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Feuer und Wasser

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Er zeigte auf ein Regal neben dem Waschbecken.

Er holte ein großes Badetuch, ein normales Handtuch und einen Waschlappen aus einem kleinen Schrank. Dann öffnete er die Duschkabine.

„Da dreht man das Wasser auf, hier dreht man warm oder kalt und dort schaltet man zwischen Brause und Duschkopf hin und her. Hinter der Badtür hängt ein warmer Bademantel und in dem Filzschuh an der Wand sind Hausschlappen. Ein Paar müsste dir passen. Ich bügele inzwischen deine Kleider trocken. Ach ja, deine Schuhe auch in das Wännchen. Und jetzt mach hin, bevor du dir den Tod holst."

Jürgen war instinktiv zum vertraulichen „Du" übergegangen, für normale und gesetzte Konversation war jetzt nicht die Zeit.

Er verließ das Bad und schloß die Türe hinter sich.

In der Küche stellte er einen Kessel für Teewasser auf, dann ging er in seinen Wohnraum und fuhr die Heizung hoch. Ein kleines Warmluftgebläse aktiviert er auch noch, das war zum Trocknen der Schuhe.

Er hörte wie die Badezimmertüre geöffnet wurde, die Wanne wurde in den Flur gestellt und die Tür ging wieder zu.

Er holte sein Bügelbrett aus der Kammer, in der auch seine Vorräte waren, schnappte sich das Bügeleisen und schaltete es ein.

Dann stellte er Elviras Leinenschuhe vor das Gebläse, nahm sich die Bluse. Und in der Bluse waren ein paar Söckchen und ein kleiner schwarzer BH mit einer Spitzenborte eingewickelt. Jürgen fühlte den feuchten Stoff zwischen seinen Fingern und wilde Phantasien jagten durch seinen Kopf.

Er riss sich zusammen, legte den BH und Söckchen auf die Heizung, damit sie trockneten und begann zu bügeln. Es ging einfach nicht anders, denn einen Trockner hatte er nicht und auch keinen Platz dafür. Also hatte er sich das Bügeln beigebracht.

Im Bad hörte er das Wasser rauschen. Er atmete erleichtert auf. Elvira würde sich aufwärmen und nicht den Tod holen.

Ein wenig tat es ihm leid, dass er so schroff und kurz angebunden mit ihr gesprochen hatte und er nahm sich vor, sich nachher bei ihr zu entschuldigen.

Die Bluse war inzwischen trocken, warm und schön glatt. Er hängte sie auf einen Kleiderbügel.

Jetzt war der Rock an der Reihe. Es war ein knielanger, blauweiß karierter Tellerrock aus Baumwolle, ein eleganter Retro-Klassiker. Er fuhr zärtlich über die ganze Länge des Stoffs und wünschte sich, Elvira würde drinnen stecken und er würde sie spüren. Er faltete ihn auseinander und hatte plötzlich einen zarten, schwarzen und nassen Seidenslip in den Händen.

Er schaute sich schuldbewusst um, dann hielt er sich das verführerische Teil an die Nase und atmete tief ein. Ganz leicht meinte er, Elviras Duft zu riechen und schloss verträumt die Augen.

Er schüttelte den Kopf und machte sich wieder an die Arbeit.

„Nicht träumen, Junge", wies er sich zurecht und bügelte schnell den Slip.

Danach breitete er den Rock auf seinem Bügeltisch aus. Dampfwolken stiegen auf, als er mit dem heißen Bügeleisen über den festen Baumwollstoff fuhr. Es machte ihm Spaß, als er spürte, wie der Rock Bahn für Bahn trocken wurde, denn er wußte, für wen er es machte.

So, fertig.

Er stellte das Bügeleisen zum Abkühlen auf die Fensterbank, legte den Rock über die Lehne seiner Eckbank und hörte, wie das Warmluftgebläse im Bad verstummte. Er ging in die Küche, um das Teewasser noch einmal zu erhitzen.

Er machte einen Schwarztee und nach kurzem Zögern goss er einen kleinen Schluck Rum hinein. Der würde so richtig schön warm machen.

Schnell noch eine Schale mit Keksen daneben gestellt; er wollte sich nicht nachsagen lassen, dass er ein unaufmerksamer Gastgeber war.

*

Er hörte, wie die Tür zum Bad geschlossen wurde und schaute neugierig auf.

Und da stand sie im Türrahmen. Klein, unheimlich süß und eingeschüchtert.

Und in seinem blauen Bademantel, der ihr mindestens drei Nummern zu groß war.

Sie hielt ihn mit beiden Händen vor der Brust zusammengerafft, als würde sie befürchten, dass er über sie herfallen würde. Total verunsichert, was sie erwarten würde und mit einem bangen Gefühl in der Brust. Nichts mehr war von der streitbaren Frau zu spüren, die ihm sonst immer das Gefühl gab, die Situation zu beherrschen und ihn als zweiten Sieger, oder besser gesagt, als ersten Verlierer schlecht aussehen zu lassen.

Er stand auf und ging auf sie zu.

Fast schien es, als wollte sie zurückweichen, aber dann blieb sie doch stehen und sah in offen an. Nichts war von der Aggressivität zu spüren, die sonst ihr Auftreten begleitete.

Jürgen nahm sanft ihre Hand und führte sie zum Tisch. Er schaute sie an und fragte: „Darf ich beim Du bleiben?"

Scheinbar hatte sie etwas anderes erwartet, aber dann nickte sie.

„Schön dich kennenzulernen, Elvira. Ich bin Jürgen und ich freue mich sehr, dich einmal unter erfreulichen Umständen zu treffen. Wir haben uns doch einige Zeit nicht gesehen, was ich sehr bedauere."

Elvira war komplett verwirrt. Sie hatte alles erwartet, aber diese Worte nicht.

Vorwürfe ja, Beschimpfungen vielleicht, aber Anschuldigungen auf jeden Fall. Und jetzt dies.

Jürgen fragte sie, wo sie sitzen wollte und Elvira deutete auf die kleine Bank. Er schenkte ihr eine Tasse Tee ein und sie schnupperte leicht.

„Willst du mich besoffen machen?", fragte sie ihn und ihr gewohnheitsmäßiges Mißtrauen und eine leichte Schärfe lag in ihren Worten.

„Nein", erwiderte er ruhig. „Du kannst gerne etwas anderes haben. Ich dachte nur, das würde dich ein wenig aufwärmen."

Elvira sah seinen bestürzten Gesichtsausdruck und legte begütigend und ganz entgegen ihrer Gewohnheit Männern gegenüber, ihre Hand auf die seine. Sie sah ihn so sanft an, dass ihm Tränen in die Augen traten.

Er atmete ein paar Mal tief durch, setzte sich auf die Eckbank und dann schaute er sie fest an.

„Ich hatte niemals böse Absichten dir gegenüber, aber unsere erste Begegnung ist einfach schlecht verlaufen. Ich wollte, wir hätten uns unter anderen Umständen kennengelernt."

„Können wir reden, Jürgen, ganz offen reden? Über alles, ohne gegenseitige Vorwürfe, ohne Anschuldigungen, nur alles sagen, was uns auf dem Herzen liegt?"

„Das können wir, Vira, ganz . . . oh, entschuldige, dass ich dich so genannt habe. Das wollte ich nicht."

„Woher hast du diesen Namen?"

„Von Arne, er hat dich immer so genannt, wenn er von dir geredet hat. Und er hat immer voller Respekt und Achtung von dir gesprochen. Ich habe mich im Laufe der letzten Monate mit ihm angefreundet und er hat mir sehr geholfen, dass ich mich hier so wohlfühle."

„Und dann komme ich und versaue alles!", meinte Elvira voll Bitterkeit.

„Nein", meinte Jürgen bestimmt, „nein, du hast es nicht versaut, es war nur ein bisschen umständlicher und hat länger gedauert. Nennen wir es einfach einen holperigen Anfang. Aber es hat sich gelohnt. Alleine schon dass du hier bist ist mehr, als ich mir jemals erhofft habe. Warum bist du denn schon wieder zurück? Du warst doch mit deiner Tochter in den Ferien, wie ich von Arne erfahren habe?"

Elvira blickte zu Boden und wurde sehr verlegen. Dann setzte sie sich gerade hin und schaute Jürgen an.

„Ich habe es einfach nicht mehr ausgehalten. Ich wollte wieder heim. Ich wollte dich wiedersehen. Du hast jeden Morgen auf mich gewartet, du warst immer im Markt, wenn ich zum Einkaufen kam und auch wenn ich dich bei Arne beleidigt habe, ist nie ein böses Wort mir gegenüber von deiner Seite gekommen. Und ich war so gemein und habe immer wieder in die gleiche Kerbe gehauen. Und jetzt habe ich Angst, dass du mir das nicht verzeihen kannst."

Tränen liefen ihr über das Gesicht, sie legte ihren Kopf auf die Unterarme und weinte bitterlich.

Jürgen stand auf, setzte sich neben sie auf die Bank und legte seinen Arm um ihre Schulter.

„Weiß deine Tochter, wo du bist?"

„Nein, ich hab ihr nur gesagt, dass ich noch einmal kurz weg muss. Wir sind ja erst vorhin zurückgekommen und sie packt noch ihre Sachen aus."

Jürgen beugte sich zur Seite und griff nach dem Telefon.

„Dann sag ihr, wo du bist, oder sonst was, so dass sie sich keine Sorgen machen muss."

*

Elvira schniefte, zog ihr entzückendes Näschen hoch und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht.

Dann wählte sie ihre Nummer und wartete kurz.

. . .

„Hallo, Maus, ich bin ins Gewitter gekommen und ein klein wenig nass geworden. Jetzt muss ich warten, bis ich wieder trocken bin. Dann komme ich heim."

. . .

„Nein, nicht bei Arne, der hatte schon zu. Ich konnte uns nicht einmal ein Eis holen."

. . .

„Wieso interessiert dich das?"

. . .

„Na gut Mona, ich bin bei Jürgen und . . ."

. . .

„Ja, genau bei dem Jürgen, über den ich immer geschimpft und gemeckert habe."

. . .

„Nein, ich kann jetzt nicht gleich kommen, das geht nicht. . . . . Und nein, er hält mich nicht gefangen!"

. . .

„Warum, warum? Weil ich nichts anhabe und meine Sachen erst noch ganz trocken werden müssen."

„MAMA!!!"

Dieser Aufschrei war so laut, dass ihn sogar Jürgen deutlich hörte.

. . .

„Nein, du musst nicht kommen und mich hier rausholen, ich komme, wenn ich mit Jürgen geredet habe. Er tut mir nichts, im Gegenteil, er hat mir geholfen."

. . .

„Ich erzähle dir alles, wenn ich heimkomme. Glaub mir Schatz, Jürgen ist ganz lieb, ganz anders, wie ich dir immer gesagt habe. Also sei so gut und bleib zuhause, du musst mich nicht retten."

. . .

„Ist gut, Mona, ich sage es ihm, warte . . . Jürgen, meine Tochter sagt, du sollst gefälligst deine Finger bei dir behalten, hast du gehört?"

„Wie jetzt? Alle?" fragte Jürgen frech und drückte auf die Lautsprechertaste am Telefon, damit er Ramonas Reaktion mitbekam.

„Mama, bei was für einem Lustmolch bist du denn da gelandet? Nimm dich bloß in Acht!"

Elvira bekam einen roten Kopf und schaute Jürgen verlegen an.

„Psst, Kind, sag so was nicht, er hört mit. Er hat den Lautsprecher aktiviert."

Einen Augenblick herrschte Stille, dann ein „Oh!" und danach nur noch „Piep, Piep, Piep."

Mona hatte aufgelegt.

„Ganz die Mutter", meinte Jürgen trocken und als Elvira protestieren wollte, schob er ein „deshalb mag ich die Mutter ja so sehr" nach.

Elvira reichte ihm das Telefon und Jürgen sah, dass ihre Hand zitterte.

Er legte das Telefon auf den Tisch, ergriff ihre Hände und küsste ihre Fingerspitzen.

„Du kannst nachher deine Tochter beruhigen. Ich behalte meine Griffel bei mir, versprochen. Wir wollten reden, also sag, was du sagen willst und ich höre dir zu."

*

Elvira sah verlegen auf ihre Knie, zupfte sich ein wenig den Bademantel zurecht, der bei ´der´ Größe jetzt nun wirklich kein bisschen Haut von ihr zeigte.

„Ich weiß nicht so recht, wie ich anfangen soll."

Sie sah ihn an und wieder ertrank er in ihren schönen ausdrucksvollen Augen.

„Du regst mich soooo auf!", platzte sie dann hervor, „ich beschimpfe dich, ich beleidige dich, ich mache dich schlecht wo ich nur kann und du? Du zahlst es mir nicht mit gleicher Münze zurück, warum? Eigentlich müsstest du mich doch hassen und verachten. Aber nein, du lächelst, wenn du mich siehst, du bist immer freundlich zu mir, du wartest auf mich, wenn ich zur Arbeit fahre und wenn es noch so ein Dreckwetter ist. Warum nur, Jürgen?"

Er drehte sich zu ihr, dann stand er auf und hob ein Bein über die Bank und setzte sich im 90°Winkel zu ihr, so dass er sie von der Seite ansehen konnte.

„Erinnerst du dich noch an unsere erste Begegnung, Elvira? Bei Arne in der Eisdiele?"

„Oh ja, wie könnte ich die vergessen!"

„Ich auch nicht. Wie wir kollidiert sind und du mich zornig angeschaut und etwas damals für mich Unverständliches gesagt hast. Heute weiß ich, was es war."

„Erinnere mich nicht daran, Jürgen, es tut mir leid."

„Das muss es nicht, aber das ist es auch nicht. Es waren deine Augen, Elvira. Sie haben mich vom ersten Augenblick an gefesselt und deswegen habe ich dich auch immer so angestarrt. Es tut mir leid, wenn es dir aufdringlich vorkam, aber ich musste dich einfach anschauen. Zuerst waren es nur deine Augen, dann habe ich jedes Mal ein klein wenig mehr an dir entdeckt. Deinen Mund, der so weiblich, so weich sein konnte und dann so hart, wenn du mich beschimpft hast. Deine Stimme, die so sanft geklungen hat, als du mit Mel geredet hast und so schrill und laut, wenn du mich angegangen bist. Deine Haare, immer ein wenig ungeordnet und durcheinander, haben dich wie ein wütendes junges Mädchen aussehen lassen, wenn du zornig auf mich warst. Und dann konnte ich bei Arne deine Figur bewundern, als du dich mit Mel am Tresen unterhalten hast. Deine herrlichen Beine und deinen, jetzt kannst du wieder mit mir meckern, süßen Popo, die schmale Taille und mehr konnte ich damals nicht sehen, nur erahnen. Aber was ich gesehen habe, das hat mir vom ersten Augenblick an gefallen und ich habe mich damals in dich verliebt. Du bist wunderschön, Elvira, du interessiert mich ungemein und du faszinierst mich. Ich würde nur zu gerne deine weiche, weibliche Seite kennenlernen. Die andere habe ich kennen gelernt und auch die gehört zu dir und macht dich zu der Persönlichkeit, die du bist."

Jürgen atmete tief durch. Er hatte all das, was ihm auf dem Herzen lag und auf seiner Seele brannte, gesagt und wartete nun bang auf Elviras Antwort.

Elvira sagte nichts. Sie saß stumm und starr da und schaute Jürgen ungläubig an.

Was war denn das?

„Äääähhh, Jürgen???"

„Ja, bitte?"

„Jürgen, du kannst mir doch nicht einfach so Sachen sagen. Das geht doch nicht!"

„Was erwartest du denn zu hören, Elvira?"

„Mensch, Jürgen, nachdem was ich dir alles an den Kopf geworfen habe, wie ich behandelt habe, da kannst du doch nicht einfach . . . Schimpf mit mir, schrei mich an, nenn mich eine dumme Kuh, aber sag so was nicht zu mir."

Elvira schaute ihn ratlos an.

„Darf ich denn nicht sagen, was ich von ganzem Herzen empfinde? Dass ich in dich verliebt bin? Dass du mein Leben auf den Kopf gestellt hast? Als ich dich eine Zeitlang nicht sehen konnte, da bin ich fast verzweifelt", meinte Jürgen und rutschte etwas näher zu Elvira. „ich wäre bald wieder in mein altes, isoliertes Leben abgerutscht. Ja, ich war schon drauf und dran wieder von hier weg zu gehen. Aber das konnte ich doch nicht. Ich konnte dich einfach nicht alleine lassen, weil du mir so viel bedeutest. Ich wollte dich doch nur besser kennenlernen, dich und Ramona. Zwei starke Frauen, die allen Unbillen des Lebens getrotzt haben. Das durfte ich doch nicht tun. Nicht schon wieder jemand, der dich im Stich lässt."

Jürgen liefen die Tränen über das Gesicht.

„Und wenn ich nur dafür da bin, dass du dich an mir abreagieren kannst. Wenn es dir dann besser geht, dann mach es und ich werde dich so akzeptieren. Aber ich kann meine Gefühle, die ich für dich empfinde, nicht verleugnen und das werde ich auch nicht."

Jürgen wischte sich mit dem Handrücken über die Augen.

„Aber wenn du wirklich willst, dass ich aus deinem Leben verschwinde, wenn du mich nicht mehr sehen willst, dann werde ich gehen. Nicht leichten Herzens, bestimmt nicht, aber ich werde es tun, Vira."

*

Elvira schaute Jürgen fassungslos an, dann stieß sie einen Schrei voller Verzweiflung aus und warf sich an seine Brust. Sie umklammerte ihn mit beiden Armen wie ein Schraubstock.

„Nein, nein, nein. Du darfst nicht gehen, du darfst uns doch nicht verlassen. Nicht du auch noch. Wir haben doch sonst niemanden außer dich, Patrick und Arne. Bitte, bitte, lass mich nicht allein, Jürgen. Ich brauch dich doch, ja, ich liebe dich auch. Das wollte ich mir niemals eingestehen, niemals wollte ich das wieder zu einem Mann sagen. Nicht nach dem, was Mona und mir zugestoßen ist."

Elvira bebte und ihr ganzer Körper zitterte.

„Ich liebe dich doch auch", stammelte sie, „das habe ich gemerkt, als du die zwei Monate nicht da warst. Du hast nichts gesagt als du weggefahren bist und ich habe jeden Tag geschaut, wo du bist. Du warst weg und ich habe dir ja auch keinen Grund gegeben, mir Lebewohl zu sagen, aber ich habe mit jedem Tag gemerkt, wie sehr du mir fehlst. Ich bin fast verrückt geworden und wenn Ramona nicht dagewesen wäre, dann weiß ich nicht, was ich gemacht hätte. Erst als mir Melanie gesagt hat, dass du wiederkommst, da ist es mir besser gegangen. Und als du am Morgen wieder auf mich gewartet hast, da hätte ich beinahe angehalten, um dir um den Hals zu fallen. Aber ich habe es nicht gemacht und dafür ärgere ich mich noch heute."

Jürgen schob Vira leicht von sich, küsste sie sanft auf die Stirn.

„Ich war genau so töricht, Vira, ich hätte mit dir reden sollen, nein, müssen. Aber ich war ein Feigling, ich war nicht Manns genug, dir in die Augen zu sehen und zu offenbaren, war ich für dich fühle und was du mir bedeutest. Mein Gott, wie viel Zeit habe ich verschwendet, was hätte ich uns alles ersparen können."

Er umarmte Elvira erneut und sie saßen lange Zeit eng aneinander geschmiegt da ohne sich zu bewegen.

„Können wir denn noch einmal von vorne anfangen?", fragte Elvira unsicher und hatte etwas Angst, die Antwort könnte „Nein" lauten.

Jürgen sah ihr ernst in die Augen.

„Mit dir, nein, mit euch immer, Vira, denn deine Tochter gehört auch dazu. Ich möchte sie gerne kennenlernen und und wenn sie nur ein klein bisschen so wie du bist, dann werde ich sie genau so liebhaben können, wie ich dich liebe. Ich würde gerne für euch beide da sein, euch beschützen und für euch sorgen."

Er spürte, wie sie leicht schwankte, nahm sie in seine Arme und hielt sie fest. Er gab ihr einen Schluck zu trinken und Elvira atmete ein paar Mal tief durch.

„Ja, Jürgen, versuchen wir es, aber lass mir ein wenig Zeit. Ich kann mich nicht von einer Sekunde auf die andere um 180 Grad drehen und ich muss auch noch Ramona mit einbinden. Ja, ich liebe dich und möchte ein Leben wie eine normale Frau führen. Du weißt, was Ramona und mir passiert ist?"

„Ja, Arne hat mich aufgeklärt und ihr sollt alle Zeit der Welt haben, die du und Mona brauchen. Ich werde dich niemals drängen, nie unter Druck setzen. Du bestimmst das Tempo, du legst die Spielregeln fest und ich werde mich daran halten, denn ich liebe dich und will das auch für den Rest meines Lebens machen."

Elvira richtete sich auf, drehte sich zu ihm hin und dann fanden sich ihre Lippen zu ihrem allerersten Kuss. Sie küssten sich wie Ertrinkende, Elvira fühlte sich zum ersten Mal seit Jahren wieder als vollwertige Frau und Jürgen?

Für ihn war es der allererste Kuss seines Lebens von einer Frau und nach anfänglicher Unsicherheit ließ er sich von seinen Gefühlen leiten und trieb mit Elvira fast in den Himmel.

Irgendwann kamen sie wieder auf dem Boden der Tatsachen an, atmeten schwer und versuchten wieder genug Luft in ihre Lungen zu bekommen. Elviras Bademantel war vorne aufgegangen und Jürgen konnte ihre kleinen, festen Brüste bewundern.

Sie wurde rot und wollte ihn wieder schließen, aber Jürgen hielt ihre Hände fest.

„Nein, bitte nicht. Ich möchte sie sehen, dich sehen. Ich werde dich nicht anfassen, aber ich möchte sehen, was ich vielleicht eines Tages berühren, verwöhnen und liebhaben darf."

Er öffnete den Bademantel noch ein wenig und schaute Vira voller Bewunderung an. Elvira hatte merkwürdigerweise kein bisschen Angst; irgendwie wusste sie, dass sie ihm vollkommen vertrauen konnte.

Sie genoss seine liebevollen Blicke, spürte seinen warmen Atem an ihrem Hals und fasste ihn an den Oberarmen. Sie fühlte seine warme Haut, die Härte seiner Muskeln und wie sich eine leichte Gänsehaut auf seinen Armen bildete. Sie legte ihre Rechte auf seine Brust und fühlte seinen Herzschlag. Schnell und kräftig und sie wusste, dass dieses Herz für sie schlagen würde, für sie und Mona.

Als ihr dies klar wurde, da wurde sie ruhig und verspürte zum ersten Mal seit vielen Jahren einen unendlichen Frieden.

*

„Vira, Kleines?"

Elvira wachte aus ihrem Traum auf. Sie hatte ihren Kopf an Jürgens Brust gelegt und wollte da eigentlich da nicht mehr weg.

„Mmmmh? Was ist? Ist so schön", murmelte sie.

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