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Ich Wünschte...

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Was gab es noch zu überlegen?

„Gehorche ihr! Gehorche ihr! Gehorche ihr!"

Ich senkte meinen Blick in Kapitulation.

Sie hatte gewonnen. Ich konnte ihr nicht widersprechen.

Aber sie missinterpretierte diese Geste wohl, oder sie war ihr nicht eindeutig genug. Ich konnte es nicht sagen.

„Denken Sie drüber nach. Ich gebe Ihnen eine Woche."

Ihre Stimme hatte wieder diese erwachsene Sachlichkeit angenommen, als hätten wir über irgendeine geschäftliche Abmachung gesprochen.

Bevor ich antworten konnte, hatte sie sich schon umgedreht, war auf ihr Fahrrad gestiegen. Bevor sie fortfuhr sagte sie noch:

„Haben Sie mal gecheckt, ob Ihnen nicht irgendwer einfach die Luft raus gelassen hat? Aus dem Reifen meine ich. Könnte ja sein"

Dann radelte sie davon.

Sie sah sich nicht um.

Ich verharrte dort.

Stumm und hilflos mit laut schlagendem Herzen.

Und zwischen den Kieselsteinen sah ich die Ventilkappe meines Vorderreifens.

Zehn

Ich stand wieder in dieser Ebene, sah mich um, versuchte am Horizont etwas auszumachen.

Der schweflige Geruch stach diesmal stärker in meiner Nase. Am Horizont war etwas. Es dauerte, bis ich es als Staubwolke ausmachen konnte. Sie kam rasend schnell näher, türmte sich vor mir auf, hielt genau auf mich zu. Dann hörte ich ein dumpfes Rauschen. Leise erst. Wie die Brandung am Meer. Irgendwann schälten sich dort Schreie heraus. Es waren Kampfschreie.

Ich drehte mich um und versuchte zu fliehen. Aber weit und breit war nichts als Ebene. Ich machte drei halbherzige Schritte, versuchte ihnen zu entfliehen. Dann hielt ich an. Es machte keinen Sinn. Als ich mich umdrehte, standen sie da. Ein Dutzend Kriegerinnen. Wie Amazonen gekleidet. In schweres Leder und matt glänzendes Metall. Ringe, Reife, Ornamente, geschnürte Ledersandalen. Korsette, die ihre vollen Brüste anhoben, Kriegsbemalung in den grimmigen Gesichtern.

Schwer und klirrend kam eine auf mich zu, während die anderen dastanden, überheblich und spöttisch. Eine Hand am Knauf des Kurzschwertes. Sie war zwei Köpfe größer als ich. Die schwarzen, langen Haare wehten strähnig im Wind. Die grünen Augen schienen das einzige zu sein, das der Umgebung Leben gab. Ein giftiges, unwirkliches Grün.

Ich drehte mich um, wollte weglaufen. Doch sie griff nach mir und fasste das weiße Kleid aus Stoff dünn wie Gaze und riss es mir vom Leib.

Ich blickte ihm nach, wie der Wind es einer beseelten Skulptur gleich fort wehte. Ich starrte an mir herab. Ich war vollkommen nackt.

Mein Körper war so viel heller als der von der Sonne gegerbte Körper der Amazone. Mein Fleisch war so viel weicher als der muskelgestählte Körper der Amazone.

Ich wich vor ihr zurück, doch sie war flinker. Mit einer blitzschnellen Bewegung griff sie mit einer Hand meine Kehle. Ich sah das Hervorzucken ihres Armes kommen wie eine angreifende Schlange, die gekrümmten Finger wie die Giftzähne einer Schlange.

Wie rau ihre Hand sein muss, dachte ich verwundert. Doch als die Finger meine Kehle umschlossen, da griffen sie zwar hart und erbarmungslos zu, doch auch irgendwie zart und weich. Es machte keinen Sinn.

Mit einer Hand hob sie mich an der Kehle in die Luft. Ich blieb steif, zappelte nicht, war von ihrer Übermacht überzeugt und eingeschüchtert.

Die andere Hand griff mir plötzlich zwischen die Schenkel. Es war ein rüder Griff, aber auf der anderen Seite waren die Bewegungen dann auch samten. Ich spürte, wie das Blut in meinen Unterleib schoss, wie sie mich erregte und meine Säfte zu fließen begannen. Ich blickte in ihre Augen, die mich mit einem kalten Blick musterten. Ich sah flehend zurück.

Flehend.

Aber was erflehte ich?

Wollte ich, dass sie mich losließ und verschonte?

Wollte ich, dass sie ihre Hände dort ließ?

An meiner eingeschnürten Kehle?

In meinem brennenden Schoß?

Sie zog mich ganz nah an sich, dass unsere Nasen sich fast berührten.

Dann flüsterte sie, als hätte sie meine Gedanken erraten:

„Ich lasse dir die Wahl. Wenn du meinen Fingern widerstehen kannst, lasse ich dich frei und in Frieden gehen. Wenn du ihnen nicht widerstehst, mache ich dich zu meiner Sklavin. Dein Platz wird zu meinen Füßen sein. Du wirst mir dienen. Dein Wohl wird nichts bedeuten. Meines alles. Du wirst mir ausgeliefert sein. Ich werde machen mit dir, was mir beliebt, und wenn ich deiner überdrüssig bin, werde ich dich auslöschen wie Ungeziefer. Dieser Test wird vielleicht die letzte Möglichkeit sein, deinen freien Willen unter Beweis zu stellen. Hast du mich verstanden?"

Ich nickte, doch nur ein Röcheln entkam meiner Kehle, als ich sprechen wollte.

Augenblicklich spürte ich ihre Finger. Sie streichelten über meine Schenkel. Hinauf und hinab, umfuhren ihre Kurven, untersuchten mal die Innenseiten, dann fuhren sie wieder hinauf bis zu meinem Po. Mal griffen sie zu, griffen kraftvoll in mein Fleisch, dass ich meine Muskeln anspannen musste, damit sie mich nicht verletzten, nicht in mich eindrangen. Dann wieder streiften sie so zart über meine Haut, dass meine Nerven nicht mal sicher sein konnten, ob sie mich überhaupt berührten oder es nur ein Lufthauch war, von ihr aufgewühlt, der mich erregte.

Ich versuchte mich zu wehren, sträubte mich gegen die Berührungen, zappelte in ihrem Griff, auch wenn mich das wieder und wieder der Luft zum Atem beraubte. Doch ich konnte ihr nichts entgegensetzen. Ihre Hand an meinem Leib war gnadenlos und fing mich immer wieder ein.

Meine Augen flehten ihre an. Doch sie sah mich nur unverwandt und kalt an. Sie las in meiner Seele, erriet, wonach ich dürstete.

Ich schloss die Augen, wollte ihr diesen Schlüssel zu mir verwehren. Doch auch die Dunkelheit schaffte keine Linderung. Nun musste ich mich der Bilder erwehren, die mein eigenes Auge heraufbeschwor. Nun gab es keine Ablenkung und die Manipulationen ihrer Hand trafen mich umso tiefer.

Ihre Hand an meinem Bauchnabel, fuhr hinab, über meinen Venushügel, brachte mich zum Erschaudern. Zwischen meinen Beinen hindurch, über meine Pobacken. Immer wieder und wieder.

Ich konnte mich ihrer Beschwörung immer weniger entziehen, nicht mehr wehren. Mein Unterleib brannte, pochte und schrie.

Der Schweiß stand mir auf der Stirn und rann mir den Rücken hinunter.

Feucht.

Und doch konnte er mich nicht kühlen und brachte keine Linderung.

Es waren Wellen, die über meinen Körper spülten.

Heiß und aberwitzig.

Ich merkte, dass ich mich ihnen nicht entziehen konnte, und ich wollte es auch nicht.

Ich wollte ihre Erlösung.

Ich wollte von ihr erlöst werden.

Ich wollte ihr sein.

Diese eine Erlösung für das Ende aller Freiheit?

Ein Höhepunkt für das restliche Leben?

Wie aberwitzig.

Ich fasste meinen Entschluss.

Ich öffnete die Augen.

Ich ließ sie in mich blicken.

Ich ließ sie mich besitzen.

Schenkte mich ihr.

Gab den Widerstand auf.

Ließ es über mich ergießen.

Und wenn mich danach ewige Sklaverei erwarten würden.

Es war egal.

Nur für dieses eine Mal.

Ich konnte nicht sagen, ob ich diesen Orgasmus geträumt hatte, oder ob ich bereits wach war, als er über mich wusch wie eine Welle gegen die Felsküste brandet. Doch als ich wieder bei Sinnen war, lag ich nassgeschwitzt im Bett. Eine Hand an der Kehle, die andere zwischen meinen Schenkeln.

Elf

Ich hätte des Traumes nicht bedurft. Meine Entscheidung war gefallen in der Sekunde, in der sie ihren Vorschlag vorgebracht hatte. Was ich brauchte, war Zeit diese anzunehmen und all die gerechtfertigten Einwände in die hinterste Ecke meines Verstandes zu schieben.

Es war unmoralisch, es war undenkbar, es war gefährlich. Es war das Risiko nicht wert.

Ich setzte meine Karriere aufs Spiel.

Meinen Job und mein bisheriges Leben.

Wenn das herauskäme, hätte ich alles verspielt. Und es würde herauskommen, weil man so etwas nie auf Dauer verheimlichen konnte.

Ich hatte keinen Grund, ihr so weit zu vertrauen. Sie war eine Fremde, die ich seit wenigen Wochen erst kannte.

Ich wusste nichts über Liz, außer den wenigen Informationen, die ihre Akte hergaben, und die Schnipsel meiner Beobachtung.

Was wollte Liz überhaupt von mir?

Ihre Worte hatte ich aufgeschrieben. So wie ich mich ihrer erinnerte.

Wiederholt hatte ich dort gesessen und sie aufgeschrieben. Beim ersten Mal war meine Schrift dem Inhalt nicht angemessen. Es war nervöses Gekritzel gewesen, durchgestrichen und wieder neu angesetzt, um ihre Wortwahl aufzufangen. Ich holte meinen besten Federhalter hervor und schrieb sie wieder auf. Auf das teuerste Papier, das ich finden konnte, das man nur für die ganz wichtigen privaten Briefe benutzte. Die Liebesbriefe halt, die ich nie geschrieben hatte. Dann las ich ihre Worte wieder und wieder. Es gab mir ein Gefühl der Kontrolle. Es war lächerlich, aber ich wollte irgendeine Form der Erkenntnis haben. Meine ganze Welt war im Begriff, zusammenzufallen. Was sollte ich machen?

Ich glaube, was mich am meisten zu ihr zog, war eine Beiläufigkeit:

Ich habe über sie nachgedacht.

Ein harmloser Satz.

Aber wer sonst tat das?

Mir war klar, wie absurd das klang, mir war auch klar, wie aberwitzig meine Hoffnung in sie war.

Aber meine Seele war auch ziemlich übel zugerichtet. Warum sollte Liz sie nicht heilen? Vielleicht hätte ich ihr auch etwas zu bieten. Irgendetwas, und wenn es nur Gehorsam wäre. Ich wusste nicht, was sie antrieb in all dem, aber ich wusste, was ich ihr schenken wollte.

Die Woche verging in der schmerzhaften Träge, die man sich leicht vorstellen kann. Ich haderte, wägte das Für- und Wider solch einer amour fou ab und hatte mich doch eigentlich längst entschieden.

Es war ein sehnsuchtsvolles Warten, schön und schrecklich zugleich. Ich war in dieser Woche recht unausstehlich. Leicht zu reizen, einfach aus der Fassung zu bringen, impulsiv, selbstgerecht. Ich merkte es selbst, konnte aber nichts dagegen tun.

Liz ging mir in dieser Woche aus dem Weg. Zumindest erschien mir das so.

Am Tag nach unserem Gespräch am Parkplatz fand ich eine Nachricht hinter dem Scheibenwischer meines Wagens.

Ich las sie mit klopfendem Herzen, trug sie immer bei mir und legte sie abends auf meinen Nachttisch, um sie ein letztes Mal vor dem Einschlafen zu lesen und mit ihr einzuschlafen.

Es ging ihr um Macht und Herrschaft, um das Gefühl, jemandem überlegen zu sein. Ihre Worte waren eindeutig, wenn sie auch vage blieb in der Frage, welche Mittel sie einzusetzen gedachte, um diese Macht zu demonstrieren. Es ging um sexuelle Überlegenheit natürlich. Aber wie würde die sich äußern?

Mittlerweile hatte ich mir selbst ähnliche Gedanken gemacht, sodass der Informationsgehalt des kurzen Briefes mich nicht überraschte. Es war seine emotionale Bedeutung, die ihn mir so teuer machte.

Sie glauben, dass Sie mir überlegen sind. Sie sind um die zehn Jahre älter als ich, schätze ich mal. Sie haben studiert und sind gebildet. Ich bin es nicht. In Ihren Augen bin ich ein kleines Mädchen, eine Schülerin wie alle anderen. Aber in den zehn Jahren, die Sie mir voraus haben, haben Sie bestimmt nur Gänseblümchen und Pusteblumen gepflückt und ich die Blumen des Bösen. Meine Welt ist düsterer als Ihre, und Sie haben mir nichts entgegenzusetzen.

Gestehen Sie es sich ein und ergeben Sie sich mir!

Zwölf

Der entscheidende Abend war gekommen.

Liz hatte mir am Tag zuvor wieder einen Zettel unter den Scheibenwischer geklemmt:

Wenn Sie mein Angebot annehmen, erwarten Sie mich um 20:00 Uhr in ihrer Wohnung. Lehnen Sie die Haus- und Wohnungstür nur an und setzen Sie sich mit dem Gesicht zum Fenster in ihr Wohnzimmer und warten dort. Wenn irgendeine Tür geschlossen ist, dann nehme ich das als Absage.

Der Tag kroch noch langsamer dahin, als ich es erwartet hatte. Ich hätte korrigieren müssen, ich hätte eine Konferenz vorbereiten müssen, ich hätte mich ablenken müssen. Aber ich konnte mich auf nichts anderes konzentrieren. Also, was wunderte mich das?

Es fühlte sich an wie ein erstes Date. Die Aufregung eines kleinen Teenagers. Die Hoffnung und Erwartungen. Die Sehnsucht und die Angst vor Enttäuschung. Die Angst etwas falsch zu machen.

Um fünf vor acht Uhr ging ich nach unten, peinlich bemüht, die Zeit genau einzuhalten.

Ich nahm einen Stuhl und stellte ihn vors Fenster und setzte mich darauf. Es war 19:57 Uhr. Die Zeiger der Uhr waren meine größten Feinde an diesem Tag gewesen.

Gerade auf dem Stuhl sitzend wartete ich, beide Hände flach auf die Schenkel gelegt in einer diszipliniert wirkenden Haltung, die jedoch nichts als eine Farce war, denn es brannte in mir, dass jede Beherrschung mir abhanden gekommen war. Mein Körper mochte sich diszipliniert zeigen, in mir brannte das Chaos.

Ungeduldig, mit pochendem Herzen saß ich dort.

Um fünf nach Acht bemerkte ich, dass ich auf dem falschen Stuhl saß. Es war einer der harten Holzstühle, die ich nicht sonderlich mochte. Ich hatte ihn ohne groß nachzudenken ausgesucht und vor das Fenster geschoben. Es war noch nicht einmal der dem Fenster nächste gewesen. Ich hatte ihn aus der Küche geholt. Als ich das nun reflektierte, erschloss sich mir meine Wahl. Der Stuhl erinnerte mich in seiner Einfachheit an die Stühle, die man in Filmen in Verhörzimmern sah.

Ich bekam ein unbehagliches Gefühl als ich erkannte, in welchen Bahnen sich meine Seele unbemerkt zu bewegen schien.

Sollte ich den Stuhl wechseln? Mir einen bequemeren suchen? Da war der gepolsterte in der Ecke, nur ein paar Schritte entfernt. Wenn ich den Kopf drehte, konnte ich ihn sehen.

Der Sessel wäre sicherlich unpassend gewesen, aber der Polsterstuhl wäre besser für meinen Po und meinen Rücken.

Ich müsste sie nur austauschen. Einen Augenblick würde das nur in Anspruch nehmen. Mehr nicht.

Und doch wagte ich es nicht. Mein Auftrag war ein anderer. Ich sollte dort sitzen bleiben, warten und vor allem gehorchen.

Dies war das erste Treffen. Das durfte ich nicht mit einer Disziplinlosigkeit beginnen.

Was, wenn sie mich am Fenster beobachtete?

Was, wenn sie sich durch das Treppenhaus bereits in meine Wohnung geschlichen hätte?

Was, wenn sie bereits hinter mir stand?

Die Haare in meinem Nacken stellten sich auf und, ich spürte diese Wärme, wie von ihren Blicken erhitzt an meinem Hals.

Ich musste mich dazu zwingen, mich zu entspannen.

Mein Verstand spielte mit mir.

Meine Paranoia tanzte.

Liz spielte mit mir. Liz tanzte mit mir.

Warum ließ sie mich so lange warten?

Ich drehte mein Handgelenk etwas. 20:21 Uhr.

Warum kam sie nicht? Hatte sie es sich anders überlegt? Hatte sie mich nur narren wollen?

Warum kam sie nicht?

Hatte sie der Mut verlassen?

Den letzten Gedanken konnte ich nur harsch verneinen. Nein, der Mut hatte sie sicher nicht verlassen. Nicht meine Liz.

Sie wollte mich einfach warten lassen. Sie wollte mich quälen.

Sie wollte meine Loyalität prüfen. Sie saß vermutlich irgendwo draußen und observierte mich. Nur um zu sehen, ob ich gehorchte oder hier vielleicht mit einem Weinglas durch die Wohnung schlurfte.

Aber so war ich nicht. Ich nahm ernst, was sie sagte. Ich wollte ihr gefallen. Ich würde ihr zeigen, dass sie die richtige Wahl getroffen hatte. Ich würde ihr genügen.

Das Wohnzimmerlicht brannte hell. Ich hätte es ausmachen und ein paar Kerzen anmachen sollen. Ich hätte zumindest einige Birnen herausschrauben sollen. Das hatte ich schon lange vorgehabt.

Nun war es zu spät.

Ich wartete, gerade auf dem Stuhl sitzend, beide Hände flach auf die Schenkel gelegt.

Es war 20:37 Uhr, als ich unten ein Geräusch hörte.

Die Tür wurde geschlossen, jemand kam die Treppe hoch, öffnete meine Wohnungstür. Ich hörte das leise Quietschen. Dann wurde die Tür geschlossen.

Ich richtete mich auf, spannte mich an. Meinem Herzen musste ich nicht sagen, dass es schneller schlagen sollte. Das Blut schoss durch meinen Körper. Es rauschte mir in den Ohren.

Ich verfolgte das Geräusch ihrer Schritte durch den Flur. Sie blieb am Bad stehen und öffnete die Tür. Dann ging sie in die Küche, schaute in mein Arbeitszimmer, in mein Schlafzimmer und erst dann kamen die Schritte näher. Sie ließ sich Zeit. Ich hörte das Knarren der ersten Holzdiele im Wohnzimmer und hatte wieder das warme Gefühl in meinem Nacken.

„Sie haben eine schicke Wohnung. Guter Geschmack, das muss ich Ihnen lassen. Vielleicht ein wenig kahl und weiß für meinen Geschmack. Aber es muss ja Ihnen gefallen."

Ihre Stimme klang beiläufig. Kein Wort zu ihrer Verspätung, kein Wort dazu, ob sie mich beobachtet hatte, kein Lob für meine Folgsamkeit. Ich blieb stumm sitzen, drehte mich nicht zu ihr um und hörte nur zu.

Sie ging durch mein Wohnzimmer, sah sich die Regale an, blieb am CD-Regal stehen.

„Komischen Musikgeschmack haben Sie."

Ich konnte ihre Schemen aus den Augenwinkeln erkennen. Mühsam nur. Ganz langsam wendete ich den Kopf. Es war, als würde sich jede Faser meiner Halsmuskeln gegen die Bewegung wehren.

Sie sah genauso aus wie immer. Chucks, ausgefranste und verwaschene Jeans, ein enges, ausgeblichenes T-Shirt.

Was hatte ich erwartet? Es war ihre normale Kleidung. Wie hätte sie sonst hier auftauchen sollen? In einem Lackoverall wie Catwoman mit einer langen Peitsche lässig in der Hand?

Mehr jedenfalls als ihre normalen Klamotten.

Begriff sie die Situation? Begriff sie, worum es hier ging? Dass dies ein feierlicher Moment war? Etwas Besonderes?

Ihre Schritte kamen näher.

Nun stand sie hinter mir.

Ich hielt den Atem an.

Was würde sie tun?

Der Gedanke schoss mir durch den Kopf. Sie würde mit beiden Händen meinen Kopf packen, zu sich herumdrehen, über mich herfallen und mich wild küssen. Keiner dieser zarten Küsse, sondern ein harter, verlangender, brutaler Kuss. Ihre Arme würden mich umschließen, ihre Finger würden sich in meinen Rücken krallen und vom Stuhl reißen. Wir würden uns auf dem Boden wälzen, und ich würde mich ihrer Führung ergeben.

Nichts davon geschah.

Stattdessen stand sie hinter mir und schwieg.

Hinter mir.

Sah mich an.

Das fühlte ich.

Und dann sprach sie:

„Wissen Sie, ich habe mir lange überlegt, wie ich das hier anfangen soll. Ich finde dieses SM-Zeugs irgendwie spannend. Ich habe viel danach gesucht. Im Internet und so. Ich sehe mir Bilder und Videos an und lese Geschichten. Sie auch?"

Sie erwartete keine Antwort, und ich war froh, dass ich nicht antworten musste auf diese Frage. Ja. Ich hatte das auch getan. Erst in dieser Woche hatte ich damit begonnen, aber ja, ich hatte mich auch darüber informiert. Ein wenig nur, aber es hatte mich erschreckt, was es alles gab an Perversitäten, und es hatte mich erschreckt, dass ich in diese Welt eintauchen wollte. Dass ich solche Neigungen in mir entdeckt hatte.

Ich hatte das mit einer Mischung aus Erregung und Abscheu zur Kenntnis genommen. Da waren diese Bilder, die mich erregten. Ich stellte mir vor in der Situation dieser Opfer zu sein, stellte mir vor, wie es sein musste, für jemand anders zu leiden und dadurch meine Zuneigung und meinen Gehorsam auszudrücken. Meine vollkommene Zuneigung und meinen bedingungslosen Gehorsam.

Ich hatte mich aber auch schuldig gefühlt, denn was ich dort sah, waren teilweise kranke Dinge, und ich wollte nichts mit ihnen zu tun haben, sie mir nicht zu eigen machen. Ich wollte nicht in diese Welt gehören. Ich hatte mich angewidert davon abgewandt und hatte mich am nächsten Tag doch wieder vor dem Rechner gefunden und war auf die gleichen Seiten gesurft.

„Wissen Sie, ich finde das alles so albern. Rollenspiel und Kerker und Auspeitschen. Das machen diese Goths auch so, aber ich finde, das ist Karneval und Kinderkram. Stehen Sie auf so was?"

Nun erwartete sie eine Antwort.

„Nein."

„Gut, denn das werde ich auch nicht machen. Hier die Gutsherrin aus dem Mittelalter spielen mit dem Folterkeller und so. Ich bin nicht Ihre Herrin und Sie sind nicht meine Sklavin oder so. Es wird keine Verträge geben und keine idiotischen Anreden. Verstanden?"