Swipe, um zu sehen, wer jetzt online ist!

Ayla und Ella

ÖFFENTLICHE BETA

Hinweis: Sie können die Schriftgröße und das Schriftbild ändern und den Dunkelmodus aktivieren, indem Sie im Story-Infofeld auf die Registerkarte "A" klicken.

Sie können während unseres laufenden öffentlichen Betatests vorübergehend zu einem Classic Literotica® Erlebnis zurückkehren. Bitte erwägen Sie, Feedback zu Problemen zu hinterlassen oder Verbesserungsvorschläge zu machen.

Klicke hier

Er trug nichts als schwarze Shorts.

„Wow Du hast mir gar nicht gesagt, wie sexy der ist!"

„Findest du? Okay, er sieht ganz gut aus, aber der ist ja auch schon, wie soll ich sagen, reifer."

„Reifer? Der ist noch keine vierzig!"

„Aber auch nicht mehr in den Zwanzigern. Guck doch, der kriegt schon graue Haare."

„Aber sein Body! Sieh dir den an. In einem Kampf auf Leben und Tod würde der deinen Marco mit einer Hand zermalmen."

„Niemals."

„Sollen wir wetten?"

„Und wie willst du das herausfinden? Ich glaube nicht, dass wir die beiden dazu kriegen, sich für uns auf Leben und Tod zu bekriegen."

„Da hast du vielleicht recht. Trotzdem sieht der total heiß aus. Graue Haare, aber total durchtrainiert."

„Der kocht in seiner Unterhose."

„Das sind Shorts."

„Unterhose, sage ich."

„Du knutschst mit kleinen Jungen, woher nimmst du den Glauben, irgendeine Ahnung über diesen Mann zu haben?"

Ich wechselte das Thema:

„Was wissen wir über ihn?"

„Er kocht Nudeln und schneidet Tomaten."

„Ich glaube, das sind Paprika."

„Hinter dem Herd sehe ich Käse. Hartkäse. Parmesan tippe ich."

„Er sieht aber nicht wie ein Italiener aus."

„Definitiv nicht. Obwohl er verdammt braun gebrannt ist."

„Siehst du Fleisch oder Fisch oder so?"

„Ne. Meinst du, der ist Vegetarier?"

„Vielleicht sogar vegan?"

„Könnte ich mir vorstellen. Wer in so einem Haus wohnt, der ist auch vegan."

„Ist das sein Haus?"

„Bestimmt. Der sieht genauso aus wie ein Mann, der sich ein Haus aus Glas und Zement baut."

„Ich glaube, das ist Beton. Nicht Zement."

„Wo ist der Unterschied?"

„Weiß ich nicht, aber Zement ist was anderes als Beton, und bei solchen Sachen sprechen die Leute immer von Beton. Zement kriegt man im Baumarkt."

Ayla sah mich: „Architektin oder was?"

„Ich meine nur."

„Meinetwegen Glas und Beton. Aber es ist definitiv sein Haus."

„Wie kommt der denn in dem Alter schon an so viel Geld?"

„Gerade fandst du ihn noch alt."

„Der ist zu alt für uns, aber noch zu jung, um sich so ein Haus leisten zu können. Das hat doch Millionen gekostet."

„Ja und?"

„Vielleicht ist es das Haus von seinem Vater."

„Das ist seins. Typen, die vegane Pasta kochen, bauen sich solche Häuser. Wenn er einen reichen Vater hätte, wäre alles weiß und vergoldet."

„Vielleicht ist es sein Haus, aber er hat das Geld dafür geerbt von seinem reichen Vater."

„Den er selbst um die Ecke gebracht hat, um ans Geld zu kommen?"

„Wo du es erwähnst, warum nicht?"

„Wenn er ein reiches Söhnchen wäre, würde er gelbe Polohemden tragen."

Ich lachte.

„Wirklich? Tun das alle reichen Söhne, die ihre Väter umgebracht haben, um zu erben?"

„Absolut tun die das."

„Ich glaube, dass der sich das selbst erarbeitet hat. Das ist sein Haus, das er sich mit seinem Geld nach seinen Wünschen gestaltet hat. Und weil er so hart gearbeitet hat, sieht es auch so bescheiden aus."

„Das sieht doch nicht bescheiden aus."

„Aber der Stil ist so."

„Wie hat er denn das Geld gemacht?"

„Mafia. Ganz klar. Definitiv. Legal kann man nicht so schnell so reich werden. Der ist Mafiaboss."

„Mafiabosse sind nicht vegan. Die essen viel Fleisch, weil sie männlich sein wollen. Außerdem sind Mafiabosse nicht so gebildet. Die habe sich aus einem Ghetto hochgearbeitet und dabei ihre Feinde gekillt. Die haben keine Schulabschlüsse und keine Ahnung von schicker Architektur. Mafiabosse haben Häuser aus Marmor und alles vergoldet."

„Ja, aber der ist anders. Deshalb ist er auch ausgestiegen."

„Wieso ist der ausgestiegen?"

„Der versteckt sich. Der wohnt allein in einem riesigen Haus hinter einem Hügel."

„In einem Haus aus Glas. So richtig versteckt ist das nicht."

„Wo ist seine Crew? Seine Gang? Wo sind seine Bodyguards? Der hat die Nase voll vom Töten, und deswegen versteckt er sich in seinem Haus vor seiner Familie und seinen Feinden, die ihn fertigmachen wollen."

„Er versteckt sich auf Malle?"

In der Zwischenzeit hatte der Mann seine Tomaten oder Paprika angebraten, gewürzt, seine Nudeln abgeschüttet, das ganze vermengt, sich eine Flasche Wein aufgemacht und an einen Tisch gesetzt, der auch aussah, als wäre er aus Beton. Er schaute beim Essen auf sein Laptop, und gleichzeitig lief das Fernsehen auf dem Flatscreen. Wir konnten nicht genau sehen, was er sich da ansah, aber es sah nach einem Nachrichtensender aus. Am Bildrand liefen Laufbänder, und von Zeit zu Zeit wurden Statistiken eingeblendet.

„Der ist Aktienbroker. Ich sag's dir. Broker haben auch solche Häuser."

„Und er macht seine Geschäfte aus einem Haus am Ende der Welt? Dann wäre er in New York oder London oder so. Aber nicht auf Malle."

Es war witzig, wie wir da spekulierten über diesen seltsamen Typen, den Ayla attraktiv und ich zu alt fand.

Ayla und Ella auf der Jagd nach dem Mafiabroker im Haus aus Glas und Beton. Ich lernte neue Seiten an ihr kennen.

„Einen Wein hätte ich jetzt auch gerne."

„Soll ich einen holen gehen?"

Ayla sah auf die Uhr.

„Lass mal, das ist ja ein ziemlicher Weg."

„So weit ist das nicht. Ich geh gerne."

„Nein, schon gut. Außerdem ist mir kalt."

„Ich bringe dir auch eine Jacke mit."

„Danke, aber lass mal. Außerdem muss ich weg."

„Weg? Hast du noch was vor?"

„Ich habe... jemandem einen Anruf versprochen."

„Skype? Mach's doch hier. In der Zwischenzeit hole ich Wein, Jacken und vielleicht hat Maria noch was Brot mit Aioli für uns. Das klingt doch super oder nicht?"

„Klingt gut, aber wie gesagt. Außerdem geht es mir nicht so gut."

„Hast du was?"

„Alles in Ordnung. Ich meine nur. Morgen Abend kommen wir wieder. Versprochen."

„Okay, versprochen. Hoffen wir nur, dass seine Mafiafamilie ihn bis dahin nicht kaltgemacht hat."

„Wenn du willst, kannst du aber gerne noch hierbleiben und ihn weiter observieren. Ich finde auch allein zurück."

„Nee, ist schon gut. Ich komme mit. Mir ist auch kühl."

„Wirklich? Wäre kein Problem für mich."

Wir kletterten gemeinsam den Hügel hinunter und gingen zurück zur Finca. Ich fragte mich, was in Ayla gefahren war, warum sie so plötzlich zurückwollte und was sie noch vorhatte. Den Anruf nahm ich ihr nicht ab. Sie scherzte auf dem Weg zurück weiter über diesen Mann, und ich spielte mit. Aber es klang nicht überzeugend, was sie so sagte. Bemüht, als wären ihre Gedanken irgendwo anders. Als wollte sie davon ablenken, dass ich ihr auf der Spur war. Ich spielte trotzdem mit, und wir erfanden noch Geschichten, dass er ein Bauunternehmer war, der eine neue Form des Betons erfunden hatte, die so erfolgreich war, dass er sich aus dem Berufsleben zurückziehen konnte, und wie sich herausstellen sollte, waren wir damit sehr viel näher an der Wahrheit, als wir glaubten.

Ich spielte mit, und das Geheimnis um Aylas Termin rückte in den Hintergrund.

Warum sollte sie nicht Geheimnisse haben? Ich hatte die ja auch.

7. Kapitel

Der nächste Tag brachte eine Abwechslung.

„Leider kann Marco euch nicht zum Strand bringen. Er muss arbeiten. Das tut mir sehr leid. Ist das ein Problem?"

Ich hatte das Gefühl, dass Maria mit der Frage mich meinte.

Natürlich war das kein Problem. Es wurde auch keines, als sie die Frage wiederholte. Aber es ärgerte mich, dass sie von mir und Marco wusste. Nur Ayla, er und ich wussten davon. Ich hatte Ayla noch extra gebeten, niemandem davon zu erzählen.

Vor allem wollte ich nicht, dass Mama davon wusste. Auf ihre Kommentare und Ratschläge konnte ich gut verzichten. Vor allem wusste man nie, was sie einem riet. Es konnte schonmal sein, dass sie mir noch mit solchen Tipps kam wie: Ich soll vorsichtig sein, dass ich mir nichts einfange. K&K: Krankheiten oder Kinder, im schlimmsten Fall beides! Mama war da unberechenbar. Es könnte auch sein, dass sie mir vorschwärmte, wie toll sie Marco fände und dabei in Zweideutigkeiten verfiel, die ich peinlich fand. Ich wollte mich nicht unbedingt fremdschämen für sie, wenn sie von sexuellen Diensten schwärmte, die sie von ihm gerne empfangen würde. Man konnte nie so genau wissen, welche Reaktion Mama zeigte. Sie hatte mir schon Details über das Verhalten Ahmeds im Schlafzimmer berichtet, die ich nun wirklich nicht wissen musste. Und als ich ihr das gesagt hatte, hatte sie gelacht und gemeint, ich solle nicht so prüde sein.

Daher war es mir relativ wichtig, dass sie nichts von Marco wusste. Aber es war zumindest schon bis zu Maria gedrungen. Die Frage war nur, wie.

Marco erschien mir zu schüchtern, um diese Sache heraus zu posaunen. Er war mir irgendwie nicht der Typ, der solche Dinge in der Welt verbreitete. Nicht, dass ich irgendwas Substantielles über seinen Charakter sagen konnte. Eher hatte ich Ayla im Verdacht. Ich hatte sie gebeten, das alles für sich zu behalten, und sie hatte es mir versprochen. Aber Ayla war nicht der Mensch, dem ich zu hundert Prozent vertraute. Sie war mir immer noch zu mysteriös und durchtrieben. Hatte sie meiner Mama von mir und Marco erzählt? Und die hatte es dann an Maria weitergetratscht? Es wäre eine Kleinigkeit, aber eine, die mich ärgern würde. Aber da ich nichts tun konnte, die Sache nur noch schlimmer machen würde, wenn ich davon erzählte, ließ ich es auf sich beruhen.

Maria versuchte uns zu trösten, obwohl wir gar nicht so enttäuscht waren, und erzählte uns, dass Marco uns eingeladen hatte, am nächsten Abend etwas mit seinen Freunden zu unternehmen. Ayla und ich sahen uns an. Ich konnte nicht sagen, was sie dachte.

Ich fand es nett. Marco zu sehen und einen Abend mit seinen Freunden zu verbringen. Wenn sie so alt waren wie er, also ein paar Jahre jünger als wir, dann könnte das spaßig werden. Ein Sprung in die Vergangenheit mit Partymusik, Alkohol und vielen Hoffnungen, die sich vielleicht nicht verwirklichten. Aber am Ende wäre man doch glücklich. Ein Schritt zurück in die Unbeschwertheit der Jugend. Als man sich noch keine Gedanken machte über seine Zukunft, sondern in den Tag lebte. Ich in den Armen Marcos, der mit mir vor seinen Freunden angab, mich als seine Trophäe herumzeigte. Mir würde das schmeicheln. Er würde mir seine Freunde vorstellen. Niemand würde den anderen verstehen, aber es wäre auch vollkommen egal. Wir würden lächeln und zusammen lachen. Ayla würde sich auch jemanden angeln, und ich würde zuschauen, wie sie mit einem großen, starken Spanier knutschte, der sie gegen eine graue Wand presste mitten in der Nacht. Über ihr eine Lampe, um die sich die Motten scharten. Ihre Schulter an der Wand gelehnt, ihre Brust nach vorne gestreckt, ihre Hüfte, die sich an seiner rieb. Er würde sie festhalten, und sie würden sich küssen, und ihr Kuss wäre roh und animalisch, und es schien fast wie ein Kampf um die Kontrolle zu sein, den beide um keinen Preis verlieren wollten. Die distinguierte Ayla, die sich verführen ließ von einem einfachen spanischen Dorfburschen.

Marco und ich würden den beiden zuschauen, und dann würden wir uns einander zuwenden und uns auch küssen. Aber anders. Sanft und gefühlvoll, voller Hingabe und Zuneigung. Ich würde ihn festhalten und von ihm festgehalten werden, und ich würde mir vorstellen, wie meine Liebeshormone in seinen Körper und seine Blutbahn geschwemmt würden, und er würde wissen, wie ich mich fühlte, und ich würde sein Testosteron in meiner Seele spüren. In so einem Augenblick, den man nie verlieren möchte, und an den man sich noch oft zurück erinnern wird.

So stellte ich mir das vor. Kitschig, ich weiß.

Ayla hatte allerdings ganz andere Vorstellungen, wie sie mir später erzählte. Sie hatte keine Lust auf diese „Kinderspielchen".

„Kann man vorstellen, wie das wird. Wir mit einem Haufen Kindern an einer Tankstelle. Mit Jungs und Mädchen, die gerade mal ein paar Haare da unten herausgepresst haben und uns ihre Tricks auf dem Skateboard zeigen wollen. Und wir schauen zu. Riechen den Gestank von Benzin und saugen an unseren Strohhalmen aus Coladosen."

„So schlimm wird es schon nicht werden!"

Ich werde mich nicht auf den Gepäckträger eines Fahrrads setzen und von einem fünfzehnjährigen Bubi abschleppen lassen! Hinter ein Restaurant, um mich da zwischen den Mülleimern mit Fischabfällen befummeln zu lassen."

„Musst du ja auch nicht! Wir sehen uns das an, und wenn wir keinen Bock mehr haben, dann machst du einen auf krank und ziehst einen Tampon aus der Tasche, und mit dem fuchtelst du ein wenig vor den fünfzehnjährigen Typen rum, und dann werden die ganz viel Angst kriegen vor so viel Frau, und niemand wird sich trauen mit dir hinter das Restaurant zu den Fischabfällen zu gehen."

Ich war stolz auf meine Schlagfertigkeit und ein bisschen sauer, dass sie mir meine Vorfreude verderben wollte.

„Gute Idee. Ich nehme dich beim Wort! Und das mit den Tampons werde ich durchziehen. Kannst du mir glauben!"

„Mach das!"

Ich legte mich wieder auf meine Liege und versuchte mir meine Version des Abends ins Gedächtnis zu rufen. Aber irgendwie war das Bild vom Knutschen zwischen den Fischabfällen stärker. Jetzt tauchten in meiner Einbildung auch noch Ratten auf. Riesige graue Ratten, groß wie kleine Hunde, die von uns aufgescheucht waren und quietschend davonliefen. Bis auf eine besonders große, die sich vor uns drohend aufrichtete und uns anzischte. So viel zu meinen Phantasien.

Wir verbrachten also den Tag am Pool. Mama, Ayla und ich wurden von Maria versorgt, die sich rührend um unser Wohlbefinden kümmerte und immer wieder Getränke brachte und Snacks in Form von geschnittenen Früchten und Knabberzeugs.

Mama hatte sich zwei Tische zurechtgeschoben, auf denen ihre Bücher, der Laptop und Papiere ausgebreitet lagen. Sie saß unter einem großen Sonnenschirm wie die große Chefin.

Einmal lud Mama Maria ein, sich zu ihr zu setzen, und sie plauderten ein wenig über das Leben in Deutschland und in Spanien.

Ich beteiligte mich nicht an dem Gespräch, fand es aber interessant. Es stellte sich schnell heraus, dass meine Mama nicht verstehen konnte, wie man damit zufrieden sein konnte, Haushälterin zu sein. Sie bestand darauf, dass die Arbeit doch eintönig sein müsse. Maria antwortete freundlich, aber sie hielt sich sehr zurück in ihrer Antwort. Ich konnte erkennen, dass sie nicht die einfache Bedienstete war, die nur putzte und kochte und damit ausgelastet war. So wie die weiße Strähne in ihrem Haar nicht zu ihrem Aussehen passte, ihm aber etwas Besonderes verlieh, so passte sie auch meiner Ansicht nach nicht in diesen Job. Ich hätte sie eher in der Rolle einer Businessfrau gesehen, die ein Unternehmen leitet. Aber nicht als Haushälterin. Ich hätte sie mir auch gut vorstellen können in Aylas Job. Zumindest besser als Ayla selbst. Wie gut die wirklich im Umgang mit Menschen war, konnte ich nicht mit Sicherheit sagen, aber ich glaube, sie war bei den Mitarbeitern nicht sehr beliebt.

Maria sprach sehr gut Deutsch, machte nur selten Fehler und benutzte manchmal erstaunlich komplizierte Wörter. Sie war unglaublich ruhig in ihrer Ausstrahlung. Ihre Bewegungen waren ganz kontrolliert und reduziert, als wäre alles genau überlegt. Fast wie eine Geisha. Trotzdem strahlte sie Wärme aus über die braunen Augen und die kleinen Fältchen, wenn sie lächelte.

Auch wenn Maria es nicht sagte, so konnte ich deutlich erkennen, dass sie Mama für ihren Arbeitseifer kritisierte und es nicht verstand, dass sie in ihren Ferien Tag und Nacht arbeitete. Sie sagte so etwas wie: „Es gibt viele Wege glücklich zu werden, und jeder muss seinen eigenen finden."

Klang ein wenig wie ein Kalenderspruch, aber ich nahm an, dass es ein spanisches Sprichwort war oder so.

Aber sie äußerte diese Kritik so dezent, dass Mama es nicht verstand. Aber ich verstand sie. Es ärgerte mich auch, wie viel Arbeit Mama investierte für nichts. Statt ihren Erfolg zu genießen, wollte sie schon den nächsten. Dabei musste sie sich nichts beweisen. Aber Mama sah das wohl anders. Sie hatte ein schlechtes Gewissen, dass sie so lange Hausfrau gewesen war und mich großgezogen hatte, statt Karriere zu machen. Jetzt wollte sie all das nachholen, was sie versäumt hatte. Ein neuer Job, ein neuer Mann, ein neues Leben mit neuem Stress. Wir waren schließlich nur hier, weil Mama in ihrem Job dem Chef eine Menge Geld gespart hatte und er uns aus Dankbarkeit seine Finca überlassen hatte. War für ihn sicherlich billiger, als einen fetten Bonus zu zahlen.

Ayla hingegen schien kribbelig zu sein. Sie saß zunächst auf der Liege. Vorher durfte ich sie eincremen, und ich war ein wenig traurig darüber, dass ich das ganz nüchtern machen musste, denn ich wollte nun wirklich nicht, dass Mama was davon mitbekam, wie neckisch wir das in den letzten Tagen gemacht hatten.

Trotzdem juckte es mir in den Fingern, und einmal schlüpften sie tiefer in ein Körbchen von Aylas Bikinioberteil als nötig. Ayla atmete tief ein und presste damit ihre Brust gegen meine Hand. Das führte dazu, dass ich ihre Brustwarze berührte, was gar nicht meine Absicht gewesen war. Als ich sie ansah, grinste sie kurz und flüsterte mir gespielt vorwurfsvoll zu:

„Na, na, na!"

Mama hatte davon nichts mitbekommen.

Aber das war nur ein winziger Moment, auch wenn ich noch eine Weile ihre Brustwarze auf meiner Fingerkuppe fühlte. Und meine Finger erinnerten sich noch lange an die Wölbung ihrer Brust. Klein, aber straff und ein Maler hätte nach Jahrzehnten der Übung keine so schöne Rundung hinbekommen. Die Welt war ungerecht.

Als Maria mit kühlen Getränken kam, dirigierte Ayla meine Finger und mich und presste sich gegen meine Finger, wie eine Katze, die ihre Streicheleinheiten genoss. Dabei schaute sie gespielt unbeteiligt zu ihr hinüber.

Ich fand es süß, dass sie sich für Maria so ins Zeug legte, wusste aber nicht, ob sie sie provozieren wollte. Von wegen Muslimas, die was mit Frauen hatten oder so. Nach dem Eklat am ersten Abend war nichts Auffälliges mehr passiert zwischen den beiden. Ayla behandelte Maria besonders freundlich, als wollte sie ihr zeigen, dass sie sich falsch verhalten hatte und um Verzeihung bat. Maria behandelte Ayla vollkommen normal und nicht anders als mich auch.

Ayla jedenfalls konnte nicht ruhig auf ihrer Sonnenliege bleiben. Immer wieder stand sie auf, ging ins Haus, holte irgendwas, setzte sich wieder, rückte ihre Liege zurecht, legte sich hin, dann rückte sie sie wieder zurecht.

Vor allem fiel mir auf, dass sie ständig ins Haus ging. Als mochte sie die Sonne nicht.

Ich fragte sie, ob alles in Ordnung sei, aber sie meinte, alles wäre großartig.

Ich hatte damit keine Probleme, lag in der Sonne, tat nichts, vermisste nichts, dachte hin und wieder daran, was Marco wohl gerade tat und vermisste ihn irgendwie, obwohl ich gar nicht so genau sagen konnte, was ich mit ihm gerne angestellt hätte.

Nach dem Abendessen freute ich mich darauf, mit Ayla den Typen im Glashaus zu beobachten. Aber sie war einfach verschwunden. Wir hatten so etwas wie eine vage Verabredung gehabt.

So nach dem Motto: „Gehen wir morgen wieder zu dem Mafiaboss?"

„Total gerne."

Aber als ich loswollte, war Ayla nirgends zu sehen. Weder unten, noch in ihrem Zimmer, auch Mama wusste nichts. Ich textete sie an, aber sie antwortete nicht.

Es war seltsam, aber vielleicht wollte sie nur ihre Ruhe haben.

Da stand ich nun, wusste nicht so recht, was ich tun sollte und entschloss mich schließlich, allein zu dem Haus zu gehen. Es war noch relativ hell, und so konnte ich zum ersten Mal mehr von dem hübschen Olivenhain sehen mit den wunderbar verkrüppelten Bäumen. In den Bäumen sangen Vögel, und der Sonnenuntergang tauchte das Ganze in ein angenehmes Licht.

Der Mann war zwar da, allerdings tat er nichts Spannendes. Er trainierte. Er lag auf seiner Hantelbank und machte Übungen für den Brustkorb, dann Liegestütze, dann sprang er Seilchen und so weiter.

Es war wirklich nichts Interessantes, und doch genoss ich es, an einen Baum gelehnt zu sitzen, und ihm zuzuschauen bei etwas, das ganz offensichtlich verboten und damit spannend war. Es war besser, als fernzusehen, denn es war real. Auch wenn nichts wirklich Spannendes passierte.

1...56789...14