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Krieg und Liebe - Swinging Nyhavn

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„Wie Sie vermutlich mittlerweile alle erfahren haben, hat die königliche Familie heute die Geburt von Prinzessin Margarethe bekannt gegeben. Mutter und Kind sind wohlauf, wie man den Zeitungsmeldungen entnehmen kann." Ich hob mein Glas, was von allen Anwesenden nachgeahmt wurde und brachte in bester dänischer Tradition ein ‚Hurra, Hurra, Hurra' aus, in das das Publikum lautstark einstimmte. „Möge diese glückliche Geburt in dieser dunklen Zeit ein Signal für eine bessere und friedlichere Zukunft sein!" Der starke Beifall der Anwesenden machte deutlich, dass ich vielen Menschen aus der Seele gesprochen hatte.

Ich hatte meine Hauskapelle auch für diese Woche engagiert und zur Feier der neuen königlichen Prinzessin spielte ich eineinhalb Stunden selbst am Piano. Unsere Spielfreude übertrug sich unmittelbar aufs Publikum, es entstand eine Stimmung wie vor dem Krieg.

„Heute habt ihr Deinen Gästen ein Geschenk gemacht", erklärte mir Helle anschließend an der Bar, nachdem sie mir mit einer innigen Umarmung und mehreren Küssen gratuliert hatte. „Sie haben für eineinhalb Stunden die ungewisse und nervös machende Realität vergessen und den Abend genossen. Großartig!"

„Dann sollten wir uns anstrengen, genauso weiterzumachen. Weiß der Teufel, wie lang uns die neuen Oberherren ohne Kontrolle weitermachen lassen." Ich wusste genau, in welchen Grenzbereichen sich deutsche Musikerkollegen bewegten, wenn sie denn mit ihrer Kunst zu sehr in Richtung Jazz abdrifteten.

Den ganzen April und Mai warteten Helle und ich, ihre Töchter und die gesamte gastronomische wie musikalische Mannschaft des ‚Swinging Oscar' darauf, dass sich etwas ereignen würde und die Behörden damit begannen, ihnen neue und einengende Vorschriften zu machen. Aber nichts geschah. Den dänischen Zeitungen, die unverändert nüchtern und vergleichsweise neutral von den Kriegsereignissen auf den Titelseiten und in ihrem Auslandsteil berichteten, konnte man den endgültigen deutschen Sieg über Norwegen und dann den Blitzkrieg-Sieg über die Benelux-Länder und Frankreich entnehmen. Die dänische Bevölkerung war in weiten Teilen erleichtert, von der anscheinend nicht aufzuhaltenden deutschen Kriegsmaschinerie schonend behandelt worden zu sein und setzte ihr Leben einfach fort. Angesichts des bestehenden Vertragsverhältnisses zwischen dem Deutschen Reich und der Sowjetunion waren selbst die politischen und gewerkschaftlichen Organisationen und Zellen der dänischen Kommunisten ruhig. In der ganzen Stadt und auf dem Land herrschte eine gespenstisch ruhige Normalität. Dabei profitierte insbesondere die dänische Landwirtschaft massiv von dem Nahrungsmittelbedarf des großen Nachbarlandes und seiner mittlerweile riesigen Wehrmacht. Die zusammengebrochenen Exporte, insbesondere von Bacon und Schweinefleisch Richtung Großbritannien, wurden durch zusätzliche Exporte nach Deutschland voll aufgefangen.

Anfang Juni hatte sich das Leben in der dänischen Hauptstadt so weit normalisiert, dass Helle wieder zusammen mit ihren Töchtern in ihrer eigenen Wohnung lebte und im ‚Swinging Oscar' als auch in meiner Wohnung wie vor der Besatzung „nur" Stammgast war. Lediglich die etwas vorgezogene Sperrstunde hatte die Öffnungszeiten um eine Stunde verkürzt, ein Umstand, der mir und meiner Mannschaft sogar gelegen kam, da sich dadurch noch ein abendliches Privatleben ermöglichte.

„Überraschenderweise macht sich die Verkürzung der Öffnungszeit kaum im Tagesumsatz bemerkbar", stellte ich nüchtern bei einem letzten Glas Bier fest. „Das Publikum kommt etwas früher und trinkt schneller." Dann nahm ich Helle an die Hand und führte sie ins Obergeschoss in meine Wohnung. „Ich habe eine Überraschung und ein Geschenk für Dich."

„Oh, wie schön", freute sich Helle. „Hast Du meinen Geburtstag vorverlegt?"

Nein", grinste ich. „Aber mit Deinem Geburtstag hat es schon etwas zu tun." Ich überreichte ihr feierlich einen nicht zugeklebten Briefumschlag. „Ich hoffe, dies wird ein Problem für Dich lösen."

Helle öffnete die Rückklappe des Briefes und zog vorsichtig ein Papier heraus. Mit zunehmender Fassungslosigkeit betrachtete sie das einseitige Papier und murmelte leise vor sich hin. „Unglaublich. Das fasse ich nicht!" Dann schaute sie mich mit dem glücklichsten Lächeln an, das ich je in ihrem Gesicht gesehen hatte. „Du hast mir eine neue Ersatz-Geburtsurkunde beschafft?! Wie hast Du das hinbekommen?"

Ich freute mich über das gelungene Geschenk wie ein kleiner Junge. „Mein Vater und mein Bruder haben ein wenig geholfen. Es gibt tatsächlich eine Rechtsverordnung, dass für dänische Staatsbürger, die vor 1920 in den zurückgekommenen Landesteilen geboren wurden, eine Ersatz-Geburtsurkunde ausgestellt werden kann. Längst vergessen, aber mein Vater, der früher im Innenministerium gearbeitet hat, konnte sich an diese Verordnung erinnern und mein Bruder hat dann alles in die Hand genommen."

Helle schaute ihre neue Geburtsurkunde an. „Alles korrekt, nur die Religionszugehörigkeit meiner Eltern fehlt."

„Dafür ist aber Deine Taufe eingetragen. Damit hast Du ein Dokument, dass Du offiziell evangelisch bist."

Helle fiel mir um den Hals und küsste mich mit der Intensität einer frisch verliebten jungen Frau. „Das verdient jetzt die ganz große Belohnung", sagte sie schließlich und zog mich schnurstracks in Richtung Schlafzimmer. Dort strippten wir uns gegenseitig trotz der späten Stunde im Rekordtempo und standen dann splitternackt in enger Umarmung vor dem Bett. Unser intensiver Zungenkuss machte mich bereits einsatzbereit und sie spürbar feucht. „Mach mit mir, was Du willst. Ich bin so glücklich über Dein Geschenk, dass ich mich als Gegengeschenk betrachte."

Was für eine Einladung. Helle wusste genau, was ich am liebsten hatte. Zuerst ein langgezogenes, beidseitig orales Vorspiel in 69, eine gemeinsam aktive Liebesstellung, die erst sie mir zu Beginn unserer Beziehung mit der Bemerkung beigebracht hatte, ‚dass Frauen sich auf diese Weise am besten gegenseitig lieben'. Und anschließend würde sie sich wie eine Stute auf Knie und Hände abstützen und mich zu ihrem Hengst machen.

Diesmal blieb unser 69er Vorspiel nicht beim Vorspiel. „Ich will Dich mit Deiner ganzen Männlichkeit in meinem Mund verwöhnen", kündigte Helle an. „Und zwar bis zum spritzigen Höhepunkt!"

Ihre Ankündigung setzte sie vorbehaltlos um, saugte meinen besten Freund aus der Oberlage so tief wie möglich in ihren Mund und Rachen und massierte meine knallharte geschwollene Eichel augenscheinlich mit ihrer Kehle. Welch seltenes, aber um so intensiveres Vergnügen. Ich revanchierte mich mit einem kombinierten ‚Angriff' von Mund, Zunge, Zähnen und Fingern auf ihre Pussy, die geradezu von ihrem Liebessaft geflutet wurde.

Eine halbe Stunde später lagen wir keuchend aufeinander. Helle hatte mit 3:1 Orgasmen gewonnen, aber ich hatte tief in ihren Rachen eine wahrhaftig gewaltige Ladung abgespritzt, die sie komplett heruntergeschluckt hatte.

„Wie lange brauchst Du noch Pause?" fragte sie nach einer angemessenen Kuschelpause.

„Wenn Du noch einmal Deinen Mund einsetzt, geht es jetzt schon", lautete meine verschmitzte Antwort.

„Dann mal los", machte sich Helle auf den Weg Richtung Süden. Und richtig, fünf Minuten später hatte sie mich so, wie wir beide es wollten. Wie versprochen, begab sie sich auf alle Viere; ich positionierte mich hinter ihr und traf nicht auf den geringsten Widerstand. Der erste Vorstoß ließ bereits unsere Unterbauten zusammenklatschen und wir fielen umgehend in einen schnellen, harten Rhythmus. Unsere vorherigen Orgasmen hatten zwei sehr wünschenswerte Effekte. Ich hielt lange durch und sie kam schnell und immer wieder an ihre Orgasmusklippe, die sie laut schnaufend und stöhnend ankündigte und dann mit einem tiefen, ganz tief von innen kommenden Schrei übersprang.

Wir waren bereits am ganzen Körper schweißnass, so dass wir uns wahrhaftig heiß und glitschig anfühlten, während Helles Pussy bei jedem Vorstoß geradezu schmatzte. Wir tobten uns regelrecht aneinander aus, was primär der emotionalen Gelöstheit meiner Geliebten zu verdanken war. Ich hatte aufgehört, ihre Orgasmen zu zählen, irgendwie war Helle in einer dauerhaften Orgasmuswelle, von der sie gar nicht mehr herunterkommen wollte. Schließlich drückte sie ihren Po ganz nach hinten, versteifte am ganzen Körper und begann, meinen Schwanz mit ihren Vaginalmuskeln regelrecht abzumelken. Das brachte mich nach wenigen Augenblicken selbst zur Explosion. Vor lauter Freude über diesen Hammerorgasmus konnte ich nicht umhin, ihr mehrfach mit der flachen Hand voll auf ihre Pobacken zu klatschen, was sich mit einem noch nie gehörten wohligen Grunzen und Quicken quittierte.

„Oh man, war das gut", gestand sie mir später, nachdem wir zunächst aufeinander zusammengesackt waren und dann eng aneinander liegend miteinander turtelten.

„Das kannst Du laut sagen, meine Liebe. So wild habe ich Dich selten erlebt."

„Sollte ja auch eine Belohnung für Dich sein. Und ich habe mich dabei ebenfalls gleich belohnen lassen."

Wir waren so verschwitzt und versaut, dass wir uns doch noch aufrafften, ins Bad zu gehen, um uns nachtfein zu machen. Dann schliefen wir wahrhaftig glücklich ein. Wir waren uns sicher, dass der Coup der neuen Geburtsurkunde sowohl für Helle als auch für ihre Töchter ein hinreichender Schutz vor rassistisch-administrativer Verfolgung durch die nationalsozialistische Oberhoheit darstellen würde.

Kopenhagen, Sommer und Herbst 1943

Die deutsche Besatzung Dänemark hielt nun schon mehr als drei Jahre an. Das erste Jahr war vergleichsweise ruhig gewesen, nach ihren schnellen Eroberungen weiter Regionen Europas vom Nordkap bis nach Kreta war lediglich Großbritannien und mit ihm das British Empire als letzter Feind des Nazireiches übrig geblieben. Der Rest Europas war entweder mit dem Deutschen Reich verbündet, vom Deutschen Reich besetzt oder mehr oder weniger freundlich neutral. Die deutsche Luftwaffe und die britische Royal Air Force lieferten sich täglich Luftgefechte und bedeckten sich gegenseitig mit Bomberangriffen, wobei die britischen Städte mehr zu leiden hatten als die deutschen. Angesichts des bitterharten und verlustreichen U-Boot-Krieges im Atlantik waren auch die konservativen und anglophilen gesellschaftlichen Kreise Dänemarks zunehmend skeptisch geworden, ob der letzte Gegner des Deutschen Reiches noch lange durchhalten würde.

Die Stimmung in Kopenhagen änderte sich zum ersten Mal, als die Wehrmacht am 22. Juni 1941 mit einer riesigen Armee die Sowjetunion angriff. Bis zu diesem Tag waren die dänischen Kommunisten und linken Gewerkschafter aufgrund des so genannten Hitler-Stalin-Paktes absolut ruhig gewesen und hatten sich sowohl mit der Besatzungsverwaltung als auch mit der aus allen Parteien bestehenden nationalen Einheitsregierung Dänemark arrangiert. Ich hatte zwei Freunde und Stammgäste mit kommunistischem Gewerkschaftshintergrund, die beide als hochqualifizierte und angesehene Facharbeiter in der Großwerft und im Maschinen- und Schiffsmotorenwerk von Burmeister & Wain arbeiteten und dort viel mit der Wartung und Reparatur von dänischen und deutschen Marine- und Frachtschiffen zu tun hatten. Beide kamen an dem Mittwochabend nach dem deutschen Einmarsch in die Sowjetunion in mein Jazzlokal, machten aber im Gegensatz zu den übrigen Gästen einen tief deprimierten Eindruck und hatten sich mit ihrem Bier in eine Nische verzogen.

„Und was macht ihr nun?" fragte ich sie neugierig, als ich mich zu ihnen an den Tisch setzte und eine Runde Bier spendierte.

Niels zuckte mit den Schultern. „Im Moment ganz ruhig und in Deckung bleiben. Die kommunistische Partei ist seit Sonntag verboten, unsere dänische Polizei macht auf deutsche Anweisung und unter deutscher Kontrolle Jagd auf jeden registrierten Parteifunktionär und verhaftet sie. Ein Teil der Genossen ist untergetaucht oder hat nach Schweden übergesetzt. Arne und ich waren nur einfache Mitglieder in der Gewerkschaft, aber nicht in der Partei. Bisher arbeiten wir normal weiter, gehen aber sicherheitshalber nicht nach Hause."

„Im Werk fühlen wir uns sicher, denn da traut sich die Polizei nicht hinein, um Verhaftungen vorzunehmen" ergänzte Arne. „Ein kleiner Teil der Genossen lebt sicherheitshalber im Moment im Werk. Unter schwierigen Bedingungen."

„Und ihr beiden? Ich kenne Euch seit Jahren als Freunde meines Lokals. Wie kann ich Euch helfen?"

„Deswegen sind wir hergekommen. Wir brauchen jemand, der sich um unsere Familien kümmert. Geld ist genügend vorhanden, da haben wir in den letzten fünfzehn Monaten in der Organisation für gesorgt. Unsere Unterstützerstruktur haben wir parallel im Unsichtbaren aufgebaut. Aber unsere Frauen brauchen einen unauffälligen, neutralen Anlaufpunkt, um erstens Geld für sich selbst und unsere Kinder und zweitens Hilfe und Ratschläge zu bekommen, wenn sie selbst von der Polizei bedroht werden."

„Hm. Und da denkt ihr, dass ein Jazzlokal die richtige Adresse ist?" Ich war sehr zurückhaltend und skeptisch.

„Genau. Hier würde niemand einen Unterstützer unserer Sache vermuten. Hier stehen Musik und Vergnügen im Vordergrund. Und Dein Publikum ist nicht gerade auf dem Niveau der Arbeiterklasse. Oder?"

Ich musste lachen. Ich kannte aus Amerika noch Working-Class Jazz-Clubs, aber dort waren fast ausschließlich Schwarze. Mein Lokal war mehr auf dänisches Bürgertum und insbesondere die Kopenhagener Kunst- und Künstlerszene ausgerichtet. „Alles sehr bourgeoise", pflegte Helle mein Publikum zu charakterisieren.

„Und wie stellt ihr Euch das vor?"

„Ganz einfach. Da kommt in den nächsten Tagen ein Sven-Olaf Bengtsson zu Dir ins Lokal. Ist ein normaler, gut angesehener dänisch-schwedischer Geschäftsmann. Das ist Dein Kontaktmann zu unserer Organisation. Der wird Dir alle Details erklären."

„Hat der Mann irgendein Erkennungszeichen?"

„Bestimmt nicht. Er will ja nicht auffallen. Aber er wird Dich fragen, ob Du ‚Kitten on the Keys" für ihn spielen kannst."

„Den Ragtime-Hit aus den Zwanzigern?"

„Genau."

„Ist ja lustig. Den kann ich sogar spielen. Noch aus meiner New Yorker Zeit."

„Wissen wir. Darum fragt er auch danach."

Mit der Unterstützung der Familien von Niels und Arne begannen meine Kontakte zu dem sich ganz langsam etablierenden Widerstand gegen die deutschen Besatzer; die beiden Maschinenmechaniker tauchten in der Tat wenige Tage später unter, nachdem die Polizei sie vergeblich bei ihren Familien gesucht hatte, um sie ebenfalls zu verhaften.

Besagter Sven-Olaf Bengtsson -- ich war mir absolut sicher, dass dies nicht sein richtiger Name war -- erschien tatsächlich eine Woche später zu später Stunde in meinem Jazzlokal und überreichte mir diskret eintausend Kronen in kleinen Scheinen. „Die von Ihnen zu verwaltende Unterstützungskasse", erklärte er dazu. „Nicht mehr als fünfzig Kronen auf einmal aushändigen."

„Und wie erkenne ich die Bezugsberechtigten, wenn ich mich so amtlich ausdrücken kann?"

„Die Frauen, eventuell auch Männer, werden ein Notenblatt eines Ragtime-Stückes bei sich haben. Das ist ihr Berechtigungsschein. Sie notieren sich in einer Liste nur den Titel, wie bei einer Royalty-Abrechnung."

Ich nickte anerkennend. Das war in der Tat unauffällig.

Herr Bengtsson verabschiedete sich und kündigte an, nach vierzehn Tagen wiederzukommen.

Die eigentliche Überraschung war dann einige Tage später Lone Arendsen, die Ehefrau von Niels, als diese am frühen Nachmittag im Jazzlokal auftauchte. Ich hatte eine typische Arbeiterfrau, sichtlich geplagt von den Lebensumständen und einer ständig wachsenden Kinderschar, erwartet. Was vor mir stand, war ein junge, zwar einfach gekleidete, aber verdammt gut aussehende Frau, schätzungsweise Mitte zwanzig Jahre alt, mit hellblondem, gepflegtem Haar und grau-blauen Augen, mit einem sichtbaren Stolz und Selbstbewusstsein ausgestattet. „Ich weiß, was mein Mann macht. Und ich finde das gut", sagte sie mir ganz ohne Vorbehalte.

Was mich aber am meisten faszinierte, war ihre Stimme. Eine ruhige Mezzo-Sopranstimme, fast ins Alt übergehend. Ich schaute Lone nachdenklich an, nachdem ich sie zum ersten Mal mit ihrem Geld ausgestattet hatte. „Hast Du schon einmal gesungen?"

Lone lachte. „Ja. Als Mädchen ganz viel, sogar im Chor. Aber jetzt habe ich nicht mehr so viel Grund, zu singen. Wieso die Frage?"

„Macht es Dir etwas aus, mir kurz etwas vorzusingen? Auf der Bühne steht ein Klavier, ich begleite gerne."

Lone druckste erst ein wenig herum, erklärte sich dann aber einverstanden, weil noch keine Gäste im Lokal anwesend waren. Wir verständigten uns auf zwei dänische Volkslieder, die wir beide kannten. Was dann passierte, war gelinde gesagt eine Sensation. Lone hatte, ohne das sie es selbst wusste, die perfekte Jazz-Stimme.

„Ich will Dich ab sofort für meine Hauskapelle als Sängerin engagieren", erklärte ich ohne Vorbehalte, nachdem wir das zweite Lied beendet hatten.

Lone war nachhaltig erschrocken. „Für was für Lieder denn?"

„Jazz, Swing. Genau das Musikprogramm, was wir hier im ‚Swinging Oscar' spielen. Ich bringe Dir alles bei, was Du dafür können musst."

Lone schaute mich mit riesigen Augen an. „Ich? Hier auf der Bühne? Vor Publikum singen?"

„Ja. Es wird ein Riesenerfolg werden. Das kann ich Dir bereits jetzt versprechen."

Lone bat sich zwei Tage Bedenkzeit aus. Sie musste insbesondere überlegen, wie sie ein solches Engagement mit ihrem eigenen Beruf als Näherin und ihren zwei Kindern vereinbaren konnte.

„Wenn das so funktioniert, wie ich mir das vorstelle", gab ich ihr noch auf den Heimweg mit, „verdienst Du mit Deiner Stimme erheblich mehr Geld als mit Deiner Näherei. Und die Partei brauchst Du dann auch nicht mehr."

Ich brachte Lone noch zur Tür und schaute ihr nach, wie sie wieder nach Hause ging. Sie wirkte sehr nachdenklich, aber auf eine durchaus selbstbewusste Art.

Lone hielt Wort. Nach zwei Tagen hatte ich ihre Zusage, es als Frontfrau unserer Jazzkapelle zu versuchen. Ihre Arbeit als Näherin, der sie ohnehin von ihrer Arbeiterwohnung in Amager aus nachging, ließ sich auch in die Abendstunden verlegen. Sie wollte sie zunächst nicht aufgeben.

Acht Wochen später war Lone so etabliert, dass sie ihre Arbeit als Näherin aufgab. Ich konnte an unserem gesteigerten Tagesumsatz ablesen, dass sie für mein Jazzlokal ein Riesenerfolg war.

Einen Sommer später kam Lone plötzlich noch vor Öffnung am frühen Nachmittag ins Lokal, mit hellrot verweinten Augen und regelrecht zitternd von Angst. Zufälligerweise traf sie zuerst auf Helle, die etwas universitäres mit ihren Töchtern besprechen wollte. Helle war von Lones Erscheinungsbild so schockiert, dass sie die junge Sängerin spontan in ihre Arme nahm und erst einmal beruhigte und tröstete.

Ich kam ins Lokal, als Helle und Lone noch in dieser Umarmung vor der Bar standen. „Was ist denn hier los?"

Lone schluchzte wie eine misshandelte Frau. Ich sollte schnell feststellen, dass dies mehr oder weniger auch zutraf.

„Die Polizei stand heute morgen in unserer Wohnung. Zusammen mit zwei Deutschen, anscheinend Gestapo. Niels ist vor zwei Nächten bei einer Aktion seiner Gruppe in eine Falle geraten und erschossen worden. Und mich haben sie erst einmal verhaftet und zum Verhör in die Polizeizentrale gebracht worden. Fünf Stunden!"

„Haben Sie Dir irgendwelche körperliche Gewalt angetan?" Helle sprach meine Frage schneller aus als ich.

„Nein. Aber massiv unter Druck gesetzt, genau dies zu tun. Was aber am schlimmsten war, war die Drohung, auch meine Kinder in Gewahrsam zu nehmen. Die hatte ich noch vor meinem Abtransport bei einer Nachbarin untergebracht."

„Und wo sind Deine Kinder jetzt?"

„Bei meiner Schwester. Aber da sind sie garantiert auch nicht sicher."

„Okay!" sagte ich mit aller Entschlossenheit. „War sonst noch etwas auf dem Polizeiquartier, was wichtig ist?"

„Ja. Ich bin nach Niels und meiner Religionszugehörigkeit befragt worden. Beziehungsweise unserer Rassenzugehörigkeit, wie sie das nennen. Meine Familie ist aus deren Sicht anscheinend das Schlimmste, was die sich vorstellen können: kommunistische Volljuden mit Kindern." Sie holte tief Luft. „Der eine deutsche Polizist murmelte etwas von ‚Ungeziefer, das wir ausrotten müssen!' Ich kann leider so viel Deutsch, dass ich das verstanden habe."