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Krieg und Liebe - Résistancebordell

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„Ist das der oberste Bauleiter?" fragte der Sturmbannführer, der ranghöchste SS-Offizier im Hafenbereich von Bordeaux.

„Jawohl, Herr Sturmbannführer."

„Dann lassen Sie mich mal mit dem Mann allein." Der Offizier salutierte und verließ etwas verwirrt das Büro.

Sturmbannführer Alfons Breuer war ein stattlicher Mann von mehr als 1,90 Metern und deutlich mehr als 100 kg Körpergewicht. Er stand hinter seinem Schreibtisch auf, baute sich vor Jean-Jacques auf und schaute ihm auf kurze Distanz in die Augen.

„Ich weiß, dass Sie und Ihre Truppe hier gute Arbeit geleistet hat. Habe selbst Bauingenieurwesen studiert, ich kann das beurteilen. Was soll jetzt diese Auseinandersetzung? Machen Sie jetzt auf Widerstand?"

Jean-Jacques überlegte fieberhaft. Dann antwortete er. „Wir haben noch vier bis sechs Wochen sehr schwierige Arbeiten zu erledigen, bis wir alles fertiggestellt haben. Und da brauche ich meine besten Arbeiter für. Und als ich gesehen habe, dass man sie mir bereits jetzt ohne Grund und ohne zu fragen wegnehmen wollte, habe ich protestiert."

„So, so. Sie haben gegenüber meinem Untersturmführer protestiert. Ganz schön mutig. Oder soll ich besser sagen, despektierlich?"

Jean-Jacques nahm seinen ganzen Mut zusammen. „Keineswegs, Herr Sturmbannführer. Aber ich liefere keine schlechte oder unvollständige Arbeit ab. Nie und nirgendwo."

Der Sturmbannführer drehte sich um und ging wieder hinter seinen Schreibtisch. Dann grinste er Jean-Jacques an. „Gehen Sie wieder an die Arbeit. Und nehmen Sie sich die Leute, die Sie brauchen. Wir wollen möglichst bald fertig werden."

Als Jean-Jacques spätabends in seine Wohngemeinschaft mit Monique und Francoise zurückkehrte, hatte er einen Entschluss gefasst. „Ich glaube, dass ich abtauchen muss. In vier Wochen werden mich Gestapo und SS entsorgen, wenn unsere Arbeit fertiggestellt ist. Da haben mich einige Leute voll im Zielvisier."

„Wissen die von Deiner Verbindung zu unserer Gruppe?"

„Bestimmt nicht. Sonst hätten die mich nicht heute auf die Baustelle zurückgeschickt, sondern gleich erschossen."

In den nächsten Tagen war Jean-Jacques sehr vorsichtig, wenn er auf der Baustelle im Marinehafen war. Dann hatte er mit Hilfe der beiden Frauen und seiner Kontakte zu Georges Rouen alles vorbereitet. Nach einer heftigen Abschiedsliebesnacht mit Monique verschwand er mit neuen, französischen Papieren nach Mirande am Fuße der Pyrenäen ins vormals unbesetzte Frankreich, das zwar seit dem Sommer 1942 ebenfalls besetzt, aber immer noch unter französischer Scheinverwaltung stand. Er arbeitete nun unter falschem Namen in einer kleinen, ortansässigen Baufirma, die einem Kontaktmann der Résistance gehörte.

Das Le Mirage Rouge erwies sich immer mehr als hervorragende Nachrichtenbörse für die Vorgänge im U-Boot-Hafen. Dabei hatten Monique und ihre Frauen gleich drei Quellen für Informationen:

  • die miteinander diskutierenden Offiziere im Clubraum des Salon, insbesondere wenn junge, nach Geltung und Anerkennung heischende Offiziere dabei waren;

  • Individualgespräche zwischen den Frauen und ihren Besuchern auf den Zimmern;

  • Leutnant Harald Kihl.

Moniques Verhältnis zu ihrem Versorgungs-Leutnant entwickelte sich über das Frühjahr und Sommer zu einer intensiven Dauerbeziehung. Monique fand mehr und mehr Gefallen an dem jungen Saarländer, der sich immer mehr als fantasievoller Liebhaber herausstellte. Als im Sommer die alliierten Truppen in Sizilien und dann auf dem italienischen Festland gelandet waren und als Folge davon der Duce in Italien gestürzt wurde, äußerte sich Harald Kihl erstmals besorgt über seine Zukunft. „Ich darf das nirgendwo laut sagen und erst recht nicht diskutieren. Aber mir machen die zunehmenden Niederlagen der Wehrmacht echt Sorgen."

Monique merkte auf. Zum ersten Mal hörte sie Sorgenvolles von einem deutschen Offizier ihrer ‚Kundschaft'. „Meinst Du, das ist eine Trendwende?" fragte sie betont unschuldig.

„Kann ich nicht überblicken. Ich merke nur, dass es sowohl hier in Bordeaux und in ganz Frankreich als auch an anderen Fronten bröckelt und die Stimmung spürbar schlechter wird."

„Wie macht sich das bemerkbar?"

„Hier ganz stark durch die Beschlagnahme der italienischen U-Boote und ihrer Besatzungen. Das Vertrauen und die Zusammenarbeit ist vollkommen zerstört, auch wenn die verbliebenen Italiener jeden Tag dreimal ihre Loyalität beteuern." Harald holte tief Luft, während Monique seine Männlichkeit bereits zum zweiten Durchgang anheizte. „Und dann kommen viel zu wenige Boote von ihrer Feindfahrt zurück."

Monique unterbrach ihre Handmassage und richtete sich etwas auf. „Was heißt das?"

„Ich habe durch die Versorgung der U-Boote einen detaillierten Einblick über deren Einsatzvorbereitung, weiß, wann sie auslaufen und wann sie entweder auf See durch unsere Milchkühe neu versorgt werden müssen oder zurückkommen müssen. Und meine Liste bekommt mit jeder Woche mehr weiße Flecken. Was einfach bedeutet, dass das Boot verloren, sprich versenkt wurde."

Monique brach an dieser Stelle das Gespräch ab und kümmerte sich erst einmal um ihr Liebesspiel, dass fünfzehn Minuten später mit einem sehr entspannenden Cowgirl-Ritt endete. Als sie anschließend eng aneinander gekuschelt beieinander lagen, nahm sie aber den Gesprächsfaden wieder auf. „Und wie stellst Du Dir Deine eigene Zukunft vor, wenn Euer Deutschland den Krieg verliert?"

Harald schaute sie irritiert an. „Ich glaube nicht, dass wir verlieren. Aber ich befürchte, dass der Krieg noch sehr lange andauern wird. Vier, fünf, sechs Jahre. Und dann bin ich alt, kriegsversehrt und habe außer meinem Abitur keine Ausbildung oder Studium. Was soll dann aus mir werden? Hilfsarbeiter?"

„Was wolltest Du denn werden?"

„Ich wollte Wirtschaft studieren, am liebsten international. Ich spreche fließend Französisch und ganz gut Englisch, Spanisch wollte ich noch lernen wegen Lateinamerika. Aber wie soll ich studieren gehen, wenn ich meine typischen Studentenjahre in Uniform verbringe und mich damit beschäftige, für Dein Restaurant Champagner und Cognac oder für die U-Boote Torpedos und Diesel zu beschaffen?"

Monique merkte, dass Harald jetzt sehr nachdenklich, fast melancholisch geworden war.

Dann stöhnte Harald seufzend auf und setzte noch einige Sätze nach, die sich fest ins Moniques Gedächtnis brannten: „Ich wollte, ich könnte etwas für den Frieden machen. Wo wir alle ohne Krieg und Zerstörung gut leben können." Er hob seinen Armstumpf in die Höhe. „Ich habe schon eine Hand verloren. Reicht das nicht?"

Als sie abends mit Francoise noch in ihrer heimischen Küche saß und ein schnelles, diskretes Protokoll verfasste, bestätigte ihre Freundin Haralds Kommentare. „Ich führe in meinem Kopf ein wenig Buch. Und ich muss Dir sagen, dass ich von den Front-U-Bootfahrern, die ich in unserem Salon bedient habe, nicht einen wiedergesehen habe. Ich habe mich schon gefragt, ob ich eine schwarze Witwe bin, so eine Art letzte Geliebte vor dem Ende."

Monique starrte ihre Freundin fast fassungslos an. „Jetzt, wo Du das sagst, stelle ich fest, Du hast recht. Ich auch nicht. Lediglich die Besatzungen der so genannten Milchkühe kommen wieder nach Bordeaux zurück."

„Wenn ich das richtig mitbekommen habe, gibt es selbst unter denen schon Verluste."

In den folgenden Spätsommer- und Herbstmonaten erhöhten Monique und Leutnant Kihl ihre dienstlichen Versorgungstreffen mit anschließendem Privatvergnügen auf zweimal die Woche. Monique musste sich eingestehen, dass der junge deutsche Offizier nach der Flucht von Jean-Jacques begonnen hatte, einen Platz in ihrem Herzen einzunehmen. Sie begann, an jedem Besuchstag auf ihn zu warten und ihn ganz langsam immer mehr zu lieben.

Die ganzen Herbst- und Wintermonate herrschte in Bordeaux im Allgemeinen und im Le Mirage im Besonderen eine ganz merkwürdige Atmosphäre. Die italienische Front hatte sich nach der Besetzung von Nord-und Mittelitalien durch die Wehrmacht und der Befreiung des Duce zwischen Rom und Neapel stabilisiert, ansonsten war die Lage in West- und Mitteleuropa unverändert. Die alliierten Bombenangriffe hatten zugenommen und selbst in Bordeaux hatte es nach einem absolut fehlgeschlagenen Luftangriff auf die U-Boot-Bunker durch fehlgeleitete Bomben zivile Opfer gegeben. Zudem kehrten jetzt tatsächlich rund die Hälfte aller U-Boote in ihren Ausgangshafen in Bordeaux zurück, wobei niemand, der den Verkehr beobachtete, sagen konnte, ob die fehlenden U-Boote versenkt oder ebenfalls nach Asien verlegt worden waren. Erfolgreiche Rückkehrer, wie etwa die Besatzung von U181, wurden mit großem Tamtam beglückwünscht, wobei das Le Mirage einige lautstarke und feucht-fröhliche Siegesfeiern erlebte. Aber auch hier konnten Monique und ihre Mitstreiter deutlich den Unterschied zwischen den Heimkehrern und den militärischen Landratten von Marine, Heer und Verwaltung ausmachen. Erstere waren entweder deutlich stiller und zurückhaltender oder ergingen sich in geradezu orgiastischer Euphorie. Die Landratten feierten sie aber lautstark als ‚unsere Helden' und spendierten ihnen alles, was möglich war, einschließlich der Liebesdienste im Salon.

Leutnant Harald Kihl kam nur selten zu den Abendveranstaltungen ins Restaurant und in den Salon, eigentlich nur dann, wenn er entsprechenden Diensteinladungen seines Chefs partout nicht ausweichen konnte. Bei ihren zweisamen Treffen merkte Monique mehr und mehr, dass ihr Liebhaber mittlerweile von einer starken Friedensehnsucht geprägt war. Er genierte sich nicht, seiner Geliebten in aller Unschuld Details seiner Arbeit zu erzählen ohne dass er dabei direkt Verrat begangen hätte. Bis zu diesem Zeitpunkt wagte es Monique nicht einmal ansatzweise, auch nur eine Andeutung über ihre Kontakte zur Résistance zu machen. Das änderte sich zum Ausgang des Winters.

„Ich habe ernsthaft die Sorge, dass man mich an die Ostfront versetzen wird", offenbarte Harald in Moniques Bett, als sie sich miteinander vergnügt hatten. „Zwar hat die Wehrmacht die Front gegen die Russen stabilisiert, aber viele erfahrene Soldaten verloren. Auch in der Etappe und bei der Versorgung. Frankreich sieht man als weniger bedroht an, deshalb wird hier in der Verwaltung gerade ausgedünnt. Und was verfügbar ist, für neue Aufgaben in den Osten geschickt."

„Und was willst Du dann tun? Mit einer Waffe kannst Du ja wohl nicht mehr umgehen." Monique hatte instinktiv nach seinem linkten Arm gegriffen und den Armstumpf hochgehalten.

Harald schwieg eine ganze Zeit lang. Dann richtete er sich auf und schaute Monique auf kurze Entfernung in die Augen. „Solange man mich hier meine Aufgabe machen lässt, gar nichts. Aber bevor ich mein Leben unnütz in Russland verschwende, gehe ich lieber nach Spanien und tauche da unter. Das Problem ist, ich spreche kein Spanisch und kenne keine Menschenseele dort."

Monique griff nach Haralds Kopf und zog ihn zu sich heran. Sie gab ihm einen langen, richtigen Liebesskuss. „Ich lasse Dich nicht in Russland abschlachten. Du hast absolut recht, die Rote Armee ist auf dem Vormarsch. Hier in Bordeaux gibt es genügend kommunistische Untergrundzeitungen, die diese Entwicklung eindeutig bestätigen."

Harald schaute sie verblüfft an. „Die Gestapo und die SS sprechen auch davon, dass es hier kommunistische Agenten gibt. Wir haben deshalb die Wachen unserer Versorgungsläger deutlich verstärkt."

Monique konnte ein leises Lachen nicht unterdrücken. „Ich glaube nicht, dass diese Leute Eure Läger angreifen wollen. Sie wollen sich nur an den Lägern bedienen. Und das tut man nicht, indem man die Ware seiner Begierde zerstört."

„Aha." Harald dachte eine Weile nach. „Da hat niemand eine Chance, an die Läger heranzukommen. Die sind so gut in Bunkern gesichert, dass sie noch nicht einmal erfolgreich bombardiert werden können. Unsere Schwachstelle sind die Versorgungs-LKWs und die Bahn. Da ist die Absicherung schon allein aufgrund des Mangels an Sicherheitspersonal wesentlich schlechter. Und auf die französische Polizei mag ich mich, ehrlich gesagt, nicht mehr so richtig verlassen. Zumindest bei wichtigen Transporten."

Monique besprach Haralds Bettgeflüster noch am selben Abend mit Francoise und Georges Rouen.

„Wir können eigentlich alles gebrauchen", sinnierte der örtliche Gruppenführer der mittlerweile unter einem einheitlichen Untergrund-Kommando stehenden Résistance. „Von Waffen und Munition bis hin zu Essen, Cognac und Verbandszeug." Er schaute wechselweise die beiden Frauen an. „Es wäre eine unglaublich große Hilfe für uns, wenn wir ein wenig konkreten Einblick in die Beschaffungs- und Versorgungswege des Militärverwaltung bekommen könnten. Dann wüssten wir, wann und wo wir gezielt zuschlagen können, ohne Ressourcen zu gefährden." Monique und Francoise verstanden seinen Wunsch als Befehl.

Mit U 219 gab es einen ganz überraschenden Heimkehrer in den U-Boot-Hafen von Bordeaux. Das Boot war Ende 1943 mit einer Gruppe von Langstreckenbooten aus französischen und heimatlichen Häfen zum neuen U-Boot-Geheimstützpunkt nach Penang in Malaysia ausgelaufen; an die Abschiedsfeier konnte sich Monique noch bestens erinnern, weil ihr Friedrich Struwe, ein ganz junger Leutnant, der auf seine erste Fahrt ging, mit kindlich-glühenden Augen von seinen Erwartungen der kommenden Erlebnisse in Asien erzählt hatte.

„Ich habe in den letzten Jahren bereits mehrere Offiziere glücklich gemacht, die auf dieselbe Reise gingen." Monique lächelte den jungen Mann, den sie rittlings bestiegen hatte, diabolisch an. „Leider habe ich bisher nie einen Rückkehrer von dort zu Besuch gehabt. Mich würde wirklich interessieren, wie es den U-Bootfahrern auf der anderen Seite der Welt ergeht."

„Nach allem, was uns in der Vorbereitung erzählt wurde, ist das Wasser wärmer und das Wetter besser als im Nordatlantik. Und mit mehr U-Boote wird es leichter sein, diese riesige Meeresfläche nach lohnenden Zielen aufzusuchen und zu versenken."

Friedrich Struwes jungenhafte Naivität und seine Glaube an seinen Dienst am Vaterland jagte Monique direkt Angst ein. „Der hat nicht verstanden, dass noch nie ein deutsches U-Boot aus Fernost zurückgekehrt ist", murmelte sie stumm in sich hinein. „Ob der Junge den Rest seines Lebens in Asien verbringen will? Wenn er dort überhaupt ankommt." Monique gab ihm die übliche Behandlung für die sexuell immer wieder verblüffend unerfahrenen jungen Offiziere, bestehend aus einem geübten Blowjob und nach einer kleinen Ruhepause, die sie immer zu vertraulichen Gesprächen nutzte, einem Damenritt.

Nun also kam U 219 als erstes Fernostboot der Monsun-Gruppe zurück, aber es hatte bei der Einfahrt in den Hafen von Bordeaux keinen einzigen Wimpel für erfolgreiche Attacken auf feindliche Schiffe gezeigt.

Es war keine richtige Siegesfeier, die Korvettenkapitän Aldenhoff für die Offiziersbesatzung von U 219 im Le Mirage abhielt. Außer einer erfolgreichen, verlustfreien Rückkehr und erfolgreicher Abwehr beziehungsweise erfolgreichem Ausweichen von Luft- und Torpedoangriffen auf das eigene Boot, hatte die Gruppe der Fernostboote nach dem Passieren des Kap der Guten Hoffnung vergeblich eines der Versorgungs- und Tankschiffe gesucht. Letztlich war entschieden worden, dass U 219 alle Vorräte an Torpedos, Munition, und entbehrlichen Diesels und Proviants auf andere Boote abgeben und anschließend fast wehrlos nach Hause zurückkehren musste.

„Es war, gelinde gesagt, eine Scheiß-Fahrt", gestand Friedrich Struwe, als er nun zum zweiten Mal mit Monique in deren Liebesbett lag. „Eigentlich vollkommen überflüssig. Aber wenn man unser Boot nicht für die anderen geplündert hätte, wäre niemand in Penang angekommen."

„Und was kommt nun?" Monique war neugierig.

„Kurzer Heimaturlaub, dann komme ich wieder hierher, weil das Boot umgerüstet wird und mit einer mir unbekannten Spezialfracht wieder auf die Reise nach Fernost gehen soll. Mit demselben Kommandanten und derselben Mannschaft."

„Dann habe ich ja gute Chancen, Dich wiederzusehen", flirtete Monique mit ihm. „Es würde mich sehr freuen."

Leutnant Friedrich Struwe, 2. Wachoffizier des U 219 und zuständig für das fachmännische Auslegen der bis zu 66 See-Minen an Bord, sagte zu. „Ich komme garantiert wieder hierher." Er grinste Monique an, griff mit beiden Händen nach ihren festen Brüsten und drückte sie kräftig. „Ich habe mit keiner Frau so viel Spaß wie mit Dir."

Das Frühjahr 1944 war durch viel offizielle Propaganda über den heldenhaften Widerstand der Wehrmacht gegen die vorrückende Rote Armee und genauso viel kommunistische Untergrundpropaganda über den mehr und mehr vernichtenden Untergang der Deutschen in den Weiten Russlands geprägt. Mindestens genauso heftig waren die Gerüchte und Spekulationen über eine Landung alliierter Streitkräfte in Frankreich, wobei nahezu jeder Küstenabschnitt entlang der Kanal- und Atlantikküsste als auch weite Teile der Mittelmeerküste als mögliche Landepunkte angesehen wurden. Dann überschlugen sich Anfang Juni die Ereignisse. Zunächst durchbrachen in Mittelitalien die alliierten Truppen nach monatelangen, verbissenen und verlustreichen Kämpfen die tief gestaffelten deutschen Verteidigungslinien und besetzten die unzerstörte, zur freien Stadt erklärte Hauptstadt Rom.

Drei Tage später begann die alliierte Landung am Ärmelkanal, die die deutschen Verteidiger auf dem falschen Fuß erwischte. Mit einer Landung in der Normandie hatte die deutsche Armeeführung nicht gerechnet, zudem hatten die Deutschen am später D-Day genannten 6. Juni viel zu schlechtes Wetter prognostiziert und eine amphibische Landung aus diesem Grund ausgeschlossen. Trotz der großen Entfernung brach auch im frontfernen Bordeaux große Hektik aus. Die drei nördlichen U-Boot-Häfen in der Bretagne, Brest, Lorient und Saint-Nazaire standen mittlerweile unter ständigen, schweren Luftangriffen, außer für die kühnsten Wehrmachtsfanatiker und -optimisten war es nur eine Frage der Zeit, bis diese Standorte von der Landseite unter Artilleriefeuer gerieten und darüber hinaus von der Nachschubversorgung auf dem Landwege abgeschnitten wurden. Somit gewann der letzte, betongeschützte U-Boot-Hafen in Bordeaux immer mehr an strategischer Bedeutung.

Inmitten dieses Trubels erreichte rund 14 Monate nach seinem Auslaufen mit U 178 zum ersten Mal ein deutsches U-Boot seinen Heimathafen in Bordeaux, dass auf dem asiatischen Standort in Penang Dienst geleistet hatte. Die Mannschaft war nur noch teilweise identisch mit der 14 Monate zuvor, das Kommando hatte nun der vormalige erste Offizier Kapitänleutnant Spahr. Korvettenkapitän Dommes, nach seiner Erkrankung an Bord seines Bootes zum Kommandanten des Standortes in Penang ernannt, als auch Moniques lautstarker und schnellspitzender Gast Leutnant Köhler als sein Adjutant waren in Asien geblieben. U 178 war bei seiner Rückkehr ein marinetechnisches Wrack und bedurfte einer Totalüberholung. Was die Rückkehr der Asienfahrer neben ihrer Nutzlast an strategischen Rohstoffen so wertvoll machte, war die Erfahrung mit dieser extremen Langstrecke.

„In den Bunkern liegen mit U 219, U 195 und U 180 drei Langstrecken-U-Boote, die zu U-Bootfrachtern umgebaut wurden", erzählte Leutnant Kihl mittlerweile bewusst und ganz offen seiner Geliebten, von der er mehr und mehr annahm, dass diese enge Beziehungen zur Résistance unterhielt. Wir transportieren und verladen derzeit eine Sonderfracht Richtung Südost-Asien und Japan, die ich noch nie gesehen habe. Kommen aus Nordhausen und sollen Raketenbauteile sein."

Monique konnte diese Informationen an zwei Abenden durch gezieltes Zuhören erhärten, als Penang-Rückkehrer von U 178 und Offiziere der drei genannten U-Boote zum gemeinsamen Abendessen im Restaurant zusammensaßen und Erfahrungen miteinander austauschten. Zudem kamen einige anschließend in den ersten Stock, um im Salon ihrem Vergnügen nachzugehen. Georges Rouen, der den spätabendlichen Bericht von Monique und Francoise entgegennahm, war an den Vorbereitungen im U-Boothafen hochinteressiert. „Ist sehr wichtig, aber nichts für uns. Die Spezialladung ist anscheinend schon im Hafen, so dass wir sie nicht mehr unterwegs sabotieren können. Um so wichtiger wäre eine Information, wann diese drei Boote auslaufen sollen."