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Die Sehnsucht einer Nonne Teil 02

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17.

Seine verzweifelte Suche

Klaus wusste nur ihren Ordensnamen und ihren vorherigen Vornamen. Dass sie aus Italien, aus der Provinz Kalabrien stammte, und in einem Kloster in München wohnte, hatte sie ja erwähnt. „Mein Gott, warum hab ich sie nicht nach mehr gefragt. Sicher, zuerst schaute es nach einer unbedeutenden Begegnung aus und danach haben wir an das ganz bestimmt nicht mehr gedacht. Dass sie so klammheimlich die Hütte verlassen würde, hätte ich niemals gedacht ...!" Immer wieder zermarterte er sich den Kopf, ob sie nicht doch noch etwas gesagt hatte, was für ihn eine echte verfolgbare Spur gewesen war.

Krampfhaft überlegte er, wie er sie finden kannte „Zuerst brauche ich einmal alle Nonnenklöster in München und Umgebung." Systematisch telefonierte er eines nach dem anderen ab und erzählte immer wieder seine gleiche unverfängliche Geschichte. Er blieb erfolglos. Eine Schwester Margareta gab es zwar in einem Fall. Die war aber uralt und kam nicht in Frage. Nur bei zwei Gesprächen hatte er das Gefühl, dass die Nonne in der Telefonvermittlung ein paar Sekunden bis zu einer Antwort gezögert hatte, genau so, als ob sie einen kleinen Schreck bekommen oder überlegt hatte, ob und was sie sagen sollte. Da dachte er bereits, dass er richtig war. Doch dann kam auch da die schnelle Antwort „Nein, gibt es leider nicht bei uns."

Über zweieinhalb Jahre waren zwischenzeitlich vergangen. Klaus hatte etwas resigniert und seine Nachforschungen nur noch gelegentlich fortgesetzt. Zwischendurch packte ihn aber dann doch immer wieder der Ehrgeiz und sein unbeugsamer Wille, obwohl im irgendwie klar, dass es wohl vergebliche Mühe blieb. Angela ging ihm nicht mehr aus dem Kopf. Sie begleitete ihn an jedem Tag und jeden Abend, vor allem in den Monaten nach der Begegnung. In jedem Gesicht, das seiner Angela ähnlich war, sah er sie. Andere Frauen existierten für ihn nicht mehr, auch wenn sie sich ihm als noch so begehrenswert präsentierten. Allen in der Klinik schien er völlig verändert. Und doch wusste niemand, warum aus einem Liebling der Frauen, der keine Gelegenheit zum Flirten ausgelassen hatte, so plötzlich ein eher schweigsamer und in sich gekehrter Mensch geworden war.

Was hatte er sich mittlerweile alles besorgt, alle verfügbaren Bücher, Bildbände und Karten über Kalabrien. Er kannte diese ganze Provinz im südlichen Italien mittlerweile teilweise besser als seine eigene Heimat. Alle Ordensniederlassungen in ganz Oberbayern war er im Internet durchgegangen. Jede freie Stunde saß er die erste Zeit an seinem PC und stöberte in den Seiten der Klöster. Er überlegte krampfhaft, warum seine Angela niemand in allen befragten Klöstern kannte. Immer wieder sah er sich die Seiten im Internet an.

Eine der Ursachen für seine bisherigen Misserfolge glaubte er schließlich entdeckt zu haben. Die Klöster hatten nahezu alle irgendwelche Filialen, Altenheime, Kindergärten, viele soziale Einrichtungen und Krankenhäuser. Konnte es nicht sein, dass sie dort irgendwo arbeitete und wohnte? Das konnte eine Erklärung dafür sein. Alle fraglichen Einrichtungen, die er entdecken konnte, listete er noch in der gleichen Nacht auf. Auch die beiden Orte, bei denen er schon für Sekunden bei seinem Anruf geglaubt hatte, dass er am Ziel wäre, waren wieder darunter. Sie waren beide im Großraum München.

Er dachte unentwegt „So, mein Liebling, jetzt krieg ich dich, ich finde dich, und wenn ich für den Rest meines Lebens suchen muss, morgen werden wir das Netz etwas enger ziehen ...!" Erstmals war er davon überzeugt, dass er auf der richtigen Fährte war. Er hatte wieder Mut. Sein anfänglicher Optimismus war wieder voll da. Gleich am Morgen wollte dort anrufen. Beides waren große Einrichtungen, ein Altenheim und eine Klinik, und hatten damit auch viel Personal. Und für beide Einrichtungen war das zuständige Kloster an einem anderen Ort, also nicht unmittelbar an der Einrichtung.

Das Altenheim war schnell angewählt. Eine Schwester Margareta gab es dort nicht, auch nicht in den übrigen Einrichtungen dieses Ordens, zu denen auch die Klinik gehörte. Die Nonne in der Vermittlung hatte extra alle Verzeichnisse durchgesehen. Das Gespräch war eigentlich schon wieder beendet, als sie sagte „Moment, wir hatten mal eine Schwester mit diesem Namen in der Klinik. Sie war dort Ärztin. Die ist aber vor Jahren schon aus dem Orden ausgeschieden. Wie sie ausgesehen hat? Tut mir leid, Ich bin ihr nie begegnet, weil ich erst kurz danach in den Orden eingetreten bin. Sicher gibt es da noch Schwestern, die Näheres wissen. Sie müssten halt einmal dort nachfragen. Ich kann Ihnen dazu leider nicht mehr sagen ...!" Seine Bitte nach einem Gespräch mit der Oberin und um ein Nachsehen in den Unterlagen des Ordens lehnte sie nach Rückfrage bei ihrer Oberin kategorisch ab „Wir können Ihnen leider keine weiteren Auskünfte geben ...!"

Er dachte nur „Das ist sie, die konkrete Spur. Das muss sie sein, meine Klosterschwester Margareta, meine Angela!" Gleich nach dem Telefonat war er viel zu aufgeregt für einen Anruf dort. Minutenlang zwang er sich zur Ruhe und überlegte „Vor über 3 Jahren, genau da waren wir beide in den Bergen. Aber warum hat sie den Orden dann so kurz danach verlassen, wo er ihr doch so viele Jahre Heimat und Zuhause war? Klaus, jetzt nur nichts falsch machen. In dieser Klinik ist irgendwo der Schlüssel zu meiner Angela ...!"

18.

Eine heiße Spur

Er wusste genau, was er sagen wollte „Ich melde mich einfach als Arzt, der die Kollegin sprechen möchte. Am besten sage ich, dass ich ihr mal an der Uni begegnet bin. Dann wird man mir vielleicht eher etwas sagen, als wenn ich nur als Privatmann anrufe ...!" Dem sonst so überaus ruhigen Chirurgen zitterten die Hände. Sein Herz spürte er bis zum Hals schlagen, als er die Nummer wählte. Es meldete sich eine nicht mehr ganz junge weibliche Stimme „Schwester Felicitas Station ...!"

„Schwester Felicitas, Grüß Gott, hier ist Dr. Klaus Höfer aus Stuttgart, ich hätte gerne Schwester Margareta gesprochen ...!"

„Schwester Margareta?" Es folgten Sekunden Pause. „Eine solche gibt es hier nicht, Herr Doktor Höfer ...!"

„Doch Schwester, sie muss vor etwa drei Jahren bei Euch als Ärztin gewesen sein. Ich bin ihr an der Uni mehrfach begegnet und muss sie dringend etwas fragen ...!"

„Sie war einmal bei uns, ist aber leider schon länger nicht mehr hier ...!"

„A ja, das wusste ich gar nicht. Ich dachte, ich könnte sie bei euch noch erreichen. Dann wissen Sie aber doch ganz bestimmt, wo ich sie jetzt erreichen kann ...?"

„Das kann ich Ihnen nicht sagen", kam die zögerliche Antwort. „Ich kann ihnen aber einen anderen Arzt geben, der Bescheid weiß. Vielleicht hilft Ihnen das weiter. An welcher Uni sind sie ihr denn wann begegnet ...?"

„Nein, nein, ich müsste schon mit ihr selbst sprechen. Ach ja, in München und Stuttgart sind wir uns öfter begegnet während des Studiums ...!" Und er erzählte seine Story, die er sich zurecht gelegt hatte. Anschließend war eine lange Pause. Er spürte, dass am anderen Ende der Leitung irgend etwas geschah. Warum sagte diese Schwester jetzt urplötzlich nichts mehr?

„Herr Doktor, sie haben mich jetzt mindestens zehn Mal angelogen, wenn ich richtig mitgezählt habe ...!"

„Wieso, warum, das verstehe ich nicht ...!"

„Das verstehen Sie sogar sehr gut, sehr gut Herr Doktor ...!"

„Sie haben recht, Schwester, es tut mir leid, ich habe sie belogen. Aber, ich will doch nur meine Angela, die Schwester Margareta wieder finden, und das versuche ich jetzt schon in jeder freien Minute meines Lebens seit über fast drei Jahren! Niemand weiß etwas oder sagt mir etwas ...!" Seine Stimme klang sehr verzweifelt, den Tränen nah. Und genau so fühlte er sich auch.

Auch Schwester Felicitas war tief bewegt „Die Schwester Margareta, die ich kenne, und vermutlich meinen wir beide die Gleiche, hat ausschließlich in Italien studiert. Sie war die ersten zehn Jahre ihres Ordenslebens in einem Kloster unseres Ordens bei Rom. Und einen Hüftbeutel hat sie ganz bestimmt nicht verloren. Sie hatte nämlich gar keinen, weil sie immer alles in einem Rücksack verwahrte, wenn sie in die Berge fuhr. Sie müssen nicht schwindeln, Doktor, ich glaube, ich kenne die ganze Wahrheit, Herr Doktor, zumindest habe ich sie irgendwie erahnt. Und ihr Anruf bestätigt das ja schon fast alles ...!"

„Die Wahrheit, über mich und Angela? Was meinen sie damit ...?" brach es aus ihm heraus.

„Ich glaube schon. Sie ist ein paar Monate nach der Wandertour überraschend aus dem Orden ausgetreten und noch am gleichen Tag zu ihren Eltern gereist. Wir waren alle wie vor den Kopf geschlagen ...!"

„Ja, und warum ist sie denn ausgetreten? Der Orden war doch ihr Ein und Alles ...?"

„Seit der Begegnung mit Ihnen war er das wohl nicht mehr, dass heißt, ich weiß es nicht genau, es schien uns allen zumindest so, dass sie nach einem Wochenende in den Bergen zu einer ganz anderen geworden war ...!"

Er dachte nur immer wieder „Dann liebt sie mich genau so, wie ich sie. Ganz bestimmt konnte auch sie die Stunden in den Bergen nicht vergessen ...!"

„Das verstehe ich nicht." Er dachte „Ich muss Zeit gewinnen und diese Schwester am Hörer festhalten. Sie weiß mehr." Über Sekunden hinweg war wieder nur Schweigen.

Mehr flüsternd und mit tief bewegter Stimme fuhr sie fort „Ich habe es die Monate nach ihrer Rückkehr, bis sie schließlich so schnell ging, auch nicht verstanden. Niemand konnte das verstehen. Es tat uns allen so furchtbar leid. Sie war so ein wunderbarer Mensch ...!"

„Ich weiß, wie recht sie haben ...!"

„Kennen Sie sie denn näher ...?"

„Nein, nein, wir sind uns nur einmal kurz begegnet, das war allerdings auch nur kurze Zeit, genau genommen nur eine Nacht ...!"

„Diese kurze Zeit hinterließ aber offensichtlich ein paar besonders tiefe Spuren. Sonst würden sie jetzt nach über drei Jahren nicht noch nach ihr suchen ...?"

„Es waren wunderschöne Stunden, die wir zusammen verlebten. Für mich waren es die Schönsten meines Lebens. Ich liebe sie. Ich liebe sie mehr als mein Leben und ich bekomme sie aus meinem Kopf und meinen Gefühlen nicht mehr heraus, verstehen sie das ...?" Er wirkte sehr verzweifelt. Und in diesen Minuten war er es auch.

„Sie hatten großes Glück, dass ich ans Telefon ging. Die anderen Schwestern und Ärzte sind größtenteils wohl erst nach ihrem Weggang auf die Station gekommen. Die hätten Ihnen jetzt gar nichts sagen können, weil sie sie nicht mehr gekannt haben. Margareta und ich haben uns all die Jahre sehr gut verstanden ...!"

„Glück, nein, daran glaube ich bei Angela schon von der ersten Sekunde an nicht mehr. Das war und ist sehr viel mehr ...!"

„Ganz bestimmt haben Sie recht ...!"

„Wo ist sie denn zu Hause, wie heißt sie, bitte, sagen Sie es mir ...!"

Schwester Felicitas spürte sein Verzweiflung, seine Sehnsucht und Hilflosigkeit. Sie wusste, dass es nur sie war, die ihm weiterhelfen konnte, weil das Kloster dazu niemals etwas preisgegeben hätte. Dort brauchte sie ihn also gar nicht erst hin zu verweisen. Sie begann zu erzählen: „Ich weiß nicht, ob ich ihnen das jetzt alles sagen darf. Ich glaube schon. Ich tue es jetzt einfach, wenn Sie mich bitte nicht verraten, also nicht sagen, wer es Ihnen gesagt hat ...!" Er versprach es ihr hoch und heilig.

Sie erzählte, was sie wusste „Irgendwo in Kalabrien ist sie zu Hause, es muss eine große Stadt sein. Wenn man sie fragte, sprach sie manchmal von einem sehr großen alten Haus mit vielen Räumen und einem riesigen Park nahe am Meer, sehr nahe an der felsigen Steilküste. Ach ja, und recht vornehm muss es da zugegangen sein. Ich vermute fast, dass ihre Familie etwa Besonderes, vielleicht Adelige waren. Auch ihr Familienname klang so. Sie ist Chirurgin, also wird sie vielleicht versuchen, dort wieder in ihrem Beruf arbeiten zu können, wenn sie tatsächlich in ihre Heimat zurückgekehrt ist. Ihren Familiennamen habe ich mir leider nicht gemerkt. Er war ziemlich lang, klang sehr italienisch ...!"

Nach einer weiteren längeren Pause fuhr sie fort: „Sie erwähnte auch einmal, dass es offensichtlich mehrere Bedienstete gab, die sich um alles kümmerten. Ach ja, ab dem Tag ihres Wegganges hatte unser Mutterhaus scheinbar auch keine finanziellen Sorgen mehr. Das konnte damals Zufall gewesen sein. Aber dem Orden ging es seit ihrem Weggang auf wundersame Weise wirtschaftlich blendend und die Oberin sagte damals auch etwas von einer überaus großzügigen Zuwendung. Aber das ist wohl nicht von Bedeutung. Es ist nur aufgefallen, wie herzlich die Oberin Margareta verabschiedete und sie immer wieder umarmte. Normalerweise ist sie in einem solchen Moment nicht gerade so überaus herzlich, eher frostig und reserviert, sehr traurig ...!" Zu allem Übrigen dachte sie nur an das Versprechen, das sie ihrer Mitschwester beim Abschied gegeben hatte und sagte nichts.

Nach einer weiteren sekundenlangen Pause sagte sie mit bewegter Stimme „Sie muss sie unvorstellbar geliebt haben, Herr Doktor. Aber das alleine war wohl nicht der Grund für ihr Weggehen. Mehr kann ich dazu nicht sagen. Und Sie scheinen sie ebenfalls sehr zu lieben, sonst würden sie nicht über drei Jahre nach ihr suchen. Ich beneide Angela, ich beneide sie sehr ...!" Man hörte Wehmut aus ihren leisen Worten.

„Sie haben mir sehr geholfen, Schwester. Ich danke Ihnen sehr, herzlichsten Dank. Ich werde Ihnen das nie vergessen ...!" Damit war das Gespräch auch schon wieder beendet. Geholfen? Das hatte sie wirklich mehr als er zu hoffen gewagt hatte. Endlich, endlich wusste er jetzt sehr konkret, nach wem und wo er suchen musste. Alles weitere Suchen konnte jetzt nur noch ein Kinderspiel sein, meinte er sehr erfreut, und stieß einen regelrechten Freudenschrei aus.

Er sank in seinem Sessel zurück. Jetzt kullerten auch bei ihm die Tränen, Es brach regelrecht aus ihm heraus. So lange hatte er sie schon ergebnislos gesucht Was hatte er nicht alles versucht und telefoniert, Nachschlagewerke gewälzt und gelesen. Zeitweilig war jede freie Minute nur dem verzweifelten Suchen gewidmet. Und jetzt schien sie urplötzlich zum Greifen nahe zu sein. Da konnten einen die Gefühle schon etwas überwältigen.

„Moment, was hatte sie noch gesagt ‚Sie muss sie unbeschreiblich geliebt haben. Aber das alleine war wohl nicht der Grund dafür, dass sie gegangen ist. Mehr möchte ich dazu nicht sagen.' Was meinte sie damit. Was könnte es denn für einen anderen Grund noch gegeben haben ...?" dachte er immer wieder. Er fand keine Antwort darauf. Vielleicht hatte sie ja die Absicht, den Orden zu verlassen, schon länger? Dass es keinen anderen Mann gegeben hatte, da war er sicher. In ihren gemeinsamen Stunden gehörte sie einem Mann, mir, zum ersten Mal und zwar ganz, ihr Leib, ihr Geist und ihre Seele. „Ich war zu tausend Prozent ihr erster Mann, dass habe ich in jeder Sekunde genau gespürt. Niemand kann sich so verstellen, warum sollte sie auch. Sie ist schon dieser Engel, diese Heilige, die ich immer noch in ihr sehe, und so sehr verehrte, und meine tiefe Sehnsucht damit verbinde ...!"

„Egal, was sie damit gemeint hat. Ich muss sie finden, dann werde ich es wissen! Jetzt brauche ich all das Zeug über Kalabrien. Zuerst einmal alle Karten herausgesucht. Wie war das noch mal, große Stadt am Meer, felsige Steilküste, sehr großes Haus mit vielen Räumen, großer Park, vornehme Leute, Adelige? Das müsste doch jetzt wirklich mit dem Teufel zugehen, wenn ich mit diesen vielen Informationen nicht schnell zum Ziel kommen sollte." Er sollte sich ein klein wenig getäuscht haben.

Die ganze Welt sah für Klaus von einer Sekunde zur anderen wieder ganz anders aus. Vorher war alles grau in grau, düster und traurig. Komisch, jetzt freute er sich sogar über den Regen, sah alles nur noch in den schönsten Farben. Er war glücklich. In seinem häuslichen Arbeitszimmer hatten sich mittlerweile Bücher, Reisekataloge, Karten, alles, was er von irgendwo her über das Land bekommen konnte, gestapelt. Er entwickelte sich zum regelrechten Spezialisten für diesen armen Landstrich mit seinen kargen Böden.

Eine Stadt nach der anderen prüfte er anhand seiner gesammelte Werke und machte sich eifrig Notizen, klebte sich Hinweise und Merkzettel in die Unterlagen. An jedem Arbeitstag konnte er nicht schnell genug nach Hause kommen, weil er gleich mit seinen Recherchen weitermachen wollte. Jede freie Minute und viele Nächte drehte sich alles nur noch um dieses Land. Nicht einmal für Besucher, wie seine Eltern und Geschwister und verflossene Liebschaften oder Damen, die er früher mal umworben hatte, nahm er sich Zeit. Vor Angela wäre er mit den Damen ziemlich sicher schon nach kurzer Stunde im Bett gelandet. Diesmal signalisierte er ihnen schon an der Türe, dass er keine Zeit hatte, weil er leider an einer sehr dringenden wissenschaftlichen Arbeit saß. Das verstand man allseits oder tat zumindest so.

Nach Wochen, in denen er sich mehrmals gründlich in falsche Richtungen verrannt hatte, blieb schließlich ein Ort übrig, der nahezu perfekt in sein Schema passte. Er beschloss, den längst fälligen Urlaub anzutreten und dort hin zu fahren. Ihm war klar geworden, dass er nur vor Ort eine Chance hatte, Angela zu finden. Da er nur einzelne Brocken Italienisch verstand, hatte er bei allem, was sich zu Kalabrien angehäuft hatte, immer wieder große Probleme. Wichtige Seiten blieben ihm verschlossen. Immer wieder versuchte er deshalb gleichzeitig seine Italienischkenntnisse zu verbessern. Wie sollte er ansonsten von Stuttgart aus jemand dort finden, von dem er nicht einmal den Namen wusste, oder erfragen konnte. Dort sprach mit Sicherheit niemand ein Wort Deutsch.

Ganz so war es nicht. Viele Männer und Frauen aus Kalabrien waren ab den Sechziger Jahren jahrzehntelang als Gastarbeiter in Deutschland. Die meisten sind wieder dorthin zurückgekehrt und haben sich eine Existenz aufgebaut. Deutschland ist den Kalabresen ein sehr guter Begriff und man mag sich, weil das Verhältnis von Anfang an auch immer auf der sogenannten ‚gleichen Augenhöhe' war. Die Kalabresen waren den Deutschen mit den Jahren ihres Hierseins zu lieben Mitmenschen geworden, die sich auch als solche geradezu ideal integrierten.

19.

Falsches Spiel

Angela selbst war die ganze Zeit seit ihrer Rückkehr nicht untätig gewesen. Sie wollte und sie musste den Vater ihrer Kinder finden. Ihre Sehnsucht würde sie ansonsten irgendwann regelrecht verbrennen. Schon wenige Tage nach ihrer Ankunft hatte sie mit ihren Eltern darüber gesprochen, was man alles unternehmen konnte. Es schien ihnen aussichtslos. Trotzdem beauftragte ihr Vater gleich am nächsten Tag seinen Bruder Dino, der ein angesehener Anwalt in Neapel war. Der wiederum schaltete Privatdetektive ein, die sich intensiv darum kümmern sollten. Nach Wochen der emsigen Suche und Recherchen waren diese schließlich tatsächlich erfolgreich. Sie hatten den Senner immer wieder befragt und seine Erinnerung mit Geldscheinen aufgefrischt. Schließlich und endlich hatten sie die Informationen, die sie zum Erfolg führten. Der alte Senner erinnerte seinen Namen und seinen Beruf. Alles andere war nur noch ein Kinderspiel. In Stuttgart war er schnell gefunden und alles Nähere über ihn ausgekundschaftet.

Sofort informierten sie ihren Auftraggeber. Der befahl ihnen zurückzukehren. Ihr Auftrag war erfüllt. Sehr lange dachte er darüber nach, ob er es seinem Bruder, dem Herzog Ricardo, sagen sollte. Seine Söhne waren heftig dagegen. Sie hatten, bereits das große Erbe und den Titel des Duca vor Augen, mit Angelas Kindern alles verloren. Das war schon Katastrophe genug. Mit einem solchen Mann wäre nur die Gefahr verbunden, dass die Enkel des Duca noch mehr und ihre Chancen auf das Erbe noch geringer wurden. Sie hatten schon ihre Not mit den Enkeln des Duca. Immer wieder hatten Dinos Söhne darüber geredet, wie man Angela und ihre Kinder am besten aus dem Weg räumen konnte. Ein Mann und weitere Kinder hätten ihre bösen Absichten noch sehr viel mehr erschwert. Zudem war er für den sehr standesbewussten Familienzweig von seiner Abstammung her geradezu ein Schandfleck für die Familie.

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