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Es schlie?en sich die Kreise --

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Aber kehren wir zum Stand der Dinge zurück.

Zum Essen am Samstag brachte Conny auch ihren Achim mit, so daß wir ihn kennenlernen und uns ausgiebig mit ihm unterhalten konnten. Er war Studienrat für Mathematik und Physik und für den ersten Eindruck so dröge, wie man sich diese Fächer so vorstellt. Als er aber auftaute, wurde er zum flottesten Gesprächspartner.

In den folgenden Wochen überschlugen sich die Ereignisse.

Schon ein Wochenende später ereignete sich etwas, was für unseren weiteren Lebensweg nicht ganz ohne Bedeutung bleiben sollte.

Ich machte bei schönem, aber noch recht kaltem Frühlingswetter mit Waldemar vor dem Kaffeebesuch bei meiner Mutter noch einen Spaziergang auf dem Elbwanderweg. Dabei kam uns eine Grazie im wahrsten Sinne des Wortes entgegen. Sie war nicht allein, sondern ging in Begleitung eines Herrn. Sie hatte ein dickwollenes Winterkostüm an, aber mit recht kurzem Rock, und mit jedem Schritt zeigte sie ihr wunderbar schlankes Bein bis weit übers Knie. Als das Paar an uns vorbeigegangen war, konnte es Waldemar doch nicht lassen, sich umzudrehen und dieser Dame nachzusehen, um noch einen Blick auf ihre aphroditegleichen Kniekehlen zu erhaschen. Dann drehte er sich wieder um, gab mir ein Küßchen uns sagte leise:

"Entschuldige, Melanie!"

"Du brauchst dich doch nicht zu entschuldigen -- ich kenn doch die Männer."

"Aber die Frau war wirklich so was von schön --"

"Schöner als ich?"

"Nur ein ganz, ganz kleines bißchen weniger --"

"Du hast wahrscheinlich wieder nur auf ihre Beine gesehen, ich hab nach etwas weiter oben gesehen: Die hatte auch ein sehr schönes Gesicht."

"Das hab ich doch natürlich auch gesehen."

"Kennst du die Dame vielleicht -- ist sie dir irgendwo mal begegnet?"

"Nein, nie. Übrigens: Der Herr neben ihr sah auch sehr sympathisch aus, das hast du doch sicher auch festgestellt."

"Auf den hab ich gar nicht geachtet", mußte ich errötend zugeben.

"Na, siehst du!"

Und nach eine längeren Pause, in der er mich unterhakte und fest an sich drückte, fuhr er fort:

"Sag mal, Melanie, meinst du, daß wir es fertigbringen, ganz auf aushäusige Eskapaden zu verzichten -- ich meine -- wenn es knistert --"

Die Frage kam für mich ganz unvermutet, da aber Waldemar nicht frei heraussprach, sondern ziemlich herumstotterte, hatte ich Zeit genug, mich zu fassen, und sagte nur cool:

"Nö."

"Du meinst, du würdest wieder das Angebot eines rettendes Wohnwagenbesitzers annehmen --"

"-- und du würdest dir, wenn sich die Gelegenheit bietet, vielleicht den langweiligen Hotelabend während einer noch langweiligeren Tagung versüßen --"

"-- nie wieder intensiv flirten --"

"-- nie wieder sich verführen lassen --"

"-- ich glaub nicht --"

"-- ich auch nicht --"

"-- daß wir auf die Dauer solche Engel sind --"

"-- nee, das glaub ich wirklich nicht -- aber sag mal, wie kommst du jetzt darauf: Hast du etwa was in Aussicht?"

"Nein, Melanie, wirklich nicht."

"Also fragst du rein theoretisch?"

"Genau, das kam mir jetzt so in den Sinn. -- Und du meinst also, wir würden schwach werden -- und was würdest du dazu sagen, wenn ich zum Beispiel -- na, sagen wir, so ähnlich wie du, mal eine einsame Dame tröste?"

"Ich wäre -- ich muß es zugeben: Ich bin da schon etwas egoistisch -- also: Ich wäre nicht sehr amused, aber wenn es wirklich nur ein Seitensprung wäre und du dann unverzüglich auf den richtigen Weg zurückkommst --, dann kann ich bei meiner Vergangenheit wohl nicht allzu viel dagegen haben. -- Und wir könnten uns heiße Erlebnisse erzählen -- das mußt du mir versprechen für solche Fälle!"

"Also Toleranz bei voller Ehrlichkeit?"

"Volle Ehrlichkeit, aber auch Toleranz. -- Übrigens, da muß ich was beichten: Bei uns ist jetzt so ein junger Referendar, der sieht immer auf meine herrlichen Beine, aber der ist mir unsympathisch. Wahrscheinlich wird er weitere Avancen machen, aber den laß ich abschmettern, du hast also nichts zu befürchten."

Und zur Bekräftigung unserer Abmachung küßten wir "alten Leute" uns zur Verwunderung der anderen Spaziergänger mitten auf dem Weg.

Dies allerdings meinte ich eigentlich nicht mit den "sich überstürzenden Ereignissen".

Aber in der Woche darauf kam Waldemar eines Tages abends von der Arbeit und begann:

"Melanie, das rätst du nie."

"Was soll ich nicht raten?"

"Ich hab dir doch gesagt, meine Firma will nach Osteuropa expandieren, und heute sagt mir unser Chef, ich soll den Aufbau eines Zweigwerks in Polen männätschen."

"Polen ist aber noch Mitteleuropa."

"Schon, natürlich hast du recht."

"Und wo in Polen?"

"Ganz nahe: bei Posen."

"Dann müssen wir uns trennen -- und wir kennen uns erst kaum."

Mir kamen die Tränen, aber Waldemar sagte gleich:

"Auf keinen Fall! Ich nehm dich natürlich mit, wenn das nur irgend geht. Es gibt doch so ein Austauschlehrerprogramm, und du könntest Deutsch geben. Du interessierst dich doch so für Polen."

"Schon. -- Ja. -- Und du würdest mich mitnehmen wollen?"

"Ja, natürlich! Was denn sonst? Wenn du nicht mitkommen könntest, würde ich das Angebot ablehnen und hierbleiben. Hier ist auch reichlich genug für mich zu tun."

"Also, da kommt mir ein Gedanke."

Ich hatte mich wieder gefangen und fuhr fort:

"Gehen wir das Ganze konstruktiv an. Deutschunterricht in Polen -- ich weiß nicht. Aber hattest du nicht mal angedeutet, ihr expandiert auch nach Rumänien?"

"Ja. Wir bauen auch ein Werk bei Hermannstadt. Dafür ist Kollege Irmescher angesetzt, der stammt von da, ist aber gar nicht glücklich, wieder da arbeiten zu sollen."

"Uns würdest du -- rein theoretisch -- auch nach Rumänien gehen wollen -- für eine begrenzte Zeit?"

"Mit dir würde ich überallhin gehen wollen. Wie kommst du auf Rumänien?"

"Weil es da deutsche Schulen gibt -- schon immer -- und eine ganz bekannte auch in Hermannstadt. Wußtest du das nicht?"

"Ich erinnere mich dunkel, daß wir so was in der Schule gelernt haben. -- Das ist eine ganz tolle Idee. Ich geh dann gleich morgen zum Chef und schlag ihm das vor. Irmescher wird mir um den Hals fallen -- aber ob er dafür nach Polen will, weiß ich allerdings auch nicht -- und dem Chef ist es wahrscheinlich egal, wer wohin geht."

Wie gesagt, die Ereignisse überschlugen sich. Schon in der Pause nach der zweiten Stunde kriegte ich in der Schule einen Anruf. Es war Waldemar, der mir mitteilte, daß der Tausch Polen--Rumänien perfekt sei. Ich legte gar nicht erst den Hörer nieder, sondern tippte nur auf die Gabel und rief gleich meinen Schulrat an und bat um eine dringende Audienz am Nachmittag.

"Na, Frau Knaack, was haben Sie denn auf dem Herzen? So kenne ich Sie ja gar nicht. Kommen Sie um fünf, vielleicht müssen Sie aber noch etwas warten."

Ich brachte die restlichen Unterrichtsstunden irgendwie rum, und um fünf begab ich mich in die Schulbehörde. Der Schulrat wartete schon auf mich, ein Gesprächstermin hatte sich zerschlagen, und er bat mich gleich in sein Zimmer.

"Nun schießen Sie mal los, Frau Knaack!"

"Also", begann ich zu stottern, "mein Mann --", mein Mann? -- "mein Mann wird für wahrscheinlich drei Jahre nach Rumänien --"

"Entschuldigen Sie, Frau Knaack, Sie sind wieder verheiratet?"

Der Gute kannte meine Personalakte, oder wahrscheinlicher hatte er sie sich vor meinem Besuch kommen lassen.

Ich merkte, wie ich über beide Ohren rot wurde und sprach entsprechend unsicher:

"Nein -- das heißt; vielleicht bald -- vielleicht -- wahrscheinlich werd ich bald wieder heiraten."

"Entschuldigen Sie meine Unterbrechung -- dann wünsch ich Ihnen im Voraus von Herzen alles Gute -- aber fahren Sie doch bitte fort."

"Also", stotterte ich weiter, "mein Partner --"

"Nun sagen Sie schon: Ihr Mann!"

"Danke! Mein Mann geht also für eine Zeit nach Rumänien, um da den Aufbau eines Zweigwerks zu leiten, und ich hatte mir gedacht, ob mich die Schulbehörde nicht im Rahmen des Austauschprogrammes so lange nach Hermannstadt beurlauben könnte. Da ist ja eine deutsche Schule."

"Das würde ich natürlich sofort unterschreiben. Aber leider sind alle Plätze in diesem Programm schon besetzt. Sie wissen ja: Man kriegt ein ganz schönes Zusatzgehalt, und da haben sich viele gemeldet. Ich fürchte, ich sehe schwarz, jedenfalls für das nächste Schuljahr."

Ich mußte schlucken. Sollte sich alles zerschlagen? Oder würde mich Waldemar mit seinem guten Gehalt mit durchfüttern? Doch: Er würde! Und so traute ich mich zu fragen:

"Und gäbe es die Möglichkeit, daß ich unbezahlten Urlaub nehme für die Zeit?"

"Unbezahlter Urlaub freut jeden Arbeitgeber, der sich dann um eine Ersatzkraft kümmern muß. Aber weil Sie's sind: Ich würde das vorbehaltlos befürworten. Ich nehme an, Ihr Mann verdient genug -- sonst hätten Sie wohl nicht danach gefragt."

"Das tut er. Und könnte ich dann wieder in den Schuldienst einsteigen, wenn wir wieder zurückkommen?"

"Ja, das kann ich versprechen -- allerdings nicht unbedingt an Ihre alte Schule."

"Also, dann werde ich ab dem nächsten Schuljahr unbezahlten Urlaub verlangen."

"Füllen Sie das entsprechende Formular aus und reichen es ein. Aber ich versuch es auch mit dem Gastlehrerprogramm -- vielleicht ist jemand zurückgetreten. -- Ihre Fächer sind doch Deutsch und Latein --"

"-- und Griechisch!"

"Richtig! Mit Deutsch ist es da natürlich kein Problem. Mit Latein müssen wir und müssen Sie sehen, was Sie da Nützliches machen können -- aber Griechisch?"

"Ich könnte Kurse anbieten, und dann ist da noch ein evangelisch-theologisches Seminar, und die angehenden Pfarrer müssen doch alle Griechisch lernen."

"Gut, daß Sie das sagen. Dann sind Sie da ja genau richtig. Das hilft vielleicht, für Sie noch einen offiziellen Platz zu finden -- und sonst bleibt ja die Möglichkeit eines unbezahlten Urlaubs. -- Ich freu mich für Sie -- es wird schon werden -- und die besten Empfehlungen für Ihren Mann, das freut mich ja ganz besonders."

So weit war also alles optimal gelaufen. Allerdings mußte ich Waldemar noch von meinem Ansinnen mit dem unbezahlten Urlaub beichten.

Das tat ich gleich, als ich nach Hause kam. Waldemar war schon gekommen, und ich platzte gleich los:

"Weißt du, was ich gemacht habe, als du mich am Vormittag angerufen hast, daß das mit dir und Rumänien klappt?"

"Nein! Aber sag's mir!"

"Ich hab gleich den Schulrat angerufen und war jetzt gerade bei ihm. Er sagte, daß aus meiner Entsendung als Gastlehrerin wohl nichts werden würde, da seien alle Plätze schon besetzt, jedenfalls für das nächste Jahr, aber da hab ich --"

Ich zögerte; wie sollte ich Waldemar das sagen?

"Was hast du da --?"

"Wir kennen uns doch noch nicht so lange, gerade ein Jahr, und da kann ich doch nicht --"

"Was kannst du nicht?"

"Ich kann doch nicht verlangen, daß du mich -- sozusagen --"

"Ich versteh wirklich nicht, auf was du hinaus willst."

"-- ich hab angeboten, daß ich unbezahlten Urlaub nehme und ohne Gehalt mit dir nach Rumänien gehe."

"Ach so", sagte Waldemar erleichtert, "wenn das alles an Schlimmem ist -- natürlich kannst du mitkommen, mein Gehalt wird dicke für uns beide reichen, denn ich krieg ja noch einen Zuschlag. -- Wie gut, daß es kein wirkliches Problem ist. Komm, stoßen wir an, ich hab hier im Supermarkt rumänischen Wein entdeckt und gleich eine Flasche mitgebracht, daß wir uns daran gewöhnen."

Vor dem Abendessen mit rumänischer Mädchentraube lagen wir uns aber wohl über eine Stunde in den Armen.

Während des Abendessens kam mir ein beunruhigender Gedanke:

"Du, Waldemar, wir haben noch was Wichtiges vergessen."

"Deine Mutter! Daran hab ich auch schon gedacht. Ich hab heute nachmittag mal deinen Bruder Hans angerufen und ihm von unseren Plänen erzählt, Und er will sich mit seiner Freundin --"

"-- Frau --"

"Gut -- natürlich -- mit seiner neuen Frau um Mama kümmern; die verstehen sich ja prima."

"Aber wir müssen Mama schon auch von uns aus erzählen."

"Natürlich. Das tun wir am Sonntag. Hans und Annemarie kommen dann auch."

Dieses Gespräch muß -- rückwärts gerechnet -- am Mittwoch gewesen sein, denn am nächsten Tag, also am Donnerstag, geschah es, daß Waldemar, als ich gegen drei Uhr nach Schule und Einkäufen nach Hause kam, dort schon auf dem Sofa saß und auf mich wartete, aber nicht, wie ich es gewohnt war, im Hausdress, sondern in einem dunklen Anzug. Auf dem Tisch vor der Couch standen eine Weinflasche und zwei Gläser.

"Was soll das denn bedeuten?", fragte ich, aber ich hätte es mir ja denken können.

"Komm, Melanie, setz dich zu mir, ich will dir was Wichtiges sagen."

"Aber wenn du so feierlich angezogen bist, muß ich mir auch was Schönes anziehen und nicht in diesen Jeans -- wie sieht denn das aus?"

Damit verschwand ich zu den Kleiderschränken im Schlafzimmer und wählte trotz dem warmen Frühlingswetter ein kleines Schwarzes aus. Das Frischmachen und Anziehen dauerte nicht lange, und ich ging wieder ins Wohnzimmer und setzte mich neben den nervös wirkenden Waldemar. Ich nahm seine Hand und fragte:

"Na, was willst du mir sagen?"

Waldemar nahm meine beiden Hände in seine und sagte leicht stotternd:

"Ich will nicht lange drum rumreden, das liegt mir nicht: Ich will dich fragen: Willst du meine Frau werden?"

Mir kamen Tränen der Freude und des Glücks, und ich konnte nur stammeln:

"Das bin ich doch schon."

"Ja, aber ich meine: richtig, mit Standesamt und Kirche."

Ich fiel Waldemar um den Hals und flüsterte ihm ins Ohr:

"Natürlich will ich das!"

Nachdem wir uns sehr ausgiebig geherzt und geküßt und wieder "anständig" nebeneinander gesetzt hatten und Waldemar die Flasche geöffnet und uns Wein eingeschenkt hatte, fand ich meine Fassung wieder und begann:

"Wir müssen dann das Praktische bedenken. Zuerst müssen wir das Mama sagen --"

"Das machen wir gleich am Sonntag --"

"Dann müssen wir das Aufgebot bestellen und uns beim Pfarrer anmelden. Ich schlage vor, wir heiraten hier in meiner evangelischen Gemeinde --"

"Na klar!

"Und dann fällt mir da noch was ein. Trudi hatte mal gesagt, ob wir nicht eine Doppelhochzeit feiern sollten, wenn sich das so ergibt, und wir haben ja so viele gemeinsame Bekannte und Freunde, dann ist das ein Abwasch --"

"Das ist eine gute Idee. Ruf doch gleich Trudi an und weihe sie ein!"

Dazu trank ich mir erst einmal Mut an, dann griff ich zum Hörer. Trudi war schon zu Hause und sagte nach den ersten Begrüßungsworten:

"Melanie, du klingst so komisch."

"Ich bin wohl etwas beschwipst, und ich hab auch etwas geweint --"

"Hattest du Ärger mit Waldemar. Das passiert jeder Frau mal."

"Daß sie Ärger mit Waldemar hat --?"

"Nein, natürlich daß sie Ärger mit ihrem Liebsten hat."

"Entschuldige, aber ich mußte dich mal wieder verbessern, aber du weißt, das mache ich nur, wenn ich gut aufgelegt bin. Nein, ich hab geweint, weil mir Waldemar eben einen Heiratsantrag gemacht hat."

"Gratuliere!", sagte Trudi resigniert.

"Nun sei doch nicht gleich traurig! Ich ruf dich nicht deswegen an, das hätte ich dir natürlich auch gleich gesagt, aber vielleicht nicht in den ersten Minuten danach -- nein, weswegen ich anrufe: Ich hab gleich daran gedacht, daß du mal was von Doppelhochzeit gesagt hast --"

"Und du würdest mit deiner Trudi, dem alten, dicken, gefallenen Mädchen, gemeinsam Hochzeit feiern wollen?"

"Ich weiß ja nicht, wer von uns beiden mehr und öfter gefallen ist -- aber laß doch den Quatsch und überrede deinen Bernd, ob er nicht mitzieht bei dieser Gelegenheit."

"Wann hattet ihr denn gedacht?"

"Darüber haben wir noch gar nicht nachgedacht. Ich weiß das doch auch erst seit zehn Minuten. Ich denke, so am Anfang der großen Ferien, Anfang Juli."

Waldemar nickte im Hintergrund zustimmend.

"Ich werd mein Bestes tun. Hab vielen Dank für den Anruf."

Ich setzte mich wieder zu Waldemar und sagte als praktische Hausfrau:

"So, Waldemar, wo das Wichtige und Entscheidende nun gesagt ist: Wollen wir uns nicht wieder zivil anziehen, sonst muß ich morgen deinen Anzug und mein Kleid bügeln."

Aber Waldemar, sonst allem allzu Feierlichen abhold, wollte diesen Abend in gehobener Kleidung verbringen, einschließlich Abendessen und Dokumentarfilm im Fernsehen.

Bei diesem wurden wir durch einen Anruf gestört. Es war Trudi. Sie war glücklich wie über den Wolken und sagte:

"Bernd macht mit! Wir können zusammen feiern! Wir müssen uns dann mal zusammensetzen und alles besprechen. Wie wäre es Samstag?"

Ich fragte Waldemar:

"Paßt es dir am Samstag zu Trudi und Bernd?"

Waldemar nickte wieder zustimmend, und ich sprach wieder in die Muschel:

"Es paßt. -- Aber wie machen wir das mit der Kirche: Du bist doch katholisch!?"

"Aber ihr Evangelischen seit drei zu eins. Nein: Gehen wir zusammen zu eurem evangelischen Pfarrer, ich lad aber auch natürlich Tadziu ein, die beiden kennen sich."

"Na, dann bis Samstag!"

Waldemar fragte mich dann noch:

"Ruf doch auch Hans an, ob er dann nicht auch gleich seine Annemarie heiraten will."

Ich ergriff die Gelegenheit und rief meinen Bruder an und erzählte ihm von unseren Heiratsplänen; von Rumänien wußte er schon.

"Nein, laß mal", sagte Hans, "wir wollen mit Annemarie noch etwas warten. Aber es ist doch schön, daß wir jetzt beide jemand gefunden haben, dann sind wir vor gewissen Versuchungen gefeit."

"Hans!", sagte ich nur in drohendem Ton.

Waldemar, der von mir fast "alles" wußte, dieses aber nicht, sah mich etwas verwundert an, und wieso Hans so offen reden konnte, das mußte ich mal versuchen herauszukriegen. Hatte er etwa Annemarie gebeichtet?

Nachdem wir zu Abend gegessen hatten und nach einem weiteren Gläschen Wein mit Händchenhalten, verliebten Blicken und vielen Küssen begaben wir uns zu einer weiteren "Hochzeitsnacht" ins Schlafzimmer. Im Hochgefühl, mich nun praktisch endgültig zu "besitzen", legte er eine Liebeskraft an den Tag -- oder besser gesagt: in die Nacht --, wie ich sie an ihm noch nicht erlebt hatte -- aber wir kannten uns ja auch noch nicht allzu lange. Ich aber erreichte nur mühsam erst nach Waldemars zweitem einen Höhepunkt, da ich immer denken mußte, daß ich Waldemar nun doch meine schlimmsten Sünden beichten sollte.

Als wir, wie das Sprichwort sagt, danach als tristia animalia nebeneinanderlagen, nahm ich allen Mut zusammen und sagte:

"Du, Waldemar --"

"Ja, mein Mäuschen?"

"Waldemar, ich muß dir jetzt doch noch etwas beichten --"

"Aber du hast mir doch schon alles gebeichtet, und ich hab dir alles verziehen!"

Bei diesen Worten rückte er wieder an mich heran und umarmte mich ganz fest. Ich aber fuhr fort:

"Nicht ganz alles --"

"Was willst du gute, liebe Seele denn noch Schlimmes gemacht haben, daß du so zitterst?"

Erst jetzt bemerkte ich, daß ich schon fast einen Schüttelfrost hatte, und sagte mit klappernden Zähnen:

"Ich hatte mal eine Affäre --"

"Ja, mein liebes, liebes --"

"Vielleicht bin ich dir gleich nicht mehr lieb, wenn ich die sage, daß ich mal was -- er hat mir beim Cembalokauf geholfen -- also: Es war der katholische Priester von Trudis Gemeinde."

"Der Gute ist doch auch nur ein Mann -- dagegen kann ich doch überhaupt nichts sagen -- die Katholiken mit ihrem Zölibat, die sind doch so was von weltfremd -- deswegen kannst du beruhigt schlafen."

Sprach's und überhäufte mich mit Küssen, ich aber begann zu weinen und stammelte:

"Du bist so gut und verständnisvoll zu mir -- das hab ich nicht verdient -- da war nämlich noch was -- was viel Schlimmeres --"

"Du mußt mir das nicht sagen -- und was du mir auch noch beichtest: Ich heirate dich trotzdem, das versprech ich dir!"

Waldemars liebe Worte munterten mich wieder etwas auf, und ich sagte lächelnd:

"Das sollte ich mir schriftlich geben lassen. Denn -- denn -- ich hatte dann auch noch eine heftige Aff --"

"Mit deinem Bruder Hans --"

"Woher weißt du --?", fragte ich entgeistert.

"Eigentlich weiß ich überhaupt nichts. Und bevor du jetzt mit dem Beichten angefangen hast, hatte ich keine Ahnung. Aber dann fiel mir wieder der Ton ein, wie du ,Hans!` gesagt hast, als ihr vorhin miteinander telephoniert habt -- also mit deinem Bruder -- das ist schon heftig -- aber laß dir sagen: Ich lieb dich nach dieser Beichte mindestens genauso sehr wie vorher, eher mehr, aus Dank für deine Offenheit --"