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Ich Wünschte...

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Die Bewegungen waren nun so anders. Alles Rohe, alles Brutale war verschwunden.

Wie konnte das sein? Wie konnte ein Mensch so unbarmherzig sein und in der nächsten Minute so sanft und mitfühlend? Es fühlte sich fast übermenschlich an, was sie da mit mir anstellte. Ich war in diesem Moment nicht nur verliebt in sie, ich war ihr ergeben. Hätte sie etwas von mir verlangt, ich hätte es ihr gewährt. Ich hätte ihr alles gewährt. Ich hätte ihr mich geschenkt. Und das, nachdem sie mich wenig zuvor so misshandelt hatte.

Wie eine Medizin breitete sich das wohlige Gefühl zwischen meinen Schenkeln aus, und was ich nicht für möglich gehalten hatte, es vertrieb die Schmerzen. Wie eine Armee edler Ritter die Horde Unholde und Trolle vertrieb.

Ich ließ mich tiefer fallen, ich seufzte vor Glück und ließ es über mich kommen. Und was dann schließlich aus der Gnade ihrer Finger über mich kam, war etwas, das mit dem Wort Orgasmus oder Höhepunkt nicht richtig eingefangen werden konnte. Es war wie die Erlösung, ein religiöses Gefühl, es war rein und makellos. Es war wie eine Medizin, aber eigentlich mehr wie eine Droge. Ein Höhepunkt, wie in Watte gepackt, wie durch weiche Filter erlebt.

Ich konnte es nicht beschreiben. Es war ein Höhepunkt anders als alle, die ich je zuvor gehabt hatte. Nicht unbedingt intensiver, nein genau im Gegenteil. Entrückter.

Und als er so verklang, als er abebbte, da überkam mich eine schwere Trauer. Denn ich wusste, dass ein solches Gefühl nicht mehr wieder kommen würde. Was ich in diesem Moment erlebt hatte, war etwas Singuläres, das man nicht wiederholen konnte, das sich nicht reproduzieren ließ.

Eine weitere Träne lief mir die Wangen hinunter.

Und dann hielt Liz mir ihre Hand hin. Sie hatte zwischen meinen Beinen geruht, als der Höhepunkt über mich gespült war.

Sie war noch feucht und roch nach meinen Säften. Ich streckte meine Zunge aus und leckte sie ab, schmeckte die salzige Flüssigkeit, keine Erregung, keine Hingabe. Es war eine Geste der Unterwerfung, aber in erster Linie der Dankbarkeit.

Dieser Geschmack!

Als sie ihre Hand wegnehmen wollte, hielt ich sie fest, hielt sie an meine Nase. Der Geruch ihrer Haut und der Geruch meiner Begierde verbanden sich in ihr.

Sie beließ sie dort und streichelte meinen Kopf mit der anderen.

Ich kann mich nicht erinnern, mich jemals so geborgen und zufrieden gefühlt zu haben.

„Ruhen Sie sich aus. Alles ist gut.", waren ihre letzten Worte, bevor ich einschlief.

Einunddreißig

Als ich aufwachte, war sie verschwunden. Draußen war es dunkel. Ich war allein. Eine einzelne Kerze brannte und spendete mir ein wenig Licht. Ich versuchte aufzustehen, aber sobald ich mich auf den Po setzte, kamen die Schmerzen wieder. Dumpf pochend.

Es dauerte ein wenig, bis ich aufstehen konnte, und ich musste mich vorsichtig und umständlich aufrichten.

Im Spiegel im Flur, wo sie mich so wild geküsst hatte, begutachtete ich meine Wunden. Ich hatte einige blaue Flecken, und einige Striemen waren noch zu sehen, aber gemessen an den Schmerzen hatte ich Schlimmeres erwartet, hatte blutige Wunden und Narben vermutet.

Ich bückte mich und hob die Krokodilklemmen auf und spielte mit ihnen.

Dann ging ich in die Küche, trank einen Schluck Mineralwasser, schüttete dann zur Hälfte Rotwein in das Glas und trank es in einem Zug aus. Dabei stand ich etwas unschlüssig in meiner Küche. Normalerweise lehnte ich mich an meine Arbeitsplatte oder setzte mich auf einen Hocker, aber beides war keine Option in diesem Moment.

Ich stand dort und trank meine Rotweinschorle und fühlte mich deplatziert in meiner eigenen Küche.

Erst später sollte mir das, was in meinem Wohnzimmer geschehen war, Angst bereiten. Ja, ich machte mir wirkliche Sorgen um meinen geistigen und seelischen Zustand. Ich bekam Angst wegen dem, was ich mit mir hatte anstellen lassen, ich bekam Angst ob der Gefühle, die ich verspürt hatte. Ich bekam Angst, was alles in mir schlummerte. Diese Fragen quälten mich eine Weile, aber eben nicht dort in der Küche an jenem Abend.

An jenem Abend in der Küche fühlte ich mich im Reinen mit mir. Aristoteles sprach in seiner Poetik des Dramas von der Katharsis als seelischer Reinigung. Man ging seiner Meinung nach ins Theater und hatte Freude an den grausamen Schicksalen, die den Helden widerfuhren, um sich so seelisch zu reinigen von eigenen Gelüsten nach Gewalt und Bosheit.

So ähnlich fühlte ich mich in diesem Moment.

Gereinigt.

Es war schwer zu beschreiben.

Ich verbrachte den restlichen Abend bei Kerzenschein mit Rotwein und einem Buch auf meiner Couch. Nach einer Weile hatte ich eine Position gefunden, die es mir erlaubte, mich einigermaßen bequem hinzulegen. Ich versuchte also zu lesen, aber immer wieder schweiften meine Gedanken zurück. Ich wusste, dass dieses einer dieser Tage war, die etwas bedeuteten, die man nicht wieder vergaß, die einen veränderten. Ich wusste noch nicht, in welcher Form ich verändert war, aber es gab keinen Zweifel, dass ich eine andere Frau war als noch am Morgen desselben Tages.

Zweiunddreißig

Ich war zwar ein wenig überrascht, als sie an meiner Haustür klingelte, aber natürlich freute ich mich. Was mich mehr überraschte, war, dass sie mich fragte, ob sie störe, ob sie herein kommen dürfe. Das war nicht ihre Art.

Ich bat sie herein und muss gestehen, ein wenig misstrauisch gewesen zu sein. So kannte ich sie nicht. Doch was ich mittlerweile kennengelernt hatte, war ihre Unberechenbarkeit. Wollte sie mich testen? Ich blieb wachsam, und auch wenn ich mir nichts anmerken lassen wollte, so war ich doch ein wenig nervös, hatte ein unbestimmtes mulmiges Gefühl und wollte mich nicht überrumpeln lassen.

Sie wartete, dass ich vorging, und ich führte sie in mein Wohnzimmer. Es war so, als wäre nichts zwischen uns, als wären wir distanzierte Bekannte ohne diese gemeinsamen Erfahrungen, ohne diese Intimitäten, die sich zwischen uns abgespielt hatten.

Ich vermutete, dass sie auf unsere intensive Begegnung vor einigen Tagen eingehen wollte.

Sie lächelte, schien guter Dinge und in einer netten Stimmung, und trotzdem traute ich dem Braten nicht.

Ich fühlte mich fast ein wenig gekränkt, dass sie mir nicht die Rolle schenkte, in die ich so gerne geschlüpft wäre. Für den Bruchteil eines Augenblicks kam mir sogar der Gedanke, dass ihre Höflichkeit darin begründet war, dass sie mit mir Schluss machen wollte. Der Gedanke brachte alte Erinnerungen hervor, und ich musste unwillkürlich an Hans denken und wie er mich in dem Café abserviert hatte. War ich nun schon wieder so weit? War sie gekommen, mir zu erzählen, dass das zwischen uns nichts werden konnte? Dass ich ihr zu alt war, dass sie eine andere gefunden hatte? Dass sie gerne meine Freundin bleiben würde?

Doch bevor ich mich in dieses Schreckensszenario hineinsteigern konnte, war der Augenblick vergangen. Wir standen in meinem Wohnzimmer, ich bot ihr einen Platz an und etwas zu trinken. Sie fragte nach einem Tee, ich musste überlegen, da ich Kaffeetrinkerin war. Ich antwortete ihr, dass ich glaube, noch einen Pfefferminztee irgendwo zu haben, aber sie meinte, ich solle mir keine Gedanken machen, sie würde auch einen Kaffee nehmen.

Ich war erstaunt über diese Antwort. Ich wäre auch in die Stadt gefahren und hätte ihr Tee besorgt.

Ich ging in die Küche, den Kaffee zuzubereiten, und sie folgte mir, sah mir zu und schwieg. Ich war dankbar, etwas zu tun zu haben, denn meine Nervosität wollte nicht nachlassen. Immer noch schwebte der Gedanke in mir, dass sie etwas im Schilde führte.

„Wissen Sie", begann sie schließlich, „ich dachte mir, ich komme mal vorbei. Ich würde Sie gerne näher kennenlernen."

Ich drehte mich um und sah sie an.

„Es ist doch seltsam, dass ich so wenig von Ihnen weiß. Ich meine, ich weiß so ein paar Sachen von Ihnen." Sie machte eine kleine Pause, und ich war froh, dass sie auf unsere Beziehung zwischen uns und meine Rolle darin anspielte.

„Aber so richtig kenne ich Sie nicht. Wissen Sie, was ich meine?"

Ich sah sie an und nickte, weil mir nichts zu sagen einfiel.

„Ich würde das gerne ändern. Ich meine, es ist doch irgendwie zu wenig, dass ich Sie einfach nur herumkommandiere und so. Nicht, dass mir das nicht gefallen würde. Aber das kann ja nicht alles sein."

Doch es manifestierte sich ein trauriger Gedanke, den ich zuvor schon gehabt hatte, den ich aber nie mehr richtig abschütteln konnte.

Was hatten wir eigentlich gemein? Außer eben dem Sexuellen? Was verband uns? Was hielt uns zusammen?

Ich war älter als sie, hatte vollkommen andere Interessen. Keinen gemeinsamen Musikgeschmack, keine gemeinsamen Hobbys, wir hatten nur diese eine Sache.

Ich mochte sie begehren, ich mochte mich nach ihr verzehren, ich mochte mir vormachen, dass ich sie liebte. Aber nichts verband uns, als diese SM-Sache. Wir würden nie zusammen mit anderen Freunden ausgehen. Wir würden nicht zusammen ins Kino oder Konzert gehen. Wir würden nicht zusammen essen gehen.

Es war nicht die Tatsache, dass ich Probleme damit gehabt hätte, mich als lesbisch zu outen. Es war die Tatsache, dass sie eine Schülerin und ich eine Lehrerin war. Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, mit ihr zusammen in ein Restaurant zu gehen. Sie aß Döner und ging zu McDonalds. Ich war kein Gourmet, aber dieses Fastfood hatte ich hinter mir. Ich konnte einen guten Wein schätzen, ihr ging es lediglich um den Rausch. Sie hatte daran noch kein Interesse. Vielleicht würde das kommen, vielleicht auch nicht.

Ich hatte häufig genug mit Schülerinnen zu tun gehabt, die sich für mich als Person interessierten, die mit mir gesprochen und dabei versucht hatten, interessant zu wirken, und immer waren sie mir in diesen Dingen fremd gewesen, weil die Dinge, die sie dachten, die sie gutfanden nie die Dinge waren, die ich dachte und gut fand. Ich hatte damit kein Problem, es war nicht meine Aufgabe, eine Freundin zu sein.

Wir hatten keine Zukunft. Wir würden nie eine haben jenseits des Schlafzimmers. Wir waren dazu verdammt, immer im Verborgenen zu bleiben. Zumindest wenn es nach mir ging. Und nein, es gab keine Chance, dass unsere Beziehung nach außen dringen konnte. Das war vollkommen ausgeschlossen. Würde sie das tun, mich öffentlich demütigen, ich würde einschreiten müssen. In meinen Wänden konnte sie mit mir anstellen, was sie wollte, ich würde ihr gehorchen, aber außerhalb? Ich hatte einen Job zu verlieren. Ich hatte mein ganzes Leben zu verlieren, wenn dies rauskäme.

All das rauschte in den wenigen Sekunden durch meinen Kopf.

„Hatten Sie schon mal was mit einer Frau?"

„Nein, noch nie."

„Überhaupt nichts? Ich meine gar nichts? Ich bin quasi Ihre erste?"

„Ja, ich hatte noch nie etwas mit einer Frau."

„Ich meine nicht nur Sex oder so, sondern vielleicht auch nur einen Kuss oder so?"

Ich schüttelte den Kopf.

„Dann habe ich Sie quasi entjungfert!"

Sie lächelte dabei.

„Wenn du so willst, hast du mich entjungfert. Wie ist es bei dir? Hattest du schon viele Freundinnen?"

„Ehrlich gesagt auch nicht. Sie sind auch meine erste Freundin. Ich meine, so mit dem vollen Programm und so."

„Also habe ich dich ebenso entjungfert, wie du mich."

„So sieht es aus. Ich hatte auch noch nie eine Freundin. Ich meine, nicht so richtig. Einmal auf einer Party wollten wir einen Typen eifersüchtig machen, der es auf mich abgesehen hatte. Meine Freundin und ich. Und wir begannen da auf der Tanzfläche zu knutschen."

Sie machte eine Pause, wie um nachzudenken und lächelte dabei.

„Zuerst waren wir ganz vorsichtig und so, ganz scheu. Küssten uns nur auf die geschlossenen Lippen. Ganz ..."

Sie suchte nach einem Wort.

„Keusch?"

„Sie sind die Lehrerin, Sie müssen es wissen. Keusch. Hmm, das ist es wohl. Ganz keusch war das. Aber dann fasten wir Mut, und ich spürte ihre Zunge an meinen Lippen. Und dann öffnete ich meinen Mund, und wir legten los."

Sie machte wieder eine Pause. Ich goss den Kaffee ein, fragte, ob sie Milch oder Zucker wolle, und sie nahm beides, schüttete sich für meinen Geschmack viel zu viel Zucker in die Tasse, rührte um und trank dann vorsichtig.

„Es war schon komisch. Fühlte sich ganz anders an als mit Jungs. Nicht, wie Sie jetzt vielleicht meinen. So von wegen weicher und so. Aber schön. Wir legten da eine ziemliche Show hin, mitten auf der Tanzfläche." Sie lächelte. „Seitdem gelte ich wohl als Lesbe in der Schule. Dabei war das nur ein einziges Mal. Aber es stört mich nicht. Ich meine, ist doch egal, was die anderen denken. Scheiß drauf."

Sie nahm einen weiteren Schluck, und mir fiel auf, wie ihre Lippen sich um den Rand der Tasse stülpten und daran zu saugen schienen.

„Aber seit dem nichts mehr. Ich glaube Sylvie, das ist meine Freundin, hatte irgendwie damit mehr Probleme. Die ging mir jedenfalls aus dem Weg für ein paar Wochen, und als wir uns mal wieder trafen, da wollte sie klarstellen, dass sie nicht lesbisch wäre."

Liz lachte, ich wartete, dass sie sich und das Lachen erklärte.

„Ich rückte ihr auf die Pelle, trat ganz nah an sie ran, dass unsere Titten sich berührten. Sie machte immer wieder einen Schritt zurück, und ich kam hinterher, bis ich sie an die Wand gepinnt hatte. Und dann flüsterte ich mit so einer Schlafzimmerstimme: Oh Baby, das kannst du mir nicht antun! Ich bin doch so scharf auf dich! Und dann setzte ich ihr einen, fetten Kuss auf den Mund. So einen richtig feuchten, stieß sie weg und lachte."

Sie trank wieder an ihrem Kaffee und spielte mit ihren Lippen. Ich fragte mich, ob sie das absichtlich tat, um mich anzumachen.

„Und wissen Sie was? Ich glaube sie war total enttäuscht, als ich sie weggestoßen hatte. Ich glaube, sie wollte, dass ich sie küsse und verführe und so. Ich konnte es in ihren Augen sehen. War schon komisch. Aber nee, war nicht so mein Ding, damals. Ich glaube, ich hätte sie damals haben können, wie ich jetzt Sie habe. Aber damals habe ich nicht daran gedacht. Und Sie sind auch die bessere Wahl. Von wegen höher und so. Sie verstehen. Wie ist es bei Ihnen? Nicht mal ein Kuss? Immer hetero gewesen?"

Ich nickte.

„Immer hetero gewesen. Ich hatte nie was mit Frauen. Nicht mal einen heißen Kuss in der Disco."

„Tja, so kann's gehen. Da sind wir beide wohl füreinander bestimmt gewesen. Gestern noch standen wir beide auf Männer, heute schon saugen wir uns gegenseitig an den Titten und lecken uns!"

Der unvermutete Wechsel ihrer Wortwahl störte mich. Gerade noch hatten wir so ein fast freundschaftliches Gespräch geführt, nun zerstörte sie die Stimmung durch ihre vulgäre Ausdrucksweise. Eine leichte Traurigkeit schwappte über mich.

„Ich will hier ja nicht blöd kommen, aber Sie müssen mal ein wenig lockerer werden."

„Wahrscheinlich hast du recht, aber das ist einfach nicht meine Sprache. Wir unterscheiden uns da wohl."

„Wissen Sie, ich könnte Sie ja einfach zwingen. Wie bei den Simpsons. Schreiben Sie hundertmal ‚Ich lecke Fotzen'."

„Das könntest du wohl tun."

Meine Stimme war spröde und zeigte meine Abneigung. Ich wollte sie nicht provozieren, aber sie sah es mir nach.

„Keine Sorge, ich bin quasi außer Domina-Dienst heute. Vielleicht später."

„Das ist dein gutes Recht."

„Das ist es in der Tat. Aber ich wollte noch was anderes wissen."

„Bitte."

„Waren Sie schon immer so, wie nennt man das, wenn man sich rumschubsen lässt ... devot?"

„Das ist wohl das Wort."

„Waren Sie schon immer so?"

„Nein. Nie, bisher zumindest nicht."

„Was ist mit ihrem letzten Typen. Hatte der die Hosen an?"

Ich musste an Hans denken, und ich erkannte, dass ich ihn in einer entfernten Schublade abgelegt hatte. Ich musste in meinen Gedanken kramen, um ihn hervorzuholen. Wie lange hatte ich ihn nah an meinem Herzen gehabt, erst aus wahrhaftigem Schmerz und dann aus selbstmitleidigem Masochismus? Er war Tag und Nacht in meinem Kopf gewesen für eine sehr lange Zeit. Und nun musste ich erkennen, dass ich lange nicht mehr an ihn gedacht hatte. Und an ihn zu denken fühlte sich nicht mehr an als würde ich mich mit einer rostigen Rasierklinge malträtieren.

Aber bevor ich antworten konnte, schob sie eine weitere Frage nach:

„Was macht eigentlich ihr Arsch? Geht es wieder? War es sehr schlimm? Ich habe noch gar nicht gefragt. Ich nehme an, das sollte ich tun."

Ich mochte auch diese Frage nicht, antwortete dementsprechend auch nur knapp: „Danke, es geht wieder."

In den Tagen danach konnte ich mich nicht richtig setzen, stand viel, und wenn ich saß, dann spürte ich die Schmerzen, die sie mir bereitet hatte. Es gab Momente, da genoss ich diesen Schmerz als Erinnerung, und dann wunderte ich mich darüber, dass ich diesen Tag im Nachhinein schöner machte, als er war. In der Retrospektive erschien mir das alles halb so schlimm. Wenn mir dieser Gedanke kam, versuchte ich schnell innerlich das Thema zu wechseln, denn auch dort lauerten Abgründe, die ich nicht genauer erforschen wollte.

Liz merkte, dass ich kurz angebunden war und beließ es bei meiner kurzen Antwort. Sie hatte diesen Nachmittag nie mehr angesprochen, und ich hatte die Vermutung, dass sie selbst weiter gegangen war, als sie wollte, dass sie mir mehr angetan hatte, als sie vorgehabt hatte und ihr das Thema unangenehm war. Gab es Dominas, die sich bei ihren Subs entschuldigten, weil sie zu weit gegangen waren? Das erschien mir eher unwahrscheinlich, obwohl ich verstehen konnte, wie leicht man die Kontrolle verlieren konnte in diesen Situationen.

Jedenfalls schwieg Liz zu dem einen Thema und wiederholte ihre Frage nach meiner Beziehung zu Hans.

„Nein, der hatte eigentlich nicht die Hosen an. Zumindest nicht so. Was wir beide miteinander machen, haben er und ich nie gemacht."

„Nie? Sie meinen, Sie hatten vorher noch nie etwas mit einer Frau gehabt und noch nie diese Machtchose probiert? Wow! Sie sind mir ja eine! Da gehen Sie ja jetzt im Moment voll ab! Da haben Sie ja links und rechts Ihr Coming out!"

Sie lachte schief, und ich mochte es nicht.

Aber in der Tat hatten Hans und ich nie dergleichen getan. Vielleicht hatte ich mir Dieses oder Jenes mal gewünscht, aber tief in mir, tief versteckt in meiner Seele, so tief, dass es sich nicht an die Oberfläche meines Verstandes erhob. Es blieb diffus. Ich erinnerte mich an den Augenblick, da er mit mir Schluss machte. In diesem Moment, als es mir klar wurde, was er sagte, da kam mir der Gedanke, mich ihm vor die Füße zu werfen und zu flehen bei mir zu bleiben, mich nicht zu verlassen. Natürlich verwarf ich diesen Gedanken ganz schnell. Es war zu melodramatisch und hätte seinen Entschluss ohnehin nicht beeinflusst. Und natürlich wollte ich meinen letzten Rest Anstand und Ehre in diesem Moment nicht verlieren. Aber ich musste noch Wochen später an diesen winzigen Gedanken zurück denken. Und ich fragte mich in diesen eklig klebrigen Stunden der tiefsten Verzweiflung auch, ob ich es nicht doch hätte tun sollen. Und natürlich verwarf ich den Gedanken auch ein zweites oder drittes Mal. Nun erschloss sich mir ein neuer Deutungshorizont. Vielleicht hatte ich mich ihm einfach nur unterwerfen wollen.

War es das, was mir unbewusst diese Geste in den Kopf gespült hatte? Das Verlangen ihm mich so vollkommen und ganz zu schenken, selbst meine Selbstachtung und jedes Gefühl von Stolz abzugeben, wenn er mich nur nicht verließe?

Mich zu verhalten wie so eine dieser hilflosen Dummchen aus Groschenromanen?

Ich sperrte mich gegen diesen Gedanken. Er war mir unheimlich, so wollte ich nicht sein. Ich hatte meinen Stolz, und auch meine devoten Neigungen änderten nichts daran, dass es Grenzen der Selbstachtung gab. Die hatte es mit Hans gegeben, die gab es mit Liz. Daran bestand kein Zweifel.

Ich war eine moderne Frau mit einem eigenen Willen, mit Prinzipien und eigenen Plänen. Ich hatte mich damals nicht unterwerfen wollen, und ich wollte es auch heute nicht.

Wenn ich vor Liz auf die Knie fiele, dann mit dem Wissen, dass ich auch wieder aufstehen würde, dass ich mich im Begriff befand, eine Phantasie auszuleben. Es war eine Form der Fiktion.

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