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Krieg und Liebe - Swinging Nyhavn

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Jetzt holten Helle und ich tief Luft und schauten uns für einen Moment tief in die Augen. Ich konnte aus ihrem Blick klar ein Kommando herauslesen. „Wir müssen hier etwas tun! Und zwar sofort!"

„Alles klar!" klatschte ich in meine Hände. „Wie schnell kannst Du alles Notwendige zusammenpacken, Deine Kinder einsammeln und hierher kommen? Und wie viele Helfer brauchst Du dafür?"

Lone schaute mich mit weit aufgerissenen Augen an, die ihren verweinten, fast hoffnungslosen Zustand noch deutlicher werden ließen. „Und dann? Wo sollen wir hin?"

„Hierher. Wir haben in diesem Haus eine ungenutzte Dachgeschosswohnung, die ist groß genug für Euch drei. Ist nur über meine Wohnung erreichbar. Dann ändern wir umgehend Deine Frisur, ja Dein ganzes Erscheinungsbild. Einschließlich Deines Bühnennamens. Wir machen eine vollkommen neue Frau aus Dir, die für die Polizei nichts mit Lone Arendsen mehr gemein hat."

Ich schaute Helle an, die bestätigend nickte. „Ich kenne den ersten Maskenbildner vom königlichen Theater. Der wird Dich so verändern, dass selbst Deine Kinder sich schwertun werden, Dich wiederzuerkennen."

„Und wie soll ich in Zukunft heißen?"

„Wir brauchen einen knackigen Bühnennamen, den Du auch privat nutzt." Ich dachte kurz nach. „Wie wäre ‚Birte Birtson Bird'? Abgekürzt ‚BB Bird'."

Lone/Birte blieb direkt im Restaurant, ich hatte aber entschieden, sie aus Sicherheitsgründen aus dem abendlichen Musikprogramm herauszunehmen. Helle und Friedrike übernahmen die Abholung der beiden Kinder bei Lones Schwester, nachdem Lone ihnen einen kurzen Brief als Legitimation mitgegeben hatte. Zudem beschlossen wir, am frühen Morgen mit mehreren Koffern in Lones Wohnung zu gehen und ihren notwendigsten Besitz abzuholen, damit sie sich erst einmal in unserer Dachgeschosswohnung einrichten konnten. Alles andere würden wir schrittweise organisieren.

Die ganze Aktion gelang ohne weitere Polizeiprobleme. Anscheinend war ihre einfache Arbeiterwohnung noch nicht unter polizeilicher Dauerbeobachtung. Da Lones Kinder noch nicht in die Schule gingen, war auch dies kein Problem.

Die langsam zunehmenden Aktionen des dänischen Widerstands führten im November 1942 zu einer gravierenden Veränderung in der Funktion des deutschen Reichsbevollmächtigten in Dänemark. Dr. Werner Best, SS-Obergruppenführer und bekannt pedantischer deutscher Karriere-Jurist, wurde zum Nachfolger des abberufenen, bis dahin sehr zurückhaltenden Cécil von Renthe-Fink. Der Wechsel in der obersten, nicht-militärischen Dienststellung war mit der klaren Aufgabe verbunden, die Verhältnisse im deutschen Interesse wieder in Ordnung zu bringen. Dr. Best kam aus Frankreich, wo er als eine Art Oberverwaltung die besetzten Gebiete administrativ mit Hilfe eines kleinen, loyalen Stabes und unter Nutzung der weiter bestehenden französischen Verwaltung geführt hatte. Er brachte einen Teil dieses Stabes von vertrauten Männern mit, die unter seiner Führung nach einem ähnlichen, indirekten Modell die oberste Polizei- und Sicherheitsverwaltung sowie die unverändert wichtigen Lieferungen der dänischen Landwirtschaft und Industrie sicherstellen sollten.

Diese grundlegende politische Veränderung sollte auch seine Auswirkungen auf mein Jazzlokal ‚Swinging Oscar' haben. Dr. Best brachte in seinem kleinen Stab einen jungen Juristen namens Klaus Norden mit. Der junge Jurist war als Kind an Polio erkrankt, eine zwar fast ausgeheilte Erkrankung, die ihn aber zum Wehrdienst untauglich gemacht hatte. Dr. Best hatte ihn in seiner Funktion als Leiter des Amtes Verwaltung und Recht in dem neu geschaffenen Hauptamt Sicherheitspolizei, dass seit der Polizeireform von 1936 dem SS-Führer Heinrich Himmler unterstand, nach einem brillanten juristischen Staatsexamen eingestellt und schnell Gefallen an dem konsequent und formaljuristisch korrekt arbeitenden jungen Mann gefunden. Somit folgte Klaus Norden den weiteren Karriereschritten von Dr. Best innerhalb des Polizeiapparates, erst nach Frankreich und letztlich nach Dänemark. Hier kamen ihm als in Flensburg aufgewachsenen Jungen seine dänischen Sprachkenntnisse sehr zugute, was seine Bedeutung im Stab weiter aufwertete. Seine Hauptaufgabe war die alltägliche Zusammenarbeit mit der dänischen Polizei, die wiederum mit Kommissar Magnus Nyrup Olsen einen eigenen Verbindungspolizeioffizier in der Verwaltung des Reichsbevollmächtigten positioniert hatte. Dieser Kommissar war der Sohn meines ältesten Bruders, der selbst im Innenministerium arbeitete, also mein direkter Neffe.

Magnus mochte mein Lokal schon aus seiner Studentenzeit an der Polizeihochschule, liebte wie so viele junge dänische Männer und Frauen unsere Musik und war mehr oder weniger regelmäßiger Gast. So war es erst einmal nicht überraschend, dass er in der Vorweihnachtszeit seinen neuen Kollegen mit ins ‚Swinging Oscar' brachte, der schon in Frankreich einige Erfahrungen mit unserer, im Deutschen Reich verunglimpften und teilweise verbotenen Musik gemacht hatte.

Ich setzte mich zu Magnus und seinem neuen Kollegen an den Tisch und wir diskutierten eine Zeitlang über Belangloses, als Helles Töchter Friederike und Christiane ins Jazzlokal kamen. Friederike, die Ältere, hatte mittlerweile ihr Examen gemacht und arbeitete in Hellerup nördlich der Kopenhagener Innenstadt als Kunstlehrerin, Christiane war nun auch schon im letzten Studienjahr und hoffte, zunächst einen ähnlichen Berufsweg gehen zu können. Dies war in diesen Kriegsjahren die einzige Chance, mit Kunst Geld zu verdienen und zu überleben. Helles Töchter arbeiteten nur noch gelegentlich als Bedienung im ‚Oscar', insbesondere wenn Not am Mann war. Das hatte sie auch zu mir geführt. Wir hatten in den kommenden zwei Wochen praktisch täglich betriebliche Weihnachtsfeiern, die einfach mehr Bedienungspersonal erforderlich machten. So saßen wir recht eng zu fünft an dem kleinen Tischchen und unterhielten uns blendend. Dieser Klaus Norden war in der Tat ein unterhaltsamer Typ, der einige spannende und amüsante Geschichten aus seinen mehr als zwei Jahren in Paris erzählen konnte.

„Und was gefällt Ihnen besser -- Kopenhagen oder Paris?" fragte plötzlich Friederike unseren neuen Gast.

„Eine Antwort wäre im Moment noch sehr unfair", antwortete er diplomatisch. „Ich bin erst vor vier Wochen hier angekommen. Und seither war das Wetter so schmuddelig, dass ich noch nicht viel von der Stadt gesehen habe."

„Stimmt", ergänzte Christiane. „Wenn man Paris im Frühling mit Kopenhagen im Vorwinter vergleicht, können wir auch nur schlecht abschneiden." Sie grinste Klaus Norden schelmisch an. „Und wo gibt es die schöneren Frauen?"

Als erste Antwort erntete sie eine sehr deutlich hochgezogene Augenbraue. Ich hatte ohnehin schon den ersten Eindruck, dass die beiden anfingen, miteinander zu flirten. Jedenfalls passte die Antwort. „Ich persönlich bevorzuge groß gewachsene, blonde Frauen. Und davon gibt es hier mehr als in Paris."

Die beiden Schwestern lachten laut auf. „Genau das ist das Problem für junge dänische Frauen. Es gibt viele gut aussehende große, blonde Frauen. Harter Wettbewerb."

Auch diese Feststellung erntete kollektives Gelächter.

Ich musste mich wieder um mein Lokal und meine Gäste kümmern und ließ die vier an ihrem Tisch zurück. Hin und wieder zu ihnen herüberblickend konnte ich feststellen, dass die Stimmung an dem Tisch prächtig war. Zudem wurde Birtes -- wir nutzten alle nur noch ihren Künstlernamen - Auftritt mit großem Applaus bedacht.

„Schau an", raunte ich am späteren Abend zu Helle, nachdem sie ihre Töchter begrüßt hatte und dann zu mir an die Bar gekommen war. „Wir haben jetzt einen direkten Draht zur dänischen und deutschen Polizeiachse. Magnus und sein Kollege da drüben sind das offizielle Bindeglied." Helle schaute mich erst mit großer Verblüffung an und dann noch einmal sehr genau an den Vierertisch. „Der junge Mann ist ein deutscher Polizist? Möglicherweise sogar SS, wie der neue Reichsbevollmächtigte?" Sie war sichtlich entsetzt.

„Weiß ich nicht. Ich werde mal bei Gelegenheit Magnus fragen. Jedenfalls trägt dieser Klaus Norden keine Uniform, sondern Zivil. Und ist studierter Jurist, wie ich vorhin herausgehört habe."

„Aha." Helle tat so, als hätte sie verstanden. In Wirklichkeit konnte ich ihr aber ansehen, dass ihr bei dem Gedanken, dass ihre beiden im Sinne der nationalsozialistischen Rassenideologie als ‚Halbjuden' einzustufenden Töchtern mit einem deutschen Polizeijuristen flirteten, sehr unwohl war.

Das Quartett aus Helles Töchtern und dem deutsch-dänischen Polizisten-Duo besuchte das ‚Swinging Oscar' auch in den Wintermonaten sehr regelmäßig an den Samstagen, wobei sie schon immer eine Woche im Voraus „ihren" Nischentisch reservierten. Samstags war stets der beste Tag, sowohl vom Show- und Musikprogramm als auch hinsichtlich Besonderheiten an der Bar und in der Küche. Dies kam Helles Töchtern sehr zu pass, denn die beiden Herren bezahlten stets die Rechnung und hielten sie somit frei. Zudem war das Samstagspublikum in einem hohen Maß ein Stammpublikum, eine Mischung aus Jazzenthusiasten, Künstlern aller Art und teilweise langjährigen Freuden, die in diesen bedrückenden Kriegstagen ein wenig positive Ablenkung suchten. Auch die dänischen Zeitungen waren voll mit Berichten um die Schlacht von Stalingrad, die augenscheinlich zum ersten Mal eine große Niederlage für die bis dahin furchterregend erfolgreich Kriegsmaschinerie des Deutschen Reiches darstellte. Aber an den Tischen des ‚Swinging Oscar' gab es keine politischen oder militärischen Diskussionen. Die Dänen hatten jedoch gelernt, auch über solche Ereignisse und ihre Stimmungslage so zwischen den Zeilen zu reden, dass es so gut wie jeder verstand.

Dass das Quartett mehr als nur ein öffentliches Samstagvergnügen war, erfuhr ich Mitte Februar, nachdem Helle mitten in der Woche unabgesprochen und sichtlich verwirrt ins ‚Swinging Oscar' kam und nach mir suchte.

„Ich muss mit Dir reden", sagte sie nach einem flüchtigen Begrüßungskuss. „Wo können wir uns ungestört zusammensetzen?"

Ich schaute über die immer noch gut besetzten Tische. Die Band mit Birte als Frontfrau spielte noch, also war für die nächste Zeit nicht vorherzusehen, dass sich der Clubsaal zügig leeren würde. „Am besten, wir gehen rauf in die Wohnung", schlug ich vor.

Helle nickte, nahm mich bei der Hand und zog mich quasi hinter sich her.

„Was ist denn los mit Dir?" fragte ich sie mit einer Mischung aus Neugierde und Besorgnis. „Irgendetwas passiert?"

„Ja und nein." Helle zog ihren dicken Wintermantel aus, legte ihn der Einfachheit halber über die Sofalehne und ließ sich daneben aufs Sofa fallen. Dann atmete sie zweimal tief durch und schaute mich durchdringend an. „Ich bin heute Abend unangekündigt früher nach Hause gekommen, weil meine letzte Unterrichtsklasse mangels anwesender Studenten ausfiel. Da war parallel eine Prüfung zeitlich überzogen worden, so dass niemand Zeit für meine Veranstaltung hatte." Sie schüttelte ihren Kopf und schaute mich wieder an. „Ich hatte meine beiden Töchter zu Hause erwartet. Die waren auch da, aber so mit anderen Dingen beschäftigt, dass mich niemand wahrnahm, als ich die Haustür öffnete und in die Diele eintrat."

„Und mit was waren die so beschäftigt?" Ich fing an, wirklich neugierig zu werden.

„Die beiden hatten ihre Polizistenverehrer zu Besuch und waren mit denen beschäftigt."

„Und?"

„Alle vier waren nackt und turnten miteinander in unserem Wohnzimmer herum."

„So richtig im vollen Sinnesrausch?" Ich musste über diesen etwas künstlichen Begriff unwillkürlich grinsen.

„In der Tat. Friedrike turnte auf Deinem Neffen wie eine Reiterin im vollen Galopp herum, während dieser deutsche Jurist meine Christiane in Deiner Lieblingsstellung voll von hinten durchvögelte."

„Oh wie lustig! Ein richtiger Vierer."

Helle schaute mich ob meiner Bemerkung eher strafend an. „Ja, Oscar. Ein voller Vierer. Denn während ich noch durch die halboffene Tür dem Treiben zusah, wechselten die Paare ihre Zusammensetzung und machten mit ungebremsten Schwung weiter."

„Großartig", fiel mir zu Helles plastischer Schilderung als vielleicht nicht so passender Bemerkung ein. „Hätten ich den Vieren so nicht zugetraut."

„Ich auch nicht!" Helle war laut und etwas schrill geworden.

„Und was haben sie gesagt, als sie Dich erkannt haben?"

„Gar nichts. Ich war so leise und diskret, dass ich unbemerkt aus der Wohnung herausgeschlüpft und hierhergekommen bin."

Ich nahm meine langjährige Geliebte in den Arm und gab ihr einen innigen Kuss. „Rege Dich ab, Mutterherz. Deine Töchter sind alt genug, zu wissen was sie tun."

„Ja! Sind sie! Aber doch nicht mit Polizisten."

„Beruhige Dich, meine Liebe. Der eine Polizist ist mein Neffe und wie ich weiß, ein ganz vernünftiger Mensch. Und dieser Klaus ist anscheinend sehr schnell vom Kollegen zum Freund mutiert." Ich lachte leise. „Sozusagen Freund des Hauses."

„Oscar, manchmal bist Du ein echter Kindskopf." Helle löste sich aus meiner Umarmung, ja sie stieß mich sogar ein wenig zurück. „Du weißt, in welcher Gefahr wir uns befinden, wenn dieser Klaus Norden die rassistischen Wurzeln meiner Familie herausbekommt."

Ich nickte. „Und deshalb hast Du eine saubere dänische Geburtsurkunde und Deine Töchter ohnehin auch, denn sie sind ganz offiziell in ihrer Geburtsurkunde als Kinder des evangelischen Ehepaares Schmidt eingetragen, inklusive ihrer Taufbestätigung vier Monate nach ihrer Geburt. Ich glaube, da brauchst Du keine Angst zu haben."

„Du bist zu naiv, Oscar." Helle wirkte jetzt ärgerlich. „Wenn die Deutschen in ihrem Judenverfolgungswahn in den Synagogen die Kirchbücher beschlagnahmen und auswerten, werden sie in Aabenraa meine Eltern und mich darin finden. So haben die das in Frankreich gemacht. Hat Klaus Norden meinen Mädchen ganz frei erzählt." Sie schaute mich herausfordernd an. „Und jetzt kommst Du!

„Hm." Das war in der Tat neu. Und ich musste darüber nachdenken. „Lass uns wieder runtergehen. Das Lokal hat noch eine gute Stunde geöffnet. Die Musik lenkt ab und macht den Kopf frei. Vielleicht haben wir bis nachher eine Idee."

Es half leider nur temporär. Als wir nach Lokalschluss wieder nach oben gingen, hatten wir keine neue Idee. Dafür hatten wir aber mit Birte noch eine späte Abendgesellschaft. Wir hatten uns alle noch ein gutes Carlsberg gegönnt als Helle, die natürlich Birtes echte Vergangenheit kannte, sie direkt ansprach.

„Wie ist das bei Euch? Dein verstorbener Mann und Du seid beide jüdisch, damit Deine Töchter auch. Seit ihr im Gemeindeverzeichnis der hiesigen jüdischen Gemeinde aufgeführt?"

Birte alias Lone zuckte mit ihren Schultern. „Ehrlich gesagt, weiß ich das nicht. Ich vermute aber ja, weil wir ja in der Synagoge geheiratet haben."

„Dann haben wir möglicherweise dasselbe Problem." Helle erzählte nun alles, was sie wusste, was bei Birte logischerweise viele Fragezeichen ins Gesicht zauberte.

„Ich dachte, das habe ich hinter mir", stöhnte sie irgendwann auf. „Oscar hat für mich und die Kinder alles so hervorragend eingefädelt, dass ich sie sogar ohne Probleme in der Schule anmelden konnte. Und jetzt das."

„Wir müssen auf diesen neuen Bevollmächtigten aufpassen. Der rennt anders als sein Vorgänger gern in SS-Uniform durch Kopenhagen und agiert erheblich nationalsozialistischer."

„Gut zu wissen", kommentierte Birte. „Ich werde mir überlegen müssen, was das für Konsequenzen für uns haben könnte." Sie schüttelte traurig ihren Kopf. „In was für Zeiten leben wir nur? Könnte alles so schön sein. Ich habe Erfolg mit meiner Show und meinem Gesang, die Kinder sind gesund. Und wir sind aus dem Arbeiterelend raus." Sie atmete tief aus, beinahe schon stöhnend. „Kann man uns denn nicht einfach in Ruhe lassen."

„Noch ist gar nichts passiert", mischte ich mich in die trübe Stimmung der beiden Frauen ein. „Wir müssen nur aufmerksam sein!" Ich klatschte mit beiden Händen auf die Sessellehne. „Und ich werde mich jetzt mit Magnus und Klaus Norden so anfreunden, dass ich von denen alle polizeilichen Vorhaben und Maßnahmen im Vorhinein erfahren werde."

Dies Gespräch zu dritt ließ uns in den darauffolgenden Wochen noch enger zusammenwachsen, als es ohnehin in unserer Wohn- und Arbeitsgemeinschaft der Fall war. Der diskret beobachtete Vierer ihrer Töchter musste zudem die Fantasiewelt meiner Geliebten angeregt haben. Jedenfalls machte sie an einem herrlichen Frühlingsabend einen vollkommen überraschenden Vorstoß.

„Die gute Birte lebt das oben mit ihren Kindern wie im Kloster. Kannst Du Dir vorstellen, dass sie sich nach den vielen Jahren Enthaltsamkeit auch mal einen Mann oder gar eine Frau in ihrem Bett wünscht?"

Ich schaute meine Partnerin, mit der ich eine halbe Stunde zuvor noch einen sehr befriedigenden Liebesencounter gehabt hatte, im Halbdunkel meines Schlafzimmers verblüfft an. „Hm. Birte ist eine sehr attraktive Frau, wenn ich das so sagen darf. Aber ich habe sie nie ernsthaft nach einem Partner suchen gesehen. Sie flirtet gerne mit dem Publikum, ganz professionell von der Bühne herab. Und ich muss jetzt gestehen, sie flirtet mit Männern wie mit Frauen. Aber immer so, dass niemand sie direkt anfällt."

„Würde auch schwerlich funktionieren. Das Jazzlokal ist ja immer voll, wenn sie auftritt."

„Wie kommst Du auf diese Frage?" Ich war neugierig geworden.

„Ich würde sie gern zu uns ins Bett einladen. Für Dich und für mich. Ich mag auch Frauen, wie Du weißt. Und meine langjährige Freundin ist, wie Du weißt, im letzten Herbst nach Schweden rüber."

„Ja, weiß ich. Die war ja auch Schwedin."

„Hatte ein vorzügliches Angebot der Universität in Lund. Da kann man gut verstehen, warum sie heimgegangen ist."

„Und wie stellst Du Dir das vor? Man kann ja schlecht eine Einladungskarte schreiben."

Helle lachte leise. „Nein, das kann man wirklich nicht. Aber, wenn Du einverstanden bist, lass mich mal machen."

Ich war einverstanden. Welcher Mann hätte zu der Perspektive auch ‚nein' gesagt.

Helle brauchte eine Woche und zwei Anläufe, dann saß Birte wieder auf unserem Sofa, diesmal nicht verängstigt, sondern erwartungsvoll.

„Ich habe noch nie mit mehr als einem Menschen im Bett gelegen", gestand Birte ohne falsche Zurückhaltung, während sie auf dem großen Sofa zwischen Helle und mir Platz genommen hatte. Ich habe meinen Mann geliebt, ich habe zweimal eine Frau geliebt, aber nie zusammen." Sie holte tief Luft. „Aber ich sehne mich nach dieser langen Zeit der erzwungenen Enthaltsamkeit danach, wieder in die Arme genommen und geliebt zu werden. Und ihr beide liebt und beschützt mich jeden Tag. Bei Euch fühle ich mich irgendwie geborgen und habe keine Angst."

Helle quittierte die lieben und zugleich selbstbewussten Worte Birtes mit einem lang anhaltenden und intensiven Kuss, der bei beiden Frauen endgültig das innere Feuer entzündete. Birte drehte ihren Kopf auf die andere Seite, küsste mich mit derselben Intensität und wir drei wurden schnell ein engumschlungenes Trio, dessen sechs Hände auf streichelnde und erkundende Wanderschaft gingen.

Helle stand plötzlich auf und zog uns Birte und mich an je einer Hand in die Höhe. „Ich glaube, wir brauchen mehr Platz."

Wir stimmten zu und fanden uns wenige Augenblicke in meinem Schlafzimmer wieder. Unsere Begierde nach unmittelbarem nackten Körperkontakt resultierte in einem unglaublich schnellen, gegenseitigen Striptease, dann standen wir in enger, nackter Umarmung und setzten die stimulierende Körpererkundung mit unseren Händen fort. Zu Helles und meiner Verblüffung fanden wir Birtes Liebeszentrum absolut haarlos vor, was mich dazu veranlasste, etwas Abstand zu nehmen und sie von oben bis unten zu mustern.

„Du siehst wirklich fantastisch aus", machte ich ihr ein vorbehaltloses Kompliment. „Und Deine Pussy erst recht. Rasierst Du Dich?" Ich war echt neugierig geworden.

„Ja. Der Maskenbildner, der mich vor zwei Jahren so grundlegend verändert hat, hat mir dies empfohlen, damit es keine Irritationen bei meinen Bühnenkostümen gibt. Sagte mir, dass das alle Ballerinas am Königlichen Theater so machen. Und ich finde das mittlerweile sehr angenehm und hygienisch."