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Krieg und Liebe - Swinging Nyhavn

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JoeMo1619
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Helle war vor ihr in die Knie gegangen und betrachtete das blanke Paradies mit großen Interesse. „Wunderbar!" murmelte sie, dann zog sie Birte an ihren Pobacken zu sich heran und küsste ihren Venusberg, wobei ihre Zungenspitze bis an den Kopf von Birtes Pussy vorstieß und dort sofort Kontakt zu ihrer leicht hervorragenden Clit fand. Birte stöhnte mit ihrer wunderbaren tiefen Altstimme lustvoll auf.

Wenig später hatten wir auf meinem Bett ziemlich spontan eine Position gefunden, die für die nächsten Monate unser absolute Lieblingsstellung werden sollte. Ich lag flach auf meinem Rücken, mein mit beiden Mündern und Zungen angeheizter Schwanz hart und steil in die Höhe ragend, dazu eine Geliebte auf dem guten Stück reitend und die andere Geliebte in derselben Reitposition auf meinem Mund und meiner Zunge, was mir zugleich volle Bewegungsfreiheit meiner beiden Hände beließ. Birte wollte unter allen Umständen eine erneute Schwangerschaft vermeiden, so dass sie zumeist die Position auf meinem Kopf bevorzugte und Helle den Ritt bis zum spritzenden Orgasmus überließ. Nur an Tagen, an denen sie sich absolut sicher fühlte, tauschten meine beiden Geliebten, teilweise mehrfach ihre Position wechselnd. Was für Helle wie für mich sehr schön und stimulierend war, waren die heftigen, sehr feuchten und lauten Orgasmen unserer Jazzsängerin, die sich nach den vorsichtigen ersten Dreiern absolut sicher fühlte und total hemmungslos ihre inneren Gefühle auslebte.

„Was für ein paradiesisches Leben beschert ihr mir", gestand ich Helle und Birte an einem Abend, nachdem wir uns in einer sehr warmen Juninacht regelrecht ausgetobt hatten. Beide Frauen bedankten sich mit einer langen Abfolge von intensiven Zungenküssen, die meinen besten Freund zu einer Zusatzschicht bereit machten. Hier hatten sich dann Helle und Birte zu einem neckischen Reiterwechselspiel aufgemacht, bei dem sie sich alle paar Minuten auf mir abwechselten. Innerlich und im Kopf explodierte ich ein weiteres Mal, aber in Wirklichkeit hatte ich mein cremiges Pulver schon zuvor verschossen.

Wir drei, aber auch Helles Töchter und ihre beiden deutsch-dänischen Polizeiliebhaber, hätten ewig so weiterleben können. Wir hatten genug zu essen und zu trinken, wir hatten intakte Häuser, die -- mit Ausnahme des britischen Bombenangriffs auf die Großwerft Burmeister & Wain in Christianshavn in Januar 1943 - bis dahin keine kriegsbedingten Beschädigungen aufwiesen, wir hatten Arbeit, wir hatten mein und unser ‚Swinging Oscar' mit seiner Musik und seinen Gästen und wir hatten ein wundervolles Liebesleben. Aber der Krieg, der uns bis dahin vergleichsweise wenig beeinträchtigt hatte, sollte das Leben von uns sieben, aber auch vieler anderer Menschen, nachhaltig beeinflussen und verändern.

Seit der Katastrophe von Stalingrad im Januar 1943 berichteten die dänischen Zeitungen in erstaunlicher Neutralität das ganze Frühjahr und im Sommer über die sich häufenden Niederlagen der bis dahin als unverwundbar angesehenen deutschen Wehrmacht. Das deutsche Afrika-Korps war mit der Kapitulation in Tunesien eliminiert, der alliierten Landung im Winter 1942 in Nordafrika war am 10. Juli 1943 die erfolgreiche Landung auf Sizilien gefolgt, die den Sturz des Duce als uneingeschränkten Herrscher Italiens zur Folge hatte. Zudem hatte an der Ostfront in der bis dahin größten Panzerschlacht des Krieges die deutsche Wehrmacht eine weitere Niederlage erlitten. In dieser Atmosphäre änderte sich die bis dahin kooperativ-gleichgültige Stimmung der dänischen Bevölkerung langsam, aber stetig in eine mehr feindselige Haltung. Ende August brachen in Odense erste, kommunistisch aus dem Untergrund gesteuerte Streiks und Demonstrationen aus, die in anderen dänischen Städten ihre Fortsetzung fanden. Die zunächst auf Fünen und Jütland konzentrierten Aktionen erreichten im Laufe des August auch die Hauptstadt.

Ende August hatten Hitler und seine Reichsregierung von den dänischen Zuständen genug. Sie bestellten den Reichsbevollmächtigten Dr. Best ins Führerhauptquartier und befahlen ihm, die bisher auf Kooperation ausgerichtete Ober-Verwaltung Dänemarks durch die Verhängung des Kriegsrechtes zu beenden und damit die direkte Herrschaft über das Land zu übernehmen.

Am Abend des 28. August 1943 war im ‚Swinging Oscar' trotz der angeheizten politischen Situation mit voll besetzten Tischen die übliche, ungezwungene Samstagabendstimmung als Magnus Nyrup Olsen, Klaus Norden und Helles Töchter ihren reservierten Nischenstammtisch aufsuchten. Die beiden Männer wirkten niedergeschlagen, sie hatten den ganzen Samstag gearbeitet und waren in die augenscheinlich heftigen Verhandlungen zwischen Dr. Best, dem deutschen Militärbefehlshaber General von Hanneken und der dänischen Regierung involviert gewesen.

„Morgen früh verhängt das Deutsche Reich den militärischen Ausnahmezustand über ganz Dänemark und führt die direkte Militärverwaltung ein", brach es nach dem dritten, schnell heruntergestürzten Bier aus Klaus Norden heraus. „Das friedliche Miteinander ist zu Ende. Und unsere fröhliche Zeit im ‚Oscar' auch."

Friedrike und Christiane schauten ihn und Magnus fassungslos an. Dieser nickte nur mit dem Kopf. „Das bedeutet, dass das dänische Militär entwaffnet und aufgelöst wird. Und unsere Polizei direkten Befehlen der deutschen Polizeiführung einschließlich Sicherheitsdienst und Gestapo unterstellt wird."

„Und was bedeutet das für uns?" Die beiden Frauen und Künstlerinnen hatten regelrecht Panik im Gesicht, während um sie herum immer noch das fröhliche, stimmungsvolle und von der Musik angeheizte Samstagleben im ‚Oscar' ablief. „Und für das ‚Oscar' hier, einschließlich seiner Menschen?"

Klaus Norden zuckte mit den Schultern. „Wird mit ziemlicher Sicherheit freundloser. Ob die Lokale und Restaurants in Nyhavn vielleicht mit reduzierter Öffnungszeit weiter laufen können, weiß ich nicht. Vielleicht werden sie auch geschlossen. Oder man entzieht einzelnen Etablissements die Schankzulassung. Der Jazz hier ist ohnehin bei unseren höheren Chargen verpönt."

„Müssen wir Angst für uns selbst haben?" Christiane schaute jetzt Klaus direkt an.

Der zuckte wieder verlegen mit den Schultern. „Eigentlich nein. Ich habe das ja schon in Frankreich erlebt. Da hat sich das Alltagsleben dann relativ schnell normalisiert. Aber ich wäre an Eurer Stelle abends immer zuhause. Und tagsüber einfach vorsichtig." Er schaute mit sichtbarer Wehmut seine drei Tischgenossen an. „Selbst wenn das ‚Oscar' weiter öffnet bleibt, ich weiß nicht, ob ich noch einmal hierher kommen kann. Die Verhältnisse zwischen Euch Dänen und uns Deutschen werden sicherlich frostiger."

Christiane machte auf dem Rückweg von der Toilette einen Umweg und kam mit sichtbar verstörtem Gesicht zu Helle und mir an die Bar. „Ab morgen früh stehen wir unter deutscher Militärverwaltung und Kriegsrecht", sagte sie nur. „Bereitet Euch und das ‚Oscar' darauf vor!" Dann eilte sie wieder an ihren Tisch zurück.

„Und nun?" Jetzt war es an der Zeit für Helle, sichtbar verstört auszusehen. „Deutsche Militärverwaltung und deutsches Kriegsrecht heißt meiner Meinung nach auch deutsches Rassenrecht. Oder?"

Ich zuckte mit meinen Schultern. „Weiß ich nicht. Aber das Risiko besteht." Dann erhob ich mich. „Ich spreche jetzt mit allen Mitarbeitern und sage ihnen, dass sie bis nach Lokalschluss hier bleiben sollen. Ich mache das dringend."

Meine als Wunsch vorgetragene Anordnung wurde vollständig befolgt.

„Ich habe sichere Informationen, dass die wilde politische Lage der letzten vier Wochen von deutscher Seite morgen früh mit der Verhängung des militärischen Ausnahmezustandes beantwortet wird. Das heißt, dass Dänemark damit offiziell ein besetztes Land und unter deutsches Kriegsrecht gestellt wird. Und das wird Konsequenzen haben. Erste Konsequenz ist, dass wir morgen geschlossen bleiben. Es gilt dieselbe Regelung wie vor drei Jahren. Ich bezahle Euch nächste Woche Euern vollen Lohn, dann müssen wir sehen, ob wir wieder öffnen können und dürfen."

Die Nachricht schlug in meiner Belegschaft wie eine Bombe ein. Und alle Befürchtungen und Ängste, die im April 1940 und in den letzten drei Jahren immer wieder uns beschäftigt hatten, kamen wieder hoch.

„Das heißt, dass die deutschen Rassegesetze ab morgen auch hier gelten", fragte mein langjähriger Barchef Hans Mortensen zögernd.

„Wahrscheinlich ja", antwortete ich genauso zögernd. „Ich weiß nur nicht, ob und wann die deutsche Polizei dies auch in Dänemark durchsetzen wird. Ihr Hauptinteresse gilt im Moment eher Kommunisten und Widerständlern."

„Dann wirst Du auf mich leider ab morgen verzichten müssen", erwiderte Hans langsam. „Schade, das ‚Oscar' war mein Zuhause." Er stand auf, ging direkt auf mich zu und umarmte mich spontan. „Du bist der beste Chef, den man sich vorstellen kann", sagte er leise. Ihm liefen die Tränen über die Wangen. „Ich hoffe, wir werden uns in diesem Leben wiedersehen." Er nahm seine leichte Sommerjacke, zog sie über seinen Dienstanzug und winkte in die Runde. „Lebt wohl und überlebt den Wahnsinn." Dann verließ er schnellen Schrittes das Lokal und eilte mit unbekanntem Ziel fort. Ich erfuhr erst zwei Sommer später, was aus Hans wurde.

Die darauffolgenden zwei Wochen war das ‚Swinging Oscar' wie fast alle Restaurants, Theater, Lokale und Konzertstätten geschlossen. Den jetzt voll unter deutscher Zensur stehenden Zeitungen konnte man entnehmen, dass die königliche Familie immer noch im Land weilte, jedoch die dänische Regierung offiziell zurückgetreten war. Die Verwaltungsarbeit wurde jetzt von den Staatssekretären unter deutscher Aufsicht wahrgenommen. Das im März noch neu gewählte Parlament war auf unbestimmte Zeit suspendiert.

Helle, Birte und ich diskutierten uns die Köpfe heiß, was wir in Zukunft machen sollten, teilweise waren auch Friedrike und Christiane an unseren Diskussionsrunden im leeren Restaurant des ‚Oscar' beteiligt. Immerhin hatten wir einen prall gefüllten Getränkevorrat, dem wir auch reichlich zusprachen.

Mitte September stand plötzlich Sven-Olaf Bengtsson vor meinem verwaisten Lokal. „Sie haben in den letzten Jahren unserer Organisation gute Dienste geleistet", begann er das Gespräch. „Unsere Unterstützungszahlungen an die bedürftigen Familien sind von Ihnen mit brillanter Akkuratesse gemanagt worden." Er holte tief Luft und nahm einen großen Schluck aus seiner Kaffeetasse. „Die Bedingungen sind in den letzten Wochen schlechter und gefährlicher geworden. Viele Genossen sind in den letzten zwei Wochen verhaftet und in Lager verschleppt worden. Andererseits sind wir uns sicher, dass der Sieg unser sein wird. Wir müssen also nur durchhalten, um anschließend ein freies und gerechtes Dänemark aufzurichten."

Ich nickte stumm. Ich fühlte mich nicht als Widerstandskämpfer, ich war Musiker und Gastwirt.

„Wir gehen davon aus, dass spätestens im Oktober die deutsche Militärverwaltung versuchen wird, wieder Normalität einziehen zu lassen. Hat sie in anderen besetzten Ländern auch so gemacht. Wir wollen deshalb ihr ‚Swinging Oscar' als wichtige Drehscheibe in unserem Netzwerk weiter nutzen. Das heißt, dass die über das Lokal abzusteuernden Geldströme deutlich größer werden würden. Wären Sie dazu bereit?"

Ich faltete meine Hände und spielte nervös mit meinen Fingern. Dann antwortete ich zögernd. „Voraussetzung Nummer 1 wäre die Wiedereröffnung meines Lokals. Ohne die täglichen Geldeinnahmen hier würde diese Art Widerstandsbank sofort auffallen."

Sven-Olaf Bengtsson lachte. „'Widerstandsbank' gefällt mir. Ich habe diesen Begriff hiermit in meinen Sprachschatz übernommen."

Ich lächelte zurück. „Ist ja so. Ich nehme Einlagen entgegen und führe Auszahlungen aus." Dann holte ich tief Luft. „Im Grundsatz ja. Denn mir geht diese Form der neuen deutschen Herrschaft gewaltig gegen den Strich."

„Danke", antwortete Sven-Olaf. „Dann machen wir das wie bisher weiter. Sie führen eine Liste über Royalty-Zahlungen für diverse Jazzstücke, die per Notenblatt bei ihnen eingereicht werden. Und ich sorge für die notwendigen Einzahlungen." Er reichte mir wie bei einem erfolgreichen Vertragsabschluss die Hand. „Wir werden nicht vergessen, wer mit uns in diesen dunklen Zeiten fair und aufrecht zusammengearbeitet hat."

Sven-Olaf Bengtsson war bereits aufgestanden, als er noch eine Zusatzbemerkung machte. „Wenn es Ihrerseits Handlungsbedarf gibt, stehen unserer Organisation diskrete Mittel und Wege zur Verfügung, Menschen nach Schweden in Sicherheit zu bringen." Er entnahm seiner Brieftasche eine vollkommen normal aussehende Visitenkarte. Auf dieser stand nur eine Adresse, kein Name. „Schicken Sie einen Boten Ihres Vertrauens im Bedarfsfall an diese Adresse. Kennwort ist einfach ihr Lokalname, ‚Swinging Oscar'. Ich arrangiere dann alles."

Ich nahm die Visitenkarte dankend entgegen. „Danke. Man weiß nie, wann man eine solche Hilfe benötigt."

Drei Tage später bekam ich eine Ahnung, dass diese Visitenkarte extrem wichtig werden könnte. Das ‚Swinging Oscar' war unter dem unverändert geltenden Ausnahmezustand geschlossen, was wir für einige, lang aufgeschobene Renovierungsmaßnahmen nutzten. Optimistisch, wie es mein Naturell war, ging ich von einer baldigen Wiedereröffnung aus. Am späten Nachmittag klingelte es lang anhaltend, so dass ich selbst an die Tür ging, um zu öffnen. Vollkommen überraschend stand Klaus Norden vor der Tür.

Er schaute wie ein Verfolgter kurz nach rechts und links, dann drängte er regelrecht in den Eingang. „Wir müssen unbedingt miteinander sprechen. Und mich darf niemand sehen."

Ich zog meine beiden Augenbrauen hoch und schaute ihn erstaunt an. „Ist was passiert?"

„Ja. Deshalb bin ich hier. Wo können wir ungestört reden?"

Ich dachte kurz nach. Meine Helfer renovierten gerade im Publikumsraum und Restaurant. „Die Küche ist leer. Lass uns dorthin gehen."

Es dauerte nur wenige Augenblicke, bis wir die verwaiste Küche betraten. Ich schaltete das Licht ein und ging mit Klaus in die hintere Ecke hinter einen Mauervorsprung, so dass uns selbst ein plötzlicher Besucher in der Küche nicht sofort sehen konnte.

„Was gibt es?"

„Verdammt viel", sagte Klaus in zornig klingendem Tonfall. „Der Reichsbevollmächtigte, also Dr. Best, und General von Hanneken als Militärbefehlshaber haben vom Führerhauptquartier und vom Reichsführer SS Himmler den Befehl erhalten, Dänemark so schnell wie möglich judenfrei zu machen."

Ich atmete tief durch. „So etwas Ähnliches habe ich erwartet."

„Bei uns im Hauptquartier werden derzeit von SD, Gestapo und Helfern unter Hochdruck Listen über Dänen mit jüdischer Abstammung erstellt. Die Gestapo hat dazu eine erstaunliche Menge an Unterlagen und Kirchbüchern aus Synagogen beschlagnahmt und wertet diese zurzeit aus. Ich habe auf ein paar Listen meinen Blick werfen können und dabei den Namen ‚Professor Helle Schmidt' entdeckt." Klaus Norden blickte mich scharf an. „Warum steht Deine Helle auf so einer Liste?"

„Weil sie jüdische Eltern hatte und im deutschen Apenrade geboren ist", blaffte ich zurück. „Und Deine Nazis anscheinend ein altes deutsches Kirchenbuch oder Stammbuch aus Apenrade gefunden haben.

„Das heißt, dass Helle ‚Volljüdin' ist, wenn ich die gesetzliche Bezeichnung benutzte?"

„Ja. Und ich werde alles tun, um sie vor Euch zu beschützen!"

„Rege Dich ab Oscar. Deshalb bin ich ja hier. Deine Antwort bedeutet für mich, dass auch Helles Töchter mindestens ‚Halbjüdinnen' sind."

„Ja. Wenn man Eure merkwürdige Rassengesetze so liest, hast Du recht."

„Genau das ist das Problem. In der SS, beim SD und in der Gestapo lesen viele die Gesetze genau in dieser Form. Deshalb sind alle drei aus meiner Sicht absolut gefährdet, verhaftet und deportiert zu werden."

Ich verstand. „Das heißt, sie müssen so schnell wie möglich fort von hier."

„Genau. Unser Marineattaché Duckwitz hat mit der schwedischen Regierung über die Aufnahme der dänischen Juden gesprochen und eine positive Antwort erhalten. Dr. Best weiß das, ihm ist egal, wie die Juden aus Dänemark verschwinden. Aber Du siehst vermutlich ein, dass wir Deutschen dies nicht organisieren können."

„Gut!" sagte ich entschlossen. „Ich weiß, was ich zu tun habe. Danke für die Nachricht, Klaus. Ich werde Dir das nicht vergessen."

Genauso schnell und heimlich wie er gekommen war, verschwand Klaus Norden wieder. Ich hatte jetzt jedoch eine Reihe von Gesprächen zu führen. Zuerst ging ich ins Obergeschoss meines Hauses, setzte mich zu Birte alias Lone und berichtete ihr die neuesten Nachrichten.

„Und was rätst Du mir, Oscar?" war ihre präzise Frage.

„Ich denke, dass Deine Tarnung nicht auf Dauer hält. Und damit sind Du und Deine Kinder aufs Höchste gefährdet."

Ich sah, dass Birte die Tränen in die Augen stiegen. „Und wovon sollen wir leben, wenn wir nach Schweden fliehen. Wir haben doch nichts."

„Hm." Ich dachte einen Augenblick nach. „Ich glaube, ich habe eine Lösung. Ich habe einen guten Freund in Göteborg, der ein ähnliches Jazzlokal wie das ‚Swinging Oscar' betreibt. Und darüber hinaus als Küntsler-Agent tätig ist. Ich schreibe ihm einen Brief, den Du als Empfehlungsschreiben mitnimmst. Wenn Lasse Deine Stimme hört, nimmt der Dich sofort unter Vertrag. Vermutlich zahlt er sogar besser als ich." Ich grinste schwach. „Lasse war schon immer großzügiger als ich."

Nachdem ich auch Helle und ihre Töchter alarmiert und von Ihnen ebenfalls die Zustimmung zur Flucht erhalten hatte, setzte ich mich auf mein Fahrrad und fuhr quer durch die Innenstadt zur Vesterbrogade direkt hinter dem Hauptbahnhof. Die Adresse auf der Visitenkarte stellte sich als gutes Bürohaus heraus, dass durch zwei blanke Messingschilder als Sitz von zwei schwedischen Schifffahrts- und Handelsunternehmen gekennzeichnet war. Auf mein Läuten hin öffnete mir ein wahrhaftiger Hüne mit sehr schwedischem Aussehen, mindestens 2 Meter groß und sicherlich 100 kg schwer, ein absoluter Athlet. Seine Frage nach meinem Begehr beantwortete ich mit dem mir aufgegebenen Kennwort, worauf der Hüne ohne Zögern die Tür öffnete und mich einließ. Zwei Minuten später saß ich Sven-Olaf Bengtsson in einem feinst eingerichteten Kaufmannskontor gegenüber.

„Ich habe Sie schon erwartet, lieber Herr Olsen", begrüßte er mich mit einem schelmischen Lächeln. „Um wieviel Personen handelt es sich?"

„Drei Künstlerinnen, die Mutter ist Professor an der Kunsthochschule, und ihre zwei Töchter, beide examiniert. Dazu die Ihnen bekannte Lone Arendsen mit ihren beiden minderjährigen Kindern. Hat die letzten zwei Jahre bei mir gelebt und gearbeitet."

„Ich weiß. Ihre ‚BB Bird', die Sängerin."

„Ja."

„Gut", antwortete Sven-Olof Bengtsson langsam. „Wir machen jetzt folgendes: die vier Frauen und zwei Kinder sollen sich morgen am späten Nachmittag mit leichtem Gepäck -- nicht mehr als ein Koffer und ein Rucksack pro Person - bereit halten. Sie werden abgeholt. Wir bringen sie in der Nacht über den Öresund. Wissen die Frauen, wohin sie in Schweden weiterreisen können?"

Helle Schmidt, das ist die Kunstprofessorin, will mit ihren Töchtern zu einer ehemaligen Kollegin, die 1941 zur Universität nach Lund gegangen ist. Und BB Bird besitzt von mir ein Empfehlungsschreiben an einen Kollegen und Musikeragenten in Göteborg."

„Gut. Dann organisieren wir auch den Weitertransport."

Als wir uns kurz darauf voneinander verabschiedeten, ergänzte der schwedische Kaufmann noch: „Das ist mein Danke für unsere Zusammenarbeit, Herr Olsen. Gerade in diesen Zeiten müssen wir solidarisch zusammenstehen."

Mehr als schweren Herzens verabschiedete ich mich am kommenden Nachmittag von den vier Frauen und den beiden Kindern, die mir in den letzten Jahren alle sehr ans Herz gewachsen waren. Helle und ich hatten uns in der zurückliegenden Nacht noch einmal in aller Intensität geliebt, nicht wissend, wie lange wir voneinander getrennt sein würden.

Beim Abschied erzählte mir Helle, dass sie für ihre Wohnung und ihren dort befindlichen Besitz einschließlich der Habe ihrer beiden Töchter ein ungewöhnliches Arrangement getroffen hatte. „Klaus Norden wird meine Wohnung in ihrem jetzigen Zustand übernehmen und dort wohnen. Auf die Weise ist gesichert, dass kein Nazi sich an unserem Besitz vergreift. Er hat mir versichert, dass er auf alles einen besonders sorgsamen Blick werfen wird." Als ich sie total überrascht anblickte, setzte sie nach. „Ich vertraue ihm. Er liebt Christiane und nur aufgrund seiner verräterischen Initiative sind wir in der Lage, ohne Schaden zu fliehen. Helfe ihm, wenn er Deine Hilfe braucht."

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