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Auf der guten Seite der Grenze

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Vereinzeltes Klopfen von Knöcheln auf Tischplatten und die ausbrechende Unruhe riss sie aus ihren Gedanken. War die Lehreinheit etwa schon vorüber?

Vor ihr erhob sich Alex und setzte zu einer Drehung in ihrer Richtung an. Sofort fuhr sie hoch und stürzte nach draußen. Ihr Herz tobte los wie ein Schmiedehammer. Draußen in der Lobby kippte sie einen Kaffee in eine der bereitstehenden Tassen und balancierte ihn auf fahrigen Händen durch die Tür. Auf der Terrasse hinter dem Haus war es still und sonnig. Sie atmete auf und streckte die Nase in die leichte Brise.

„Kathrin?"

Heißer Kaffee schwappte über ihre Finger, als sie zusammenfuhr. Sie fluchte und schüttelte die Flüssigkeit ab.

„Oh, war das meine Schuld? Sorry, wirklich."

Das klang ehrlich. Sie nickte, nahm sich zusammen, und sah Alex in die Augen. Auch er umklammerte eine Tasse und drehte das weiße Porzellan hin und her. In den hinreißenden Wolfsaugen stand Sorge, und noch etwas anderes.

„Ja?" Sie stieß das Wort hart hervor, beinahe abweisend, und überdeckte damit das Gefühl von Panik in ihrem Inneren.

„Ich -- ich wollte mich entschuldigen", sagte er. „Nicht nur wegen dem Kaffee, meine ich. Auch wegen gestern. Wir... ich hätte dich nicht küssen sollen. Keine Ahnung, was da in mich gefahren ist."

„Schon gut." Sie wich seinem Blick aus.

„Nein. Nichts ist gut." Das klang verzweifelt. „Es war so toll, mit dir zu laufen. Mit dir zu reden. Und ich Idiot ruiniere das so."

Was wollte er von ihr? Sah er nicht, dass sie die Finger nur deshalb so hart um die Tasse krampfte, um das Zittern zu verbergen?

„Tja, das hättest du eben früher überlegen sollen", rutschte ihr heraus, im Tonfall einer beleidigten Göre. „Ich... ich bin verheiratet, schon vergessen?"

„Ich kann nur wiederholen: Es tut mir leid."

„Schon gut, schon gut."

„Kathrin..."

„Schon GUT, sagte ich!"

Sie starrten sich an. Kathrin sah, wie die Hoffnung in seinen Augen verwelkte. Er spannte die Kiefer an, nickte knapp, und wandte sich auf der Stelle um. Hilflos blickte sie seinem kerzengerade aufgerichteten Rücken nach, als er zurück ins Haus schritt. Irgendetwas presste ihr Herz zusammen und nahm ihr den Atem.

***

Alex schloss die Zimmertür sehr sacht hinter sich. Dabei hätte er sie am liebsten zugeschmettert und dazu laut geschrien. Er stemmte die Hände in die Hüften und stierte durch das Fenster, ohne das Grün der Bäume gegenüber wahrzunehmen.

Sie war ernsthaft sauer auf ihn. Kein Wunder, wenn er sich schon wieder benahm wie ein Hornochse. Ihr Zuspätkommen und die überstürzte Flucht in die Pause hatten ja mehr als deutlich signalisiert, dass sie ihre Ruhe haben wollte. Und er? Er hatte nichts Besseres zu tun als ihr nachzulaufen und alles noch schlimmer zu machen.

Er atmete durch und zwang sich zu einer nüchternen Betrachtung. Eigentlich sollte er ihr dankbar sein. Wenigstens sie vergaß nicht, dass sie beide in festen Händen waren. Und dass ein Kuss die trügerisch harmlose Vorstufe zu etwas sehr viel Gefährlicherem sein konnte. Schließlich hatte er nicht die geringste Absicht, Jette zu verlassen oder sie zu hintergehen.

Oder?

Oder???

Mit einem Seufzen lockerte er alle Muskeln in seinem Körper und ließ die Luft aus den Lungen strömen. Er horchte in sich hinein. Das lautlose Echo von dort veranlasste ihn zu einem Nicken. Es stimmte, das spürte er. Jette war seine Partnerin. Seine Braut. Sie war diejenige, die er wollte, zweifellos.

Andererseits -- sobald er das Bild von Kathrins dunklen Augen zuließ, von ihrem spöttischen Lächeln, und sobald er sich an den Duft ihrer Haare erinnerte, da...

Ein Klopfen an der Tür. Schüchtern.

„Ja?"

Die Klinke senkte sich. Kathrin streckte ihren Kopf herein. Ihr Gesicht wirkte blass. Alex brachte kein Wort heraus, konnte sie nur anglotzen. Sie schob sich ins Zimmer und schloss die Tür, die Hände hinter dem Rücken. Das grüne Kleid saß wie eine zweite Haut auf ihrem Leib und betonte ihre tolle Figur. Er riss seinen Blick mit Gewalt von der angedeuteten Wölbung im Dekolleté.

„Jetzt muss ich mich wohl entschuldigen", flüsterte sie und rang mit einem Lächeln. „Normalerweise bin ich nicht so eine Zicke. Nur..." Sie brach ab und zuckte die Schultern.

Unwillkürlich trat er auf sie zu und nahm ihre Hände. Sie sah ihn an. Die Offenheit und die Verletzlichkeit in ihren Augen berührte ihn.

„Wieder Freunde?", raunte er mit einem angedeuteten Lächeln. Sie nickte, ruckhaft wie ein Vögelchen.

„Wieder Freunde."

Sie hielten sich an den Fingern, blickten sich an. Auf ihrem Gesicht breitete sich ein Lächeln aus und verwandelte sie von einem verhärmten Mädchen zurück in eine wunderschöne junge Frau. Alex spürte, wie sich seine Mundwinkel immer weiter nach oben zogen. Er konnte nichts gegen das Grinsen machen, wollte es auch nicht. Schließlich lachte er auf. Ein Laut der Befreiung, der Freude.

„Was ist?", grinste sie, mitgerissen von seiner guten Laune. Das brachte ihr Gesicht zum Leuchten wie einen Sonnenaufgang.

„Nichts. Oder doch. Alles." Neues Lachen.

Sie nickte, verstand wohl irgendwie, was er meinte. Und dann, ungeplant, lag sie in seinen Armen. Alex erstarrte, doch als sie ihm die Hände auf den Rücken legte und sich leicht an ihn drückte, da wagte er eine Erwiderung der Geste. Mein Gott, sie fühlte sich so gut an in seinem Griff. Ganz sacht strich er ihr über die Schulterblätter und schwelgte in ihrer Nähe und ihrem Duft. Sie erzitterte und klammerte sich fester an ihn. Der Moment zerfloss, weitete sich zu einer Ebene stillen Glücks.

Kathrin legte den Kopf zurück und blickte ihn an, aus nächster Nähe. In ihren Augen leuchtete es wie hinter fast geschlossene Ofentüren.

„Wirst du mich jetzt wieder küssen?", murmelte sie mit einer hochgezogenen Augenbraue.

„Nein." Er räusperte sich und straffte den Rücken. „Fehler sollte man nicht wiederholen."

„Hm." Sie zwinkerte unmerklich und barg den Kopf an seiner Brust. „Schade eigentlich..."

Er blinzelte überrascht. Verstand er das jetzt richtig? Er legte ihr zwei Finger unter das Kinn und zwang sie, ihn anzusehen. In ihrer Miene las er dieselbe Mischung aus Hoffnung und Zurückhaltung, die er selbst empfand. Sie öffnete die Lippen und sog die Luft in Schüben ein. Ihr Körper bebte.

„Freunde?", hauchte sie tonlos.

„Freunde."

„Nur Freunde?"

„Nur." Er nickte und beobachtete verzaubert, wie sich etwas Hexenhaftes in ihre Pupillen schlich.

„Dann kann ja nichts passieren, oder?", hakte sie nach.

„Überhaupt nichts."

„Sehr gut." Sie schloss die Augen und streckte das Gesicht hoch. Er beugte den Nacken wie unter einem fremden Zauberbann. Diesmal küsste er sie. Ganz leicht. Nur ein Streifen der Lippen, ein Kontakt, ein warmer Hauch. Sie rührte sich nicht, sondern hielt ihn, hielt sich fest. Ein zweiter Kuss, länger.

„Mh."

Mit einem unterdrückten Laut klammerte sie sich an seine Schultern. Ihre Lippen verschmolzen, sie reagierte, antwortete. Ihr Atem schmeckte so gut, dass ihn ein Schwindel ergriff. Dazu das unbeschreibliche Gefühl ihrer Brüste an seinen Rippen, ihrer Schenkel an seinen. Das Wiesel in seiner Hose bäumte sich auf, drängte vor. Für eine halbe Sekunde zögerte er. Dann schob er die Hüfte nach vorne, ließ sie sein Rohr spüren. Sofort presste sie ihren Schoß dagegen und rieb sich an ihm. Ihr Mund wurde weich, öffnete sich, und...

Mit einem lauten Schmatz riss sie sich los und staunte ihn wildäugig an. Sie atmeten beide schwer, und keiner machte Anstalten, die enge Umarmung zu lockern.

„Tun Freunde so was?", murmelte sie und stupste seine Erektion mit dem Leib an.

„Manchmal anscheinend schon", gab er mit flacher Stimme zurück und bewunderte das Schimmern ihrer feuchten Lippen, den herzzerreißend eleganten Schwung der Wimpern. Sie betrachtete ihn nachdenklich.

„Du bist verlobt", meinte sie dann. „Ist das für dich okay, wenn du eine andere Frau küsst?"

Er dachte nach, ohne den Blick von ihrem zu lösen.

„Ja, das ist okay", nickte er schließlich. „Es ist wunderschön, dich zu küssen. Aber das hat nichts mit Jette zu tun. Ich liebe sie und werde sie nicht betrügen. Ein Kuss -- nun, das ist für mich kein Betrug. Das kann ich ihr sogar erzählen."

Sie forschte in seinen Augen. Alex legte allen Nachdruck in seinen Blick. Um sie zu überzeugen. Und auch sich selbst.

„Was ist mit dir?", fragte er, um davon abzulenken, und streichelte sie zwischen den Schulterblättern.

„Von einem Kuss könnte ich Detlef auch berichten." Ihr Grinsen zeigte einen düsteren Anstrich, so als ob sie sich beinahe darauf freute. „Also geht es wohl in Ordnung."

„Das ist gut. Sehr gut sogar."

Sie küssten sich erneut. Bewusst. Fast feierlich. Wie um eine Absprache zu besiegeln, einen geheimen Vertrag. Doch rasch stahl sich eine hungrige Komponente hinein. Alex forderte, und sie folgte. Ihr Mund wurde weich, öffnete sich. Seine Zungenspitze traf auf Wärme, auf ihren Atem, auf etwas Glattes, Nasses.

Mit einem Urlaut hängte sie sich an ihn und sperrte die Kiefer auf, als wollte sie fallende Regentropfen trinken. Er nahm Besitz von ihrer Kehle, drang mit der Zunge tief in die warme Höhle, forschte nach der ihren, lockte, versprach, spielte. Ihre Zähne rieben aneinander, gruben sich in Lippen, ihre Leiber arbeiteten, drängten. Seine Hand lag auf einmal auf dem unteren Ende ihrer Wirbelsäule, die sich schlangenähnlich bog. Unter den Fingerspitzen spürte er den Saum ihres Höschens, und den Ansatz der doppelten Wölbung darunter. Mit hundertprozentiger Sicherheit hätte sie nichts dagegen, wenn er sie noch tiefer packen würde, noch mehr spüren von diesen erregenden Formen und dem verlockenden Tal dazwischen...

„Oh Gott", schluckte sie und kämpfte um Atem, eine Hand auf seine Brust gelegt. Ihr Blick flackerte verhangen, erfüllt von dem Feuer, das er vom ersten Augenblick an in ihr vermutet hatte.

„Zu viel?", fragte er. „Oder noch auf der guten Seite?"

„Ja. Ich meine -- nein. Nicht zu viel." Sie lächelte mit etwas Mühe. „Nur... ungewohnt. Unerwartet."

„Nochmal?"

„Mhm."

Diesmal nahmen sie sich mehr Zeit. Eine Serie von Küssen, manche zart, manche gierig. Sie leckte seine Unterlippe, er drängte die Zungenspitze in ihren Mundwinkel, was sie erschauern ließ. Dann wanden sie die Zungen umeinander, schmeckten den Speichel des anderen, tranken sein Aroma. Die ganze Zeit wichen ihre heißen Körper keinen Millimeter voneinander. Die Zeit verlor ihre Bedeutung, die Welt zog sich zurück, bis es nur noch sie beide gab in der Leere der Unendlichkeit ...

„Oh?" Sie lauschte, alarmiert. Da hörte er es auch. Das Murmeln und Lachen im Foyer war verstummt.

„Das Seminar geht weiter." Mit einem Seufzer löste sie sich von ihm.

„Scheiß auf das Seminar", knurrte er. „Das ist nutzlos, ich lerne nichts Neues dabei. Du auch nicht, oder?"

„Nein. Aber wenn wir jetzt beide fehlen, dann wissen alle, was los ist."

Etwas heulte auf in ihm. Ein Dinosaurier, dem die Beute zu entwischen drohte. Er bezwang sich und ließ seine Arme sinken.

„Gut. Dann du zuerst. Ich komme in einer Minute nach, ja?"

„Okay." Sie küsste ihn rasch und wandte sich zur Tür.

„Moment." Er legte ihr die Hand auf den Arm. „Spaziergang? Nach dem Mittagessen?"

Sie überlegte.

„Gut."

Das Lächeln, mit dem sie hinaus schwebte, reichte aus, um ihn die komplette folgende Unterrichtseinheit von innen her zu wärmen.

***

Der Waldweg schlängelte sich in regellosen Kehren den Hügel empor. Kathrin packte einen Ast und zog sich über einen Baumstumpf. Sie war froh, dass ihr Magen nicht mehr von den leckeren Knödeln akzeptiert hatte. Die Mittagspause war nicht allzu lang, und sie wollte sich nicht beschwert fühlen, sondern leicht, beschwingt, und lebendig.

Hinter ihr stapfte Alex. Sie hörte seine schwereren Tritte auf dem Laub und nahm seine Präsenz wahr. Sie lächelte versonnen. Wer hätte gedacht, dass ihre erste Weiterbildung im neuen Job in so eine Richtung führen würde? Sie konnte seinen harten Mund immer noch spüren, wenn sie sich mit der Zunge über die Lippen fuhr.

Wortlos erklommen sie die Höhe. Von Kathrin aus hätte das ruhig so weitergehen können, als stilles, gemeinsames Erlebnis. Doch schon nach wenigen Minuten erreichten sie den höchsten Punkt des Hügelchens. Hier erstreckte sich eine frisch gerodete Fichtenschonung. Baumstämme waren zu Stapeln aufgeschichtet, zwischen den Wurzeln blühten aufgeschossenes Unkraut und junge Triebe. Von irgendwo her ertönte das Hämmern eines Spechts.

Sie blieb stehen und nahm die Ruhe des Waldes in sich auf. Alex trat hinter sie und legte die Hände auf ihre Schultern. Sie spürte die Frage darin.

Sollte sie?

Ach, zum Teufel!

Mit einem Seufzen lehnte sie sich gegen ihn und genoss die Stärke und Stabilität, die er ausstrahlte. Er strich an ihren Armen hinab und verschränkte die Hände vor ihrem Bauch. Sie fühlte sich geborgen und behütet. Als er sie auf die Haare küsste, da legte sie den Kopf zur Seite und erzitterte jedes Mal, wenn seine Lippen sie hinter dem Ohr oder am Hals berührten. Dennoch verhinderte die Stimmung zwischen ihnen das Abgleiten in eine neue, wilde Knutscherei. Es gab Wichtigeres zu klären, das spürten sie beide.

„Also? Wie soll es nun weiter gehen?", stellte er die entscheidende Frage, ein warmer Hauch an ihrem Ohrläppchen.

„Ich habe keine Ahnung." Sie seufzte tief und schubberte sich an seiner Brust.

„Bleibt es dabei? Nur Freunde? Kein Betrug?"

„Denke schon." Sie wollte nicht darüber nachdenken. Nur spüren, nur sein. Ein zweiter Seufzer.

„Dann sollten wir klären, wo der Betrug beginnt", sagte er und knabberte an ihrer Schulter. Sie kicherte nervös.

„Küssen ist kein Betrug, soweit waren wir schon, ja?"

„Ja." Sie horchte den Worten nach. Stimmte das? Vermutlich.

„Umarmen anscheinend auch." Er drückte sie fester an sich. „Was ist denn zum Beispiel damit?"

Seine rechte Hand löste sich von ihrer Mitte und strich in Zeitlupe höher. Über ihre Rippen, und weiter. Sie sog die Luft tief in die Lungen. Ihre Brust fühlte sich plötzlich irrsinnig sensitiv an. Als er den unteren Rand berührte, wäre sie fast in die Höhe gehüpft.

Stattdessen zwang sie sich zur Ruhe und blickte an sich herunter. Sah zu, wie er schmetterlingsleicht um die Rundung strich und dabei eine warme Prickelspur in ihrem Fleisch zog, bis seine Finger voll um ihren Busen lagen und sanft drückten.

„Hhh..."

Kathrin erschauerte und drängte ihm entgegen, musste es tun. Er schloss seinen Griff fester. Eine Fingerspitze wanderte am Rand der Brustwarze entlang, die sich fantastisch hart und groß anfühlte und sich durch das Kleid abzeichnete wie eine Kirsche unter dem Stoff. Sie stöhnte und presste sich an ihn, ihr Becken bewegte sich von selbst. Sofort reagierte er, und sie spürte die Härte seines Schwanzes am Po.

Oh Gott, sie führte sich ja auf wie eine läufige Hündin! Aber es war einfach zu schön, die Augen zuzumachen, sich diesen forschenden Berührungen hinzugeben und der Schwere in seinen Atemzügen zu lauschen. Der lustvolle Tanz auf dem Vulkan hatte ihn genauso in seinen Bann gezogen wie sie selbst.

„Betrügst du deinen Mann, wenn du dich so von mir streicheln lässt?", schnurrte seine Stimme an ihrem Ohr. Die andere Hand hatte sich ebenfalls auf ihren Busen gestohlen, er umspielte die beiden Halbkugeln, die sich anfühlten, als wollten sie den BH sprengen.

„Nein", schluckte sie, ohne nachzudenken. „Das ist noch auf der guten Seite der Grenze."

„Gut. Das ist nämlich wunderschön." Damit packte er stärker zu, klemmte die Nippel zwischen zwei Fingerspitzen und rieb. Kathrin riss den Mund auf und keuchte in langen Schlucken. Intensive Hitze schoss in ihren Unterleib.

Sie drehte den Kopf und sah ihm über die Schulter in die Augen, ohne etwas von der Lust zurückzunehmen, die unter seiner Berührung in ihr aufflammte. Seine Raubtierpupillen glitzerten seltsam hart. Dieselbe Gier brannte darin, die sie selbst erfüllte.

„Was wäre, wenn ich dir jetzt das Kleid aufmache, den BH wegschiebe, und dich auf diese süße Brust hier küsse?", raunte er und drückte zur Erläuterung seine Fingerspitzen in den rechten Hügel. „Wenn ich diesen harten Nippel küsse und in den Mund nehme? Daran sauge? Dich vielleicht beiße, ganz zart?"

Sie konnte nicht antworten. Nur eine Art Winseln entrang sich ihrer Kehle. Es wurde vom Stakkato ihres Keuchens in kurze Töne zerhackt. Der Wald schien sich um sie zu drehen, genauso wie der Rest der Welt. War das noch auf der guten Seite? War das schon Betrug? Was würde Detlef sagen, wenn sie ihm davon berichtete? Wie würde sie sich fühlen bei dem Ausdruck, der dann in seinen Augen stand? Doch seltsam -- Detlefs Gestalt blieb vage, sein Gesicht verschwommen...

„Und was, wenn ich dich auch hier anfasse?" Seine Stimme war nur noch ein Hauch. Eine Hand wanderte tiefer, über ihre fliegende Bauchdecke, bis die Fingerspitzen in den oberen Rand ihres Venushügels drückten. Weiter ging er nicht, und dafür war sie dankbar. Sie hätte nämlich die Beine auseinandergenommen und sich an seinem Griff gerieben wie eine notgeile Schlampe. Sie wäre endgültig in den Krater gestürzt und hätte sich von der Lava umschmeicheln lassen...

„Oder" -- er fasste nach ihrer Hand und schob sie zwischen sich, auf den heißen Hügel in seiner Jeans -- „was, wenn ich dich hier ins Gras lege, ganz nackt, und wir ficken?"

Das letzte Wort riss sie aus ihrer Trance. Sie blinzelte, um die klebrigen Fäden im Kopf loszuwerden. Hier verlief die Grenze, das spürte sie. Ebenso wie die Dankbarkeit, dass er ihr die Grenze gezeigt hatte. Genauer gesagt: Dass er ihr erlaubte, sich im Vorfeld klar zu werden, was sie tun wollte und was nicht. Wenn er es einfach getan hätte, dann wäre ihr das wesentlich schwerer gefallen.

Sie seufzte und schloss die Finger, fühlte nach dem harten Umriss mit dem Pochen darin. Dann ließ sie los und drehte sich in seinen Armen. Sie legte Alex beide Hände um den Nacken und küsste ihn zärtlich.

„Ich würde mich wahnsinnig gern von dir hier auf dem Boden durchnehmen lassen", flüsterte sie und rieb den Bauch an ihm. „Das wäre toll, das weiß ich. Aber das wäre nicht mehr gut. Es wäre auf der falschen Seite der Grenze. Echter Betrug."

Er nickte ernst. „Und alles andere?"

„Hm!"

Sie zwang sich zum Nachdenken. Was war mit dem Streicheln, dem Küssen? Eine Erinnerung kam hoch wie eine Luftblase aus der Tiefsee.

„Ich hatte das schon mal", murmelte sie. „Noch in der Schule, mit meinem ersten Freund. Einmal war ich alleine auf einer Party, direkt nach dem Abi. Ich hatte schon was getrunken und war ziemlich von der Rolle. Da war dieser Typ, ich weiß nicht mal mehr seinen Namen. Jedenfalls haben wir auf der Hollywood-Schaukel gefummelt wie die Verrückten."

Alex grinste und nickte ihr aufmunternd zu.

„Am nächsten Tag habe ich es Timo gebeichtet und dabei total geheult. Zuerst war er sauer. Aber dann hat er gelacht und gesagt, wer eine hübsche Freundin hat, der muss es wohl aushalten können, dass sie auch andere Jungs anzieht."

Ein leises Lachen von ihm, seine Finger auf ihrem Rücken.

„Und wird dein Mann das auch so entspannt sehen können?"

„Keine Ahnung." Sie starrte ins Leere. „Wichtig ist, wie ich es sehe, oder?"

„Schätze schon. Fummeln ist also okay, miteinander schlafen nicht."

„So ähnlich..."

Nun, etwas abgekühlt, konnte sie besser nachdenken. Ja -- sie hatte nicht den Eindruck, mit ein wenig Streicheln ihre Ehe zu gefährden. Das würde Detlef ihr verzeihen. Das würde sie sich selbst verzeihen.

„Und wie steht es mit dir?", fragte sie und streichelte seinen Haaransatz.

„Ähnlich, denke ich." Nun war es an ihm, zu seufzen, und an ihr vorbei zu gucken. „Ich will in keinem Fall mit Geheimnissen oder Lügen in die Ehe gehen. Also werde ich Jette alles erzählen müssen, was immer wir tun. Ein Flirt und eine Schmuserei, das kann ich vertreten. Eine letzte Dummheit vor der Hochzeit, sozusagen. Wenn wir richtig Sex haben würden, dann wäre das... etwas anderes."

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