werner bei diesem Anblick nicht aus der Reserve locken lässt, dann weiß ich auch nicht", sage ich anerkennend.

Jasmin grinst zufrieden. Sie fühlt sich sichtlich wohl in ihrer Rolle. Obwohl mir mein Gefühl sagt, dass sie nicht oft so gekleidet war.

Wir gehen zum Frühstück. Juri und Helene kommen dazu, von Sofie fehlt jede Spur. Helene informiert uns, dass sie telefoniert und es sich um etwas Wichtiges handeln dürfte. Wir beginnen mit dem Essen und sind fast fertig, da kommt Sofie ganz aufgelöst ins Esszimmer.

„Was ist denn los?", erkundigt sich Jasmin besorgt.

„Meine Mutter ist gestürzt und musste mit einem Beinbruch ins Krankenhaus eingeliefert werden. Mein Bruder ist allein zu Hause", berichtet Sofie. „Was mache ich bloß?"

„Du schnappst dir mein Auto und fährst hin. Du besuchst deine Mutter im Krankenhaus und kümmerst dich anschließend um deinen Bruder. Was sonst?", antwortet Jasmin.

„Aber das geht doch nicht", winkt Sofie ab.

„Warum geht das nicht?", will Jasmin wissen.

„Ja weil!"

„Nichts da. Du tust, was ich dir sage und wenn du Geld brauchst, dann lass es mich wissen", stellt Jasmin klar. Sie ist entschlossen und lässt erkennen, dass sie keinen Widerspruch duldet. „Wir sind für einander da!"

Ganz spontan fällt Sofie Jasmin um den Hals und drückt sie. Es ist eine aufrichtige Reaktion, sie ist ihr wirklich dankbar.

„Nun iss und mach dich anschließend auf den Weg!", befiehlt Jasmin. Ihr freundliches Lächeln zeigt, dass sie es nicht so streng meint, wie es klingt.

„Mach nur, wir werden den Laden hier auch ohne dich schaukeln", bestärkt sie auch Helene.

---

Nach dem Frühstück machen sich Sofie mit Jasmins Wagen und wir mit meinem Auto auf den Weg. Mir ist ein wenig mulmig zumute. Schließlich hängt es von uns ab, ob wir Werner aus der Reserve locken können oder nicht. Von uns hängt vermutlich ab, ob er seine gerechte Strafe bekommt.