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Joes kleine Meerjungfrau

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Der Fischteil begann an den Hüften links und rechts außen, an der breitesten Stelle. In der Mitte zog sich die blasse Haut des Bauches ein wenig tiefer. Das wirkte so, als würde sie einen tief geschnittenen, superknappen Slip tragen, der mit knapper Not den Schamhügel bedeckte. Und wirklich wölbte sich genau da mittig ein Hügel. Allerdings massiv größer und definierter als bei menschlichen Frauen, und auch ein wenig länglicher. Über die Mitte verlief auch eine Linie. Er zögerte. Hier tastete er besser erst mal nicht herum. Falls sie aufwachte, würde das zu Missverständnissen führen.

Der Schwanz verjüngte sich von den üppigen Hüften und war am Ansatz der Flosse vielleicht noch so stark wie Joes Unterarm. Er war als massive Einheit geformt, also keine Spur von zwei irgendwie verbundenen oder verwachsenen Beinen. Er musste praktisch komplett aus Muskelsträngen bestehen. Die Querflosse am Ende wies die Größe zweier Hände mit gespreizten Fingern auf. Sie wirkte dünner und biegsamer als die eines Delfins.

„Eine waschechte Seejungfrau." murmelte Joe vor sich hin und rieb sich den Bart, in dem die Salzrückstände juckten. „Und mein Handy ist hinüber. Ich kann kein einziges Foto machen. Das glaubt mir kein Mensch!"

Er hockte sich neben sie und überlegte. Ob er sie vielleicht mitnehmen konnte? Sie der Welt präsentieren? Ein atemberaubender Gedanke -- sie würden innerhalb von 24 Stunden das bekannteste Paar auf dem Planeten sein! Und er -- würde der interessanteste Mann auf dem Planeten sein.

Hmmm...

Die Sonne verbreitete angenehme Wärme auf seiner Haut. Jetzt im März ging auf der Südhalbkugel gerade der Sommer zu Ende, soweit man hier überhaupt von Jahreszeiten sprechen konnte. Natürlich würde es auch heute wieder warm werden, was sonst?

Sein Fang war immer noch bewusstlos. Also konnte er die Zeit auch nutzen, bis sie aufwachte. Zunächst konstruierte er ein Zeltgestänge aus geraden Schösslingen, die er mit der Axt fällte. Einige Segel hatte er geborgen. Bald hatte er geeignete Zeltbahnen daraus geschnitten und den Sonnenschutz vervollständigt. Das Wesen lag nun unter einem improvisierten Iglu und rührte sich nicht.

Also kümmerte er sich erst einmal um das eigene Aussehen. Am liebsten hätte er den Bart abrasiert, aber dafür hatte er kein geeignetes Messer mehr. Also schälte er sich nur aus den halb zerfetzten Resten der Schlechtwettermontur mit Neopren-Einlagen, wusch alles im Süßwasser, und hing das Zeug über ein paar Äste am Waldrand. Vielleicht brauchte er es ja nochmal. Sein Bein sah böse aus und schmerzte, schien aber einigermaßen funktionsfähig.

Er selbst wusch sich ebenfalls gründlich und behielt nur eine Shorts an, und ein gelbes Funktionsshirt. Vielleicht brauchte er gegen Mittag einen Turban oder etwas ähnliches als Sonnenschutz. Ansonsten musste er sich um die Sonne kaum Gedanken machen. Nach fast sechs Monaten im Pazifik war seine Haut ebenso tief gebräunt, wie seine sonst dunkelblonden Haare zu einem hellen Weißgold-Ton ausgebleicht waren.

Dann hockte er sich in den Sand, neben die Unbekannte, und verzog das Gesicht, als Schmerz durch sein Bein stach.

„Tja, meine Süße." sagte er zu ihr. „Und was tun wir jetzt?"

Da flatterten ihre Lider, und sie schlug die Augen auf. Sah den Baldachin über sich. Ihr Blick zuckte umher, fand ihn. Sie schrie auf und rutschte rückwärts, bis ihr Rücken gegen eine Strebe prallte und das Iglu bedrohlich ins Wanken brachte. Panisch blickte sie von links nach rechts, desorientiert und auf der Suche nach einer Fluchtmöglichkeit. Ihr Schwanz schwang umher, schlug Fontänen aus dem Wasser.

„He, ganz ruhig." sagte er und zwang sich zu einem Lächeln. „Ich tue dir nichts. Du bist in Sicherheit."

„In -- Sicherheit?" flüsterte sie und hielt inne, sah ihn an. Er hielt ihren Blick, ohne sich zu bewegen. Die beiden großen, grün leuchtenden Pupillen schienen ihn zu durchdringen, bis auf den Grund seiner Seele dringen. Er schluckte.

Etwas ruhiger sah sie sich um, erfasste systematisch die Umgebung. Schließlich deutete sie ein Nicken an und entspannte ein wenig. Joe ließ den angestauten Atem entweichen, aber langsam, und leise.

„In Sicherheit." wiederholte sie und sah an ihm hinab und hinauf. "Menschenmann!"

„Du verstehst meine Sprache?" staunte er.

„Nein." Sie legte den Kopf schräg, in einer katzenhaften Geste. „Du sprichst gerade meine Sprache."

„Unmöglich." Er lachte leise. „Ich kann mich nicht erinnern, dass ich das gelernt habe."

„Und ich habe nie die Menschensprache ge- ahh!" Sie brach ab und nickte nachdenklich.

Auch Joe hatte es jetzt gehört. Die Laute, die sie von sich gab, hörten sich so an wie eine Art weichgespültes Chinesisch. „Ngi goh nah non oha ghan ghia..." und so weiter. Doch in seinem Kopf entstanden im selben Moment die Worte, als ob er sie durch die Ohren vernommen hätte. Offenbar eine Art von Telepathie. Faszinierend! Hier würde Google kein Geschäft mit Übersetzungssoftware machen.

„Die alten Geschichten sagen, Menschen und Meerleute können miteinander sprechen." flüsterte sie und blickte ihn mit diesen übergroßen Augen an, die in einem herrlichen Smaragdgrün strahlten. „Ich wusste nie, wie das gemeint war."

„Wir... haben auch Geschichten über euch." antwortete er. „Doch alle halten sie für Mythen, für reine Erfindung. Niemand glaubt, dass es euch wirklich gibt."

„Gut so." Sie nickte nachdrücklich. „Genau das will mein Volk. Wir sind wenige, und ihr Menschen seid so viele. Nur die Verborgenheit der Tiefe schützt uns."

„Verstehe. Ich werde nichts verraten."

„Das ist kein Problem." Jetzt grinste sie breit und zeigte dabei alle Zähne. Das verlieh ihrem ätherischen Gesicht eine raubtierhafte Note. „Keiner würde dir glauben, wenn du von unserer Begegnung erzählst, oder?"

„Stimmt." Er lachte auf. „Anscheinend habt ihr Erfahrung mit sowas." Dumm war sie nicht. Er würde seinen ganzen Grips zusammennehmen müssen, um sie an sich zu binden.

„Vielleicht." Sie neigte den Kopf und studierte ihn mit einer Intensität, die ihm ein leichtes Unbehagen einflößte. Dann wollte sie ihre Lage verändern und zuckte zusammen. Sie nahm den bandagierten Arm und strich darüber. Dann fasste sie sich an den Kopf, betastete den Verband, und verzog das Gesicht.

„Ich glaube, das war meine Schuld." bekannte Joe. „Ich wollte nur das Boot aufrichten, und nicht dich mit der Radarkuppel beschießen."

„Da ist plötzlich etwas auf mich zugeflogen." überlegte sie und bewegte prüfend den Schwanz im Wasser hin und her. „Rasend schnell. Dann -- weiß ich nichts mehr."

„Du bist bewusstlos im Wasser getrieben." erklärte er. „Ich dachte, ich hätte eine menschliche Frau getroffen, und dich an den Strand gebracht. Erst da sah ich, dass du... anders bist. Wahrscheinlich wäre es besser gewesen, ich hätte dich nicht an Land geholt, oder?"

„Hm, doch." Sie lächelte kleinlaut. „Da draußen waren Haie. Ich habe sie gespürt, als ich deinem Boot nachgeschwommen bin. Ich habe am Kopf geblutet, richtig? Also hätten sie mich gefunden. Normalerweise haben wir keine Angst vor Haien, aber alleine und bewusstlos wäre ich leichte Beute gewesen. Danke, dass du mich gerettet hast. Und danke für den Verband."

„Gerne. Das war doch das Mindeste. Aber sag mal: Warum bist du denn meinem Boot gefolgt?" wollte er wissen.

Sie schlug die Augen nieder.

„Das -- machen wir halt manchmal. Mache ich, genauer gesagt. Es ist uns verboten, Kontakt zu Menschen aufzunehmen. Aber manchmal sehe ich mir eure Schiffe an, oder wie es an Land ist, von ferne. Vor ein paar Tagen bin ich mit einem riesigen U-Boot geschwommen. Eines von denen mit dieser kleinen Sonne drin."

„Einem Atom-U-Boot?" Er riss die Augen auf. „Und die haben dich nicht bemerkt?"

„Doch." Sie lachte verschmitzt. „Ich habe die Wellen gespürt, mit denen sie tasten. Aber sie können uns nicht von Fischen unterscheiden."

Er lachte mit. Dann streckte er ihr die Hand hin.

„Ich bin Joseph Michael Cain" sagte er. „Sag einfach Joe zu mir."

„Joe." Sie nickte und sah ratlos auf seine Hand. „Ich heiße Najatigirini deli Mogahetrana Som. Der Vorname bedeutet in deiner Sprache etwa: „Aufsteigende Luftblasen im Sonnenlicht. Du kannst mich Naja nennen."

„Gut, Naja."

Er ergriff ihre rechte Hand -- vorsichtig wegen ihrer Verletzung -- und schüttelte sie einmal. Sie sah zu und kicherte.

„Begrüßt ihr euch auf diese Weise?"

„Ja. Nun, in dem Teil der Welt, in dem ich lebe." Er ließ ihre kühlen Finger los.

„Welcher ist das?"

„Die Vereinigten Staaten von Amerika." Er konnte nicht umhin, Stolz zu empfinden. „Das größte und reichste Land der Welt. Der trockenen Welt zumindest."

„Ah." Sie wies mit dem Kinn in Richtung Osten. „Das ist der Kontinent in dieser Richtung, ja? Der mit den vielen Schiffen und Flugzeugen."

„Stimmt. Und woher bist du?"

„Ach... wir sind überall im Meer." Sie wich seinen Augen aus. Er nickte und akzeptierte die Ausrede. Sie hatte wenig Grund, ihm zu vertrauen. Noch.

„Wie begrüßt ihr euch denn?" brachte er die Unterhaltung auf eine harmlosere Ebene.

„Mit Tönen, auf weitere Entfernung." meinte sie. „Und mit Schwänzeln, wenn wir uns nahe sind."

„Schwänzeln?"

„Wir schwimmen voreinander und schlingen die Schwänze umeinander." erklärte sie und verbog ihre untere Hälfte in eine Art Ganzkörperlocke. „Dazu schmiegen wir die Wangen aneinander, wenn wir uns einmal offiziell vorgestellt wurden."

„Das klingt nett." lächelte er.

„Aber -- bei dir geht das ja gar nicht." Sie fasste hoch, strich über seinen struppigen Bart. „Ich habe jedenfalls noch nie davon gehört. Unsere Männer haben keine Haare im Gesicht." Das fühlte sich gut an, wie sie so fasziniert über seine Haare fuhr.

„Es geht schon. Es fühlt sich eben anders an. Wir machen das auch, und vielen Menschenfrauen gefällt es." meinte er.

„Wirklich?" Sie fixierte ihn wieder mit diesem durchdringenden Blick. „Kannst... du es mir zeigen?"

„Wenn du möchtest."

Mit einem tiefen Durchatmen beugte er sich vor, nahm sie locker in den Arm. Sein Bart strich sanft über ihre Wange, in der Andeutung einer Umarmung.

„Mhh!"

Eine Hand legte sich fest um seine Schulter. Ihr Schwanz platschte im seichten Wasser und schlang sich um sein rechtes Bein. Er verhielt, abwartend. Das fühlte sich an wie eine dünne, etwas unterkühlte Frau im Arm. Ihre Haut roch schwach nach Salz und nach Horizont. Überhaupt nicht nach Fisch.

Sie drückte ihr Gesicht an ihn, rieb sich fester an seinem Bart. Er hörte, wie sie schluckte und tief Luft holte. Dann löste sie sich zögernd und entrollte den Schwanz wieder. Er wich langsam zurück. Sie sah ihn aus ernsten Augen an. Zwei große Edelsteine, die von innen zu glimmen schienen.

„Das ist... ungewöhnlich." sagte sie halblaut. „Jetzt verstehe ich es."

„Was?"

„Die alten Geschichten." Sie verschränkte die Arme vor dem Leib, schien zu frösteln. „Da ist immer nur davon die Rede, wie sich ein Mensch und ein Meermensch verlieben. Meistens ein Menschenmann, und eine Meerfrau. Selten andersrum -- eure Frauen fahren ja selten zur See. Ich habe mich immer gefragt, warum die sich verlieben? Sollten sie nicht schockiert sein? Angst haben voreinander? Fliehen?"

„Nun ja, vielleicht ist es der Reiz des Ungewöhnlichen." schlug er vor und lächelte sie an. „Ich finde es jedenfalls sehr interessant, mit dir zu sprechen. Und -- dich zu umarmen."

„Hast -- du dich etwa in mich verliebt?" Sie starrte ihn an, offenbar zutiefst erschrocken.

„Nein, keine Angst." Er tätschelte beruhigend ihren Schwanz, an der Stelle, an der er einen Schenkel gewohnt war. „Ich bin noch völlig baff darüber, dass es überhaupt Meerleute gibt. Du bist die erste eurer Art, die ich treffe."

„Das ist gut." Sie lächelte erleichtert.

„Warum?"

„In unseren Geschichten führen diese Lieben immer ins Unglück." erklärte sie, als müsste sie ihm die Schwerkraft erläutern. „Das bekannteste Gedicht heißt „Der Prinz und die Maid", es ist hunderte von Jahren alt. Wir müssen es auf der Schule auswendig lernen. Alle."

„Interessant. Wovon erzählt es?" Ein wenig über alte Lieder zu plaudern, würde sie hoffentlich beruhigen.

„Es beginnt so." Sie rückte sich zurecht und deklamierte:

„Ein stolzes Segel, großes Schiff

Ein geschmeid´ger Prinz späht aus

Die schöne Maid mit langer Floss

sie kommt aus gutem Haus"

Sie zögerte. „Das Gedicht ist ziemlich lang, und ich habe es nicht mehr vollständig im Kopf. Jedenfalls endet es mit diesen Zeilen:"

„Der Morgen kommt, die Sonne steigt

sie findet beide tot

in blinden Augen spiegelt sich

ein feurig Morgenrot

Mit seiner Lieb, mit seiner Kraft,

hat er sie elend umgebracht

Und ihrer Sehnsucht fester Griff

zieht ihn in ew´ge Nacht"

Sie endete mit einem bedeutungsvollen Blick.

„Puh." lachte er unbehaglich. „Das klingt nicht gut. Eine drastische Warnung."

„Ja, das wird uns eingebläut." Sie starrte vor sich hin. „Immer und immer wieder. Triff keine Menschen. Halte dich so weit wie möglich entfernt. Weiche ihnen aus, verstecke dich."

Joe kämpfte gegen ein schlechtes Gewissen. Hatten die Menschen diesen schlechten Ruf verdient? Hm, wahrscheinlich schon.

Aber -- Moment!

„Wie kommt es dann, dass du hinter meinem Boot her warst?" fragte er sie.

Naja schlug die Augen nieder, konnte aber ein Grinsen nicht ganz unterdrücken.

„Ich -- nun sagen wir, ich halte mich nicht immer an die Regeln." erklärte sie geziert. „Das hat mir schon viel Ärger eingetragen. Aber wenn mich etwas neugierig macht, dann muss ich einfach mehr darüber wissen. Es lässt mir keine Ruhe."

„Verstehe." Er grinste breit. „Und Menschen interessieren dich."

„Aber sicher." Sie hob die Arme. „Alle in meinem Alter interessieren sich für Menschen. Aber die meisten fürchten sich, und lassen sich von den Alten beeindrucken. Von den Geschichten und so. Und dann sind sie zu alt und wollen nicht mehr an die Oberfläche."

„Und du fürchtest dich nicht?"

„Nicht so sehr vielleicht." Sie lächelte strahlend. „Ich gehe den Dingen gerne nach. Eines der Privilegien meiner Position."

„Deine Position?"

„Ach -- nicht wichtig." wischte sie das beiseite. „Jedenfalls weiß ich nicht, wie häufig ich schon Arrest oder Schlimmeres kassiert habe, nur weil ich mal wieder unbedingt etwas herausfinden musste. Im letzten Sommer zum Beispiel, da wollte ich unbedingt die Rahemidi-Tänze selbst sehen. Da kommt man nicht so einfach rein, alles ist abgesperrt. Aber ich habe es geschafft."

Sie lächelte ihn stolz an, und er neigte beeindruckt den Kopf.

„Nicht übel. Du bist also eine besonders willensstarke und neugierige Meerjungfrau."

„Meerfrau, bitte." korrigierte sie trocken. „Das mit der Jungfrau ist lange her."

„Ach?" schmunzelte er.

Sie stemmte in einer Geste gespielter Entrüstung die Hände in die Hüften.

„Ach? Was soll das heißen?" wollte sie wissen. „Ich bin 62 Jahre alt. Mit 25 wurde ich in die Welt der Erwachsenen eingeführt. Seitdem darf ich so viel Sex haben wie ich will. Und das ist ja schließlich der Hauptgrund, warum man erwachsen sein will, oder?"

„Ja, schon." stotterte er, kurzzeitig überfordert. „Ist bei uns auch so, denke ich. Wie alt werdet ihr denn?"

„Meist so 200 bis 250 Jahre." Sie zuckte die Schultern. „Ihr seid kurzlebiger, ich weiß."

„Das heißt, nach menschlichen Maßstäben wärst du Ende zwanzig." überlegte er. „Das passt. Du siehst jung und hübsch aus."

„Wirklich?" Sie schenkte ihm ein strahlendes Raubtierlächeln. Komplimente funktionierten offenbar gattungsübergreifend. Sie lehnte sich zurück, stützte sich auf beiden Händen ab. Das sah exakt so aus wie eine vollbusige Frau im vollen Bewusstsein ihrer Schönheit, die sich in einem Liegestuhl im Luxushotel zurücklegt...

Das lief ja einwandfrei! Er lächelte sie harmlos an, verbarg die Gedanken, die Bilder in seinem Kopf. Ganz langsam! Abschleppen blieb Abschleppen, egal welche Körperfarbe. Und darin war er mal ziemlich gut gewesen.

„Du hast dich gerade mit dem Arm abgestützt." Er wies auf das bandagierte Glied hinter ihr „Wie ist das möglich? So perfekt ist meine Schiene auch nicht."

„Wir haben eine gute Kontrolle über unsere Muskeln. Danke für die Schiene, das hilft. Aber ich habe innen die gebrochenen Knochen umschlungen und fixiert. Das reicht, um den Arm ein wenig zu gebrauchen. Es tut weh, und man sollte nicht viel damit machen, aber es geht."

„Sehr praktisch." nickte Joe. „Das kann ich nicht."

„Wahrscheinlich ist das Leben an Land einfacher. Und sicherer." vermutete sie. „Im Wasser müssen wir uns immer gegen Wellen und Strömungen stemmen, und wir verletzen uns oft, beim Kampf mit großen Fischen. Oder untereinander."

„Untereinander."

„Ja..." Wieder glitt ihr Blick zur Seite. „Bei Sportwettkämpfen und so."

„Aha." nickte er. Anscheinend gab es also auch unter der Wasseroberfläche Konflikte. Aber darüber wollte sie nichts erzählen.

„Darf -- ich dich etwas fragen, Joe?" Sie sah ihn aufmerksam an.

„Na klar."

„Wie bekommt ihr eure Kaulquappen? Das frage ich mich schon viele Jahre. Ich kann mir nicht vorstellen, wie ihr das macht."

„Unsere Kinder? Nun, wie alle Säugetiere, schätze ich." erklärte er, erneut überrumpelt von ihren plötzlichen Themenschwenks. „Wir zeugen sie zuerst. Ein Mann mit einer Frau."

Sie nickte, mit einem Hauch Ungeduld. Das lief anscheinend genauso.

„Dann wächst das Kind in der Frau. Neun Monate lang."

„Neun?" Sie machte große Augen. „Bei uns nur vier."

„Ehrlich? Naja, unsere Kinder brauchen anscheinend so lange. Und dann werden sie geboren."

„Und wie?" Der Punkt schien sie besonders zu interessieren.

„Durch die Scheide." Er wies unbehaglich mit dem Kinn auf ihren Schoß.

„Ja ja, Das machen wir auch so." Sie wedelte mit einer Hand. „Aber nach neun Monaten müssen die Kinder doch schon riesig sein, oder?"

„So groß vielleicht." Er hielt die Hand einen halben Meter über den Sand. „Und drei bis vier Kilo schwer."

„Wahnsinn!" hauchte sie ehrfurchtsvoll. „So groß wie ein voll ausgewachsener Merlan!"

Joe nickte, obwohl er nichts über eine Fischart Namens Merlan wusste. Sie kaute auf ihrer Unterlippe herum und dachte nach.

„Dann müsst ihr eine noch bessere Muskelkontrolle haben als wir." zuckte sie schließlich die Schultern. „Unsere Kaulquappen sind nicht mal halb so groß und höchstens ein Kilo schwer. Und schon das bringt uns fast um bei der Geburt."

„Interessant." Er streckte sich neben ihr aus. Es machte Spaß, sich mit Naja zu unterhalten, stellte er fest. Mal ganz abgesehen davon, eben mal eine fremde, intelligente Gattung kennen zu lernen. Go home, SETI! schmunzelte er innerlich.

„Hast du schon Kinder?" fragte er nach. „Kaulquappen?"

„Nein." Sie wurde plötzlich ernst. „Ich bin noch zu jung. Ich will noch nicht. Später mal. Aber ich war oft genug dabei, wenn andere Meerfrauen ihre Kinder geboren haben. Das ist immer nervenaufreibend."

„Bei uns auch. Habe ich gehört. Ich war noch selbst nie bei einer Geburt dabei." meinte Joe.

„Hast du keine Frau?" Sie hatten wieder diesen Laserblick drauf.

„Nein." Er seufzte. „Nicht mehr. Wir haben uns getrennt. Nun bin ich wieder alleine. Seit zwei Jahren schon. Wir hatten keine Kinder."

„Tut mir leid." meinte sie verlegen.

Ein unbehagliches Schweigen drohte.

„Sind eure, äh, Kaulquappen denn mit vier Monaten schon in der Lage, selbst zu schwimmen?" griff er schnell das vorherige Thema wieder auf.

„Nein. Natürlich nicht." Sie sah ihn groß an. „Sie saugen sich an und schwimmen fast zwei Jahre mit der Mutter."

„Ansaugen?"

„Na hier." Sie wies auf ihre Brüste.

„Aber -- woran denn." blinzelte er verwirrt. „Menschenfrauen haben da Brustwarzen, aber..."

„Wir auch." Sie warf ihm einen verschämten Blick zu. „Die sind aber immer innen. Nur wenn wir Junge haben, stülpen wir sie heraus. Keiner darf zuschauen, da sind alle äußerst empfindlich. Die Kleinen saugen sich darüber fest, dann sind sie auch wieder verhüllt. Und wenn sie sich losmachen und selbst schwimmen, dann kommen sie sofort wieder rein. Es ist eine riesige Peinlichkeit, wenn jemand deine Nippel sieht. Eine Freundin meiner Mutter ist das passiert. Sie hat nicht bemerkt, dass eine der beiden Kaulquappen losgelassen hat, mitten in einer Versammlung. Sie ist in Ohnmacht gefallen."